Bischof

Die pure Freude am Glauben

Susanne Schmidt am 26.10.2022

221017 USA 7 Bild: Susanne Schmidt / pbp
Reise von Bischof Stefan Oster in die USA von 16. – 24.10.2022

"Deutschland und die USA - wir leben in ähnlichen Gesellschaften und doch sind die Ausdrucksformen des Glaubens sehr unterschiedlich – und deshalb so bereichernd.“, so fasste Bischof Dr. Stefan Oster SDB die vielfältigen Erfahrungen seiner USA Reise zusammen.

Gera­de in der reli­giö­sen Pra­xis fal­le auf, dass es den Men­schen hier viel leich­ter fällt, per­sön­lich über ihren Glau­ben zu spre­chen. Eine per­sön­li­che Got­tes­be­zie­hung ist sowohl Basis wie auch Ziel von vie­len in ihrem gläu­bi­gen Leben.“ Ver­gan­ge­ne Woche reis­te der Bischof zusam­men mit einer klei­nen Dele­ga­ti­on im Auf­trag der Jugend­kom­mis­si­on der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka. Eine Woche – gefüllt mit vie­len Tref­fen, Gesprä­chen, gegen­sei­ti­gem Aus­tausch und einer inter­na­tio­na­len Kon­fe­renz zur Theo­lo­gie Joseph Ratz­in­gers. Wir wur­den unend­lich offen emp­fan­gen und auf­ge­nom­men. Die Men­schen, die uns begeis­tert von ihren Glau­bens­pro­jek­ten berich­te­ten, haben uns ihr Herz geöff­net, um uns ganz nah zu zei­gen, was sie für Gott und für die Men­schen tun und auch wie sie es tun. Das war sehr inspi­rie­rend, z.B. gera­de in Fra­gen der Beru­fungs­pas­to­ral, wie geht es jun­gen Men­schen in ihren Beru­fun­gen zu hel­fen“, so Bischof Ste­fan Oster. 

Der ers­te Teil der Rei­se führ­te in die Haupt­stadt, Washing­ton D.C. Dort fan­den Tref­fen mit ver­schie­de­nen Ver­tre­tern der USCCB (US-Bischofs­kon­fe­renz) statt. Dort lau­fen sehr inter­es­san­te Pro­gram­me und Ange­bo­te für Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­nen, um den Glau­ben ken­nen­zu­ler­nen, zu ver­tie­fen und zu leben“, so Kaplan Huber­tus Ker­scher, der auch für das Bis­tum die Rei­se beglei­tet hat. Auch für den zukünf­ti­gen Jugend­pfar­rer war vie­les inspi­rie­rend. Man­ches, was wir gese­hen und gehört haben, kann moti­vie­ren, viel­leicht auch hier neue Räu­me zu eröff­nen, zum Bei­spiel wie wir über­haupt und noch bes­ser auf die Grup­pe der young adults – also der 18 bis 35jährigen – zuge­hen könn­ten“, so Ker­scher. Bevor es aller­dings soweit ist, braucht es zunächst viel Refle­xi­on. Es geht jetzt erst ein­mal nicht um blin­de Über­nah­me, son­dern um den Input durch reflek­tier­ten Ver­gleich und das, was davon viel­leicht auch in unse­rem Bis­tum frucht­bar sein könnte.“

Freude am Glauben leben

Die Freu­de am Glau­ben, das selbst­be­wuss­te und selbst­ver­ständ­li­che Auf­tre­ten in Öffent­lich­keit und Gesell­schaft als Chris­tin oder Christ – das habe die gesam­te Dele­ga­ti­on tief beein­druckt. Auch Dr. Ralph Poi­rel von der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz. Die­se gro­ße Leben­dig­keit war sowohl bei unse­ren Begeg­nun­gen in Washing­ton, aber auch in Steu­ben­ville spür­bar“, so Poi­rel. Das gan­ze gepaart mit dem star­ken Wil­len den Glau­ben zu leben und die­se Freu­de und Kraft dar­aus auch wei­ter­zu­ge­ben.“ Es ist berei­chernd zu erle­ben, mit wel­cher Unbe­fan­gen­heit hier oft­mals über den Glau­ben gespro­chen wird. Was kann man mit­neh­men: auch wenn die struk­tu­rel­len Gege­ben­hei­ten und poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen auf­grund der jewei­li­gen Geschich­te sehr unter­schied­lich sind, so sind doch die gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen und die Fra­gen nach Glau­bens­kom­mu­ni­ka­ti­on und der ange­mes­se­nen Gestalt von Kir­chen einer post­mo­der­nen, säku­la­ren Gesell­schaft sehr ähn­lich“, betont Dr. Poi­rel. Die Kir­che in den USA und die Kir­che in Deutsch­land ste­hen daher vor ähn­li­chen Her­aus­for­de­run­gen. Daher erhoff­te man sich auf der Rei­se aus den zahl­rei­chen Begeg­nun­gen und Gesprä­che den ein oder ande­ren Impuls, wie man auch in Deutsch­land Jugend­pas­to­ral gestal­ten kann oder Anre­gun­gen zum Umgang mit der ein oder ande­ren Fra­ge fin­det, die uns der­zeit umtrei­ben. Wie etwa gelingt es Jugend­li­che und auch jun­ge Erwach­se­ne bei den zahl­rei­chen Ver­än­de­run­gen und Über­gän­gen ihres Lebens als Kir­che zu begleiten?

