Kardinal Christoph Schönborn hat am Samstag fünf Männer durch Gebet und Handauflegung zu Priestern geweiht. In seiner Predigt vor über 1.000 mitfeiernden Gläubigen betonte der Wiener Erzbischof, dass die Liebe Christi, die Versöhnung und das Vertrauen auf Gott als die zentralen Säulen des priesterlichen Dienstes.
Liebe Christi als Fundament
„Es bleibt ein Leben lang das Wesentliche des Christseins, schlicht und einfach mit Christus zu sein“, erklärte Kardinal Schönborn. Er hob hervor, dass die göttliche Liebe, die durch Christus geschenkt wird, der Kern des priesterlichen Dienstes ist. Diese Liebe soll im täglichen Handeln der neuen Priester widergespiegelt werden und als unerschöpfliche Quelle dienen. „In wirren Zeiten ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu besinnen“, so der Wiener Erzbischof weiter. „Was macht das Christsein aus? Schlicht und einfach: mit Christus zu sein!“ Christsein nehme an Jesus sein Maß: auf ihn zu schauen und ihm nachzufolgen.
Versöhnung – die zentrale Botschaft des Christentums
„Jesus hat mit seinem Tod und seiner Auferstehung die Welt mit Gott versöhnt“, sagte Schönborn. Er ermutigte die neuen Priester, den Dienst der Beichte und Versöhnung häufig auszuüben. „Nicht Vergeltung, sondern Vergebung, nicht Hass, sondern Versöhnung“, sei die zentrale Botschaft des Christentums. Dies bedeute, nicht mehr für sich selbst zu leben. Die beiden Tagesheiligen John Fisher und Thomas Morus seien Beispiele für das Paradox des christlichen Weges: Gerade die Botschaft der Versöhnung stößt oft auf Ablehnung. „Der Dienst der Versöhnung ist Auftrag an alle Christen und ganz besonders an die Priester“, so Schönborn weiter. Er freue sich darauf, nach seiner Emeritierung wieder mehr Zeit für diesen Dienst zu haben.
Vertrauen trotz Sorgen
Schönborn forderte die Priester auf, den Menschen in ihren schwierigen Lebenslagen beizustehen und ihnen Vertrauen auf Gott zu lehren. „Macht euch keine Sorgen um das Morgen“, zitierte er Jesus. „Zeigt den Menschen, wie sie ihr Vertrauen auf Gott setzen können.“ Dabei betonte er, dass dieses Vertrauen nicht leichtfertig über die Lippen kommen dürfe, sondern tief in den Alltag der Menschen eingebettet sein müsse. Der Kardinal betonte die Notwendigkeit, sich leidenschaftlich für die Sorgen der Menschen zu interessieren. „Priester sollen wissen, mit welchen Herausforderungen die Menschen konfrontiert sind, und ihnen in ihren Nöten beistehen“, sagte er. Nur durch echtes Interesse und Verständnis für die alltäglichen Sorgen könnten Priester authentisch von Vertrauen und göttlicher Fürsorge sprechen. Jesus selbst habe den Ruf „Macht euch keine Sorgen!“ vor dem Hintergrund seiner dreißigjährigen Erfahrungen mitten in den Nöten und Schwierigkeiten des Alltags verkündet. Wenn er vom Vertrauen spricht, dann weiß er, wovon er redet, dann spricht er aus seiner Erfahrung. „Seid bitte behutsam, wenn ihr andere zum Gottvertrauen auffordert!“ so Kardinal Schönborn weiter, diese Haltung erfordere sehr viel. Es gelte vielmehr, vom Glauben der einfachen Leute zu lernen und sich vor ihnen zu verbeugen, für die wir Priester sein dürfen. Daher: „Bitte, keine frommen Sprüche!“
Schließlich warnte der Kardinal die Priester vor jeder abgehobenen Haltung. Statt mit dem Anspruch „Ich bin der Priester!“ aufzutreten, gelte es, Priester für die Menschen zu sein und ihnen nahe zu sein. Der Maßstab dafür sei die Liebe Christi zu den Menschen, so der Wiener Erzbischof.
Fünf Priester aus drei Ländern
Drei der fünf neuen Priester stammen aus Deutschland und wurden für den Dienst in der Erzdiözese Wien geweiht. Enrico Grube, Jahrgang 1978, kommt aus dem Bistum Magdeburg. Er hatte bereits eine akademische Laufbahn hinter sich, als er in den Dominikanerorden eintrat. Nach Ablauf seiner zeitlichen Gelübde trat er in das Wiener Priesterseminar ein und wird nach seiner Priesterweihe am Institut für Dogmatik der Universität Innsbruck tätig sein. Daniel Schmitt aus dem Bistum Würzburg ist mit 31 Jahren der jüngste der Neupriester. 2013 begann er sein Theologiestudium in Heiligenkreuz. Während dieser Zeit wohnte er in einem Studentenwohnheim in Mayerling, um seinen persönlichen Weg zu klären. Nach Abschluss des Studiums trat er 2019 als Quereinsteiger ins Wiener Priesterseminar ein und wird als Kaplan in der Pfarre Aspern tätig sein. Florian Damberger, Jahrgang 1992, stammt aus dem Bistum Passau. Er war bislang Diakon in Lichtental und wird ab Herbst im Pfarrverband KaRoLieBe als Seelsorger wirken. P. Michal Klučka aus Bratislava entschied sich mit 18 Jahren zur Taufe und fand früh seine geistliche Heimat bei den Salesianern Don Boscos. Er war Lehrer im ordenseigenen Gymnasium Unterwaltersdorf und wird dort auch nach seiner Priesterweihe wirken. Sein Mitbruder Chinedu Cosmas Okafor, 40 Jahre alt, stammt aus Nigeria und ist seit 2017 in Wien. Er war als Diakon in der Pfarre Stadlau tätig und wird nun als Kaplan dort weiter seelsorglich tätig sein. Siluan Gall, ein weiterer Kandidat aus dem Wiener Priesterseminar, hat die Weihe bereits am 1. Juni im byzantinischen Ritus empfangen, da er der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche angehört. Er verbringt nach der Weihe einige Zeit in einem griechisch-katholischen Kloster in den USA und wird anschließend in den seelsorglichen Dienst der Erzdiözese Wien eintreten.