Die geplanten Kürzungen der Bundeshaushaltsmittel für Entwicklungszusammenarbeit rufen lautstarken Protest hervor, auch Misereor-Bischof Burger warnt vor Kürzungen bei der Entwicklungshilfe. Engagierte Haupt- und Ehrenamtliche aus dem Bistum Passau schließen sich diesem Protest an. Im folgenden finden Sie den öffentlichen Brief an die Mitglieder des Bundestags.
Sehr geehrte Mitglieder des deutschen Bundestags,
mit großer Bestürzung verfolgen wir die aktuellen Diskussionen um die Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe für die Länder des Südens und Ostens. Im Bundeshaushalt 2025 soll der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung noch einmal um zwei Milliarden Euro verringert werden. Für die Folgejahre sind weitere Kürzungen angekündigt. Begleitet wird diese Diskussion von einer regelrechten Kampagne zur Diskreditierung der Entwicklungszusammenarbeit. Immer wieder kommt dabei eine unwürdige Mischung aus nationalistischer Tonlage und Desinformation dazu.
690 Millionen Menschen leben in extremer Armut. Jeder zehnte Mensch auf unserem Planeten hungert. Mehr als 100 Millionen sind Menschen auf der Flucht.
Wie kann Deutschland angesichts dieser Tatsachen seine Bemühungen im Kampf gegen die weltweite Armut einschränken? Eine handlungsfähige Entwicklungspolitik ist nicht nur aus humanitären Gründen geboten. Wir leben in einer Zeit sich multiplizierender Krisen, voller gewaltvoller Konflikte.
Krisen, die bisher nur von Ländern des Südens oder Ostens bekannt waren, treffen immer mehr auch Europa und Deutschland. Verarmung von ganzen Weltregionen und Staaten, Klimawandel, eine auf den Weltmarkt ausgerichtete Wirtschaft, die angespannte Sicherheitslage: Deutschland und Europa allein können in diesen Herausforderungen nicht bestehen. Wir brauchen weltweit verlässliche Partner*innen und ehrliche Verbündete. Müssen wir nicht bereit sein, für diese Partnerschaften eher mehr als weniger einzusetzen? Denn China und Russland wollen ihren Einfluss in Entwicklungs- und Schwellenländern stark ausbauen.
Wir schätzen es, wenn die Bundesregierung bei Staatbesuchen die Themen Menschenrechte und Demokratie auf die Tagesordnung setzt. Doch diese Worte mit Leben zu füllen, ist nur mit einer starken internationalen Kooperation, vor allem auch über die jeweiligen Zivilgesellschaften, möglich. Die geplanten Kürzungen hingegen schwächen die Glaubwürdigkeit Deutschlands und schaden dem Ansehen unseres demokratischen Gesellschaftsmodells.
Wir bitten Sie daher dringend, sich für eine solide finanzierte und somit für eine handlungsfähige deutsche Entwicklungspolitik einzusetzen — bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen ebenso, wie bei den öffentlichen Debatten.
Bitte treten Sie den populistischen Angriffen entgegen. In wenigen anderen Politikbereichen wird so detailliert ausgewertet, wie Gelder ausgegeben werden und was sie bewirken, wie im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Lassen Sie nicht zu, dass Deutschland seine Rolle als international geschätzter und glaubwürdiger Akteur verliert. Treten Sie für eine starke Entwicklungspolitik im Haushalt 2025 und für die Zukunft ein!
Mit freundlichen Grüßen
Christine Krammer — Leiterin des Referats Mission und Weltkirche,
zusammen mit dem Diözesanrat, dem BDKJ, des KDFB, der KLB und des Kolpingwerks
Im folgenden finden Sie aktuelle Projekte und Aktionen des Diözesanrats und der Verbände im Bistum Passau
Projekte des Kolping Verbands
In Malawi werden durch die Spenden vor allem für kleinbäuerliche Projekte wie z. B. den Erwerb von Tieren (Ziegen, Hühner, Schweine) und Saatgut verwendet. Ebenso finden Schulungen zum Umgang mit Saatgut und Tieren statt. Perspektivisch sollen auch Bildungsprojekte gefördert werden.
In Uruguay werden momentan zwei Projekte gefördert. Bei einem Projekt werden Multiplikatoren im Anlegen und nachhaltigen Betreiben von ökologischen Familiengärten zur besseren Selbstversorgung mit Lebensmitteln geschult. Beim zweiten Projekt werden junge Strafgefangene im Hinblick auf die Zeit nach der Haft qualifiziert Motorräder zu reparieren.
Projekte des KDFB
Claire Amitié — Eine Schule, die das Leben verändert
Seit 1981 können im Senegal im Ausbildungszentrum Claire Amitié der Diözese Thiès, Mädchen ab 14 Jahren eine ganzheitliche dreijährige schulische, berufliche und praktische Ausbildung absolvieren. Die Einrichtung nimmt vor allem Mädchen aus entlegenen Dörfern der Diözese auf, die noch nie eine Schule besucht haben oder diese abbrechen mussten. Sie kommen aus schwierigsten Verhältnissen. Die Gemeinschaft bietet ihnen die Möglichkeit, ein familiäres Umfeld zu erleben, zur Schule zu gehen oder eine handwerkliche Tätigkeit zu erlernen.
Solibrot – Backen.Teilen.Gutes tun…
Seit über zehn Jahren kooperieren das Katholische Hilfswerk MISEREOR und der KDFB Bundesverband in der Fastenzeit mit der Aktion “Solibrot”. Der KDFB-Diözesanverband animiert seine Mitglieder sich an der Aktion zu beteiligen. Mit jedem verkauften Solibrot geht ein Solidaritätsbeitrag von 0,50 € ein und wird für Projekte verwendet.
Projekte und Aktionen des Diözesanrats und des Diözesanrats-Sachausschusses „Mission, Entwicklung, Frieden“
Der Diözesanrat zeigt Solidarität mit der Einen Welt mit Spendensammlungen für Einzelprojekte im Rahmen der Vollversammlung, die 2 x jährlich stattfindet. Zudem bekommt das Thema der „Entwicklungszusammenarbeit“ immer wieder Raum in Sitzungen und Besprechungen, auch über die Einladung von Gästen aus dem Globalen Süden.
Der Diözesanrats-Sachausschuss „Mission, Entwicklung, Frieden“ trifft sich regelmäßig zu Themen der Entwicklungszusammenarbeit. Er ist das Sprachrohr der katholischen Laien auf Bistumsebene, und das weit über die Kirche hinaus als spür- und hörbares Gremium in Politik und Gesellschaft. Die Mitglieder engagieren sich mit Einzelaktionen, Konzeptentwicklungen und als Ideenschmiede für die Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit. Mit dem Gremium des Diözesanrates kommt die gemeinsame Berufung und Verantwortung aller Christen sichtbar zum Ausdruck.
Projekte der KLB
Mithilfe der Spenden konnte das Projekt „der Wüste Einhalt gebieten“ in der Diözese St. Louis im Senegal erfolgreich umgesetzt werden. Viele Pflanzen darunter Moringa-Bäume wurden gepflanzt, um so einen grünen Schutzwall gegen die Ausdehnung der Wüste zu schaffen. Ebenso umfasste das Projekt Gemüse- und Reisanbauflächen, auf denen die Bauern und Dorfbewohner durch eine Fachkraft aus- und weitergebildet wurden. Durch die Verbundenheit zur Diözese St. Louis laufen derzeit wieder Gespräche zur Planung ähnlicher Projekte vor Ort.
Projekte des BDKJ
Eine besonders erfolgreiche Initiative ist die Weihnachtspäckchenaktion, bei der Geschenke für bedürftige Kinder und Jugendliche in Rumänien/Satu Mare gesammelt werden. In den letzten Jahren wurde die Kooperation durch die Einrichtung der gemeinsamen Homepage “wunschzettel.zone” weiter verstärkt. Diese Plattform ist ein Gemeinschaftsprojekt der Caritas Passau, des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und des Bischöflichen Jugendamtes (BJA) Passau. Zusätzlich findet ein regelmäßiger Jugendaustausch statt.
Projekte und Aktionen des Referats Mission und Weltkirche
Das Referat Weltkirche im Bistum Passau koordiniert und initiiert vielfältige Projekte im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit: Vorträge in unseren Pfarreien mit Gästen aus dem Globalen Süden, Projektförderungen, Lernreisen zu Partnern, Unterstützung und Zusammenarbeit der Engagierten im Bistum, Organisation und Durchführung von Aktionen, Kooperationen mit den Kath. Hilfswerken.
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Wir helfen Ihnen gerne.
Christine Krammer
Referentin im Referat Mission und Weltkirche