Auf dem mächtigen Raumgerüst in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Aldersbach, das den gesamten Kirchenraum überspannt und bis auf Höhe des Gewölbes reicht, werden umfangreiche Untersuchungen zur Ermittlung des Restaurierungsumfangs an Stuck und Fresken durchgeführt. Die für die Restaurierung Verantwortlichen haben aktuell Arbeitsmuster aus nächster Nähe begutachtet und die Restaurierungsmethoden für die weitere Bearbeitung freigegeben.
Die beiden Restaurierungsfachbauleiter Michael Bengler und Peter Turek aus Dingolfing, die ihre Untersuchungsergebnisse vorstellten, hatten für die anwesenden Vertreter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Dr. Thomas Kupferschmied und Bernhard Symank, Kunstreferent Alois Brunner vom Bischöflichen Ordinariat Passau, Pfarrer Sebastian Wild, Kirchenpfleger Thomas Knödl sowie für die Verantwortlichen am Staatlichen Bauamt Passau, Norbert Sterl, Felix Viemann und Karin Rankl, gute Nachrichten: Der auf Stuck und Malerei vorgefundene Verschmutzungsgrad war geringer als ursprünglich vermutet. Allein mit einer Trockenreinigung mittels Staubmagnet und Trockenreinigungsschwamm sowie mit partieller bestandspflegender Feuchtreinigung ließ sich bereits ein gutes Restaurierungsergebnis erzielen. Frühere restauratorische Überarbeitungen aus den Jahren 1911 und 1961 müssen damit nicht großflächig abgenommen werden, sondern bedürfen nur dort, wo Schäden oder Störungen einsehbar sind, einer Abnahme in sogenannter ‚Strappo-Technik‘ mit anschließender Retusche. Risse werden gereinigt und mit einer Ausmischung von Kalkhydrat und Trockenpigment aufgefüllt.
Für Leitenden Baudirektor Sterl vom Staatlichen Bauamt Passau, das im Rahmen der Staatlichen Baupflicht für die Planung und Umsetzung der Gesamtrestaurierung sorgt, ist das ein Glücksfall, weil damit nicht nur eine substanzschonende, im besten Sinnen konservierende Oberflächenbehandlung erreicht, sondern durch den Verzicht auf eine zeitaufwändige Entfernung späterer Übermalungen zugleich auch hinsichtlich Kosten und Bauzeit eine wirtschaftliche Lösung gefunden wurde.
Auf dieser Basis wird nun die Erstellung der Leistungsverzeichnisse für die der Restaurierungsarbeiten an Fresken, Fassungen und Stuckornamenten erfolgen. Die Arbeiten an der Raumschale