221017 USA 5 Bild: Susanne Schmidt / pbp

Internationale Ratzinger Konferenz in Ohio

Der zwei­te Teil der Rei­se führ­te die fünf­köp­fi­ge Dele­ga­ti­on nach Steu­ben­ville im Bun­des­staat Ohio. Dort hat­te an der Fran­ciscan Uni­ver­si­ty die inter­na­tio­na­le Ratz­in­ger-Kon­fe­renz der Joseph Ratzinger/​Pope Bene­dikt XVI Foun­da­ti­on 2022” von 21. bis 22. Okto­ber statt­ge­fun­den. The­ma war Joseph Ratz­in­gers Visi­on der Kir­che und ihre Rele­vanz für die Her­aus­for­de­run­gen der Gegen­wart”. Bischof Dr. Ste­fan Oster war ein­ge­la­den, dort u.a. den Abschluss­vor­trag zu hal­ten, der sich dem theo­lo­gi­schen Erbe Ratz­in­gers wid­met, auch und gera­de im Hin­blick auf die Her­aus­for­de­run­gen, vor denen die Kir­che des 21. Jahr­hun­derts steht. Den Fokus sei­nes Vor­trags leg­te Bischof Oster auf das Fiat Mariens“.


Das Ja, das sie gege­ben hat, als ihr der Engel ver­kün­de­te, dass sie den Sohn Got­tes emp­fan­gen und gebä­ren wird. Dem­nach sei Maria als Mut­ter der Kir­che zu ver­ste­hen“, sie per­so­na­li­siert Kir­che im Ursprung“, so die Theo­lo­gie Ratz­in­gers. Das sei gera­de heu­te unter dem Para­dig­ma der Frei­heit wich­tig. Ihr fiat“ sei aus der Gna­de ermög­licht und kom­me gera­de des­halb auch voll und ganz aus ihr selbst, aus ihrer Frei­heit vor Gott. Ich glau­be, dass die­ses Ja für die Kir­che eine weit grö­ße­re Bedeu­tung hat, als wir es vor­der­grün­dig erah­nen“, so Oster. Er sei über­zeugt, dass jedes Ja, das ein Mensch auf den Ruf Got­tes in sein Leben hin­ein ant­wor­tet, zutiefst ver­wur­zelt ist in dem Ja, das Maria so ursprüng­lich gespro­chen habe. Das habe Aus­wir­kun­gen auf die Sozi­al­ge­stalt der Kir­che von Mor­gen, so Oster. Wenn es uns gelingt, durch unser eige­nes Leben, unse­ren eige­nen Glau­ben und in unse­rem Mit­ein­an­der so für Chris­tus durch­schei­nend zu wer­den wie Maria und in Maria, dann las­sen wir eine Sozi­al­ge­stalt von Kir­che erwach­sen, in der wir die Frei­heit und Wür­de jeder ein­zel­nen Per­son unbe­dingt aner­ken­nen. Die­ses Ja der Aner­ken­nung muss immer zuerst kom­men – ohne Vor­be­din­gun­gen“, so Oster in sei­nem Vortrag.

Initiativen der Neuevangelisierung

Neben der Kon­fe­renz orga­ni­sier­te die Uni­ver­si­tät ver­schie­de­ne Gesprä­che mit Initia­ti­ven, die in der katho­li­schen Kir­che in den Staa­ten ver­schie­de­ne Pro­gram­me der Neue­van­ge­li­sie­rung durch­füh­ren. In meh­re­ren Tref­fen wur­den die­se vor­ge­stellt, sodass die Dele­ga­ti­on ein Bild von den viel­fäl­ti­gen, krea­ti­ven und vor allem funk­tio­nie­ren­den Initia­ti­ven gewin­nen konn­te. Für die Erfah­run­gen und Gesprä­che der ver­gan­ge­nen Tage bin ich sehr dank­bar”, resü­mier­te Tobi­as Knell von der Arbeits­stel­le für Jugend­seel­sor­ge der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz. Die Kir­che in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten steht vor ähn­li­chen Her­aus­for­de­run­gen wie wir in Deutsch­land. Ins­be­son­de­re in der Fra­ge des Über­gangs aus den klas­si­schen Fel­dern der Jugend­pas­to­ral in die Pas­to­ral für jun­ge Erwach­se­ne konn­te ich für mei­ne Arbeit viel mit­neh­men. Die Impul­se die­ser Rei­se wer­den mir hel­fen, die­sen Über­gan­ge in Deutsch­land zukünf­tig bes­ser beglei­ten zu können.” 

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