Die Passauer Domorgel wird ab Herbst 2020 umfassend renoviert. Rund fünf Jahre wird das Großprojekt dauern, die Kosten belaufen sich auf ca. 6,5 Millionen EUR. Während der Sanierungsphase wird die weltberühmte Orgel aber immer teilweise bespielbar sein. Alle Details wurden am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Domchorsaal vorgestellt.
Nach beinahe 40 Jahren seit der letzten großen Instandsetzung muss sich die „Königin der Instrumente“, wie die Orgel gern bezeichnet wird, einer Generalsanierung unterziehen. Staub und Schimmelbefall haben der Domorgel stark zugesetzt, auch altersbedingte Materialermüdung zeigt sich, die Statik bereitet Probleme und auch der Brandschutz muss auf einen aktuellen Stand gebracht werden. Eine eigens einberufene Orgelkommission hat über Jahre eine genaue Erhebung der Schäden durchgeführt und einen Plan für die Generalsanierung des weltberühmten Instruments erarbeitet. Dieser soll ab Herbst 2020 umgesetzt werden. Dompropst Dr. Michael Bär stellte das Großprojekt Domorgelsanierung eingangs der Pressekonferenz vor.
„Das Domkapitel zum Heiligen Stephanus stellt sich zusammen mit dem H.H. Bischof Dr. Stefan Oster SDB der Verantwortung, das Orgelwerk in der Kathedrale für künftige Generationen zu sichern, damit es weiterhin als Königin der Musica Sacra zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen erklingen kann.”
Bericht über die Pressekonferenz
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Bischof Dr. Stefan Oster sagte in seinem Statement, dass wir heute in der Verkündigung auch einen deutlichen Akzent auf die Betonung des Schönen, auf die Ästhetik legen dürften. „Denn unsere große christliche Tradition hat einen unfassbar reichen Schatz an kulturellem Erbe in Kunst, Architektur, Literatur – und eben auch Musik“, so der Bischof. „Und die vielen Menschen, die unserer Tradition solch herausragende Kunstwerke geschenkt haben, waren eben gläubige Menschen, ihre Kunst war und ist immer auch Ausdruck ihres Glaubens.”
„Heute sind Ästhetik, Schönheit, Kunst ein überaus wichtiger Zugang zum Glauben. Und wohl nicht mehr zuerst die Lehre oder die Moral — auch wenn diese wichtig bleiben. Aber wenn Menschen spüren, dass große Kunst, große Musik tiefen Glauben zum Ausdruck bringt, dann fragt sich der eine oder andere vielleicht, wer denn dieser Gott ist, der in solcher Schönheit verehrt wird.”
Das Spiel der Orgel baut Brücken zwischen Himmel und Erde. Die Passauer Domorgel begeistert jährlich Tausende Menschen — Touristen wie Gläubige. Alleine im Jahr 2018 waren es über 140.000 Besucher. Neben Reinigung und Ertüchtigung der Orgel, steht beim Großprojekt natürlich auch der Klang der Passauer Domorgel im Fokus. Domorganist Ludwig Ruckdeschel und der Orgelbauer Ekkehard Fehl erläuterten beim Pressegespräch sowohl die Sanierungsteilschritte der Orgel im Dom, als auch das klangliche Konzept. Dieses soll im Zuge der Generalsanierung der Orgel überarbeitet und dabei die Besonderheiten der Steinmeyer-Orgel, die 1928 im Passauer Dom eingebaut wurde, wieder in den Vordergrund des Klangerlebnisses gestellt werden. Durch die Synthese aus Elementen der Steinmeyer-Orgel und der bestehenden Orgel (1978 bis 1981 umgestaltet durch die Firma Eisenbarth aus Passau) wird die Orgel um mehrere Register und auch Pfeifen anwachsen.
Philipp Klais, von der Firma Klais Orgelbau aus Bonn, stellte dann die Zusammenarbeit der verschiedenen Orgelbauunternehmen vor. Beteiligt am Großprojekt sind die Orgelbaufirmen Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt, Klais Orgelbau aus Bonn, die Passauer Orgelbaufirma Eisenbarth und das Orgelbauunternehmen Casavant Frères aus Kanada.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der beim Pressetermin nicht fehlen durfte, waren die Finanzen. Über die Kosten des Großprojekts und den Zeitplan, informierte Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleiter. Die Sanierung der Orgel wird ca. 6,5 Millionen Euro kosten und knapp 5 Jahre dauern.
„In vorausschauender Weise wurden für die Sanierungsmaßnahme bereits seit vielen Jahren zweckgebundene Rücklagen aufgebaut. Gebildet wurden diese Rücklagen aus dem laufenden Betrieb der Orgelkonzerte. Geplant sind darüber hinaus auch Sponsoring-Aktivitäten, um Förderer für die größte Domorgel weltweit zu akquirieren.”
Da die Bespielbarkeit der Domorgel auch während der Sanierungsphase in den kommenden Jahren gewährleistet ist, sei man zuversichtlich, dass auch weiterhin Gelder aus den Konzerten für die Domorgelsanierung bereitgestellt werden können, so Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleitner.
Die Klänge der größten Domorgel weltweit, werden also zu keiner Zeit völlig verstummen. Die einzelnen Orgeln werden nach der Reihe saniert, so wird die Passauer Domorgel während der gesamten Sanierungsphase — zwar teils eingeschränkt — aber zu den gewohnten Zeiten hör- und erlebbar bleiben.
Mehr Informationen über das detailierte Klangkonzept, das im Zuge der Sanierung umgesetzt werden soll, erfahren Sie hier: