
Bereits seit Jahrhunderten werden irdische Überreste von Heiligen verehrt. Diese „Reliquien“ werden besonders aufbewahrt, oft auch besonders verziert, geschmückt – sie werden „gefasst“. Reinhard Zehentner aus Mühldorf am Inn ist einer der letzten Reliquienfasser.
Reliquien und ihre besonders ausgestalteten „Fassungen“ ziehen bis heute ihre Betrachter in den Bann. Damals in der frühen Christenheit wurde Reliquien auch eine gewisse „Wunderwirksamkeit“ zugesprochen, weshalb sie sehr verehrt wurden. Um diese „Überbleibsel“ in Form von Knochen, oder z.B. auch Gewandresten entsprechend präsentieren zu können, müssen sie gefasst werden. Früher waren es nur wenige Klosterfrauen, die das Kunsthandwerk des reliquienfassens beherrschten. Mittlerweile wird es gar nicht mehr praktiziert und deshalb auch nicht mehr weitergegeben. Reinhard Zehentner hat sich das Kunsthandwerk selber beigebracht. Er kam in seiner Kindheit mit der Thematik in Berührung und war gleich fasziniert. Aus anfänglichen Versuchen mit Golddraht, Perlen und Seide, wurde später nach und nach ein Meister seines Fachs. Das prunkvolle Verzieren und Fassen von Reliquien wurde zum ehrenamtlichen Nebenjob, für den Denkmalpfleger im Hauptberuf. Seine feinen Arbeiten und seine geschätzte Expertise brachten ihm schnell einen weitreichenden Ruf ein und so wurden die Anfragen immer mehr. Die Auftraggeber sind seitdem Kirchen und Klöster, von hier bis nach Österreich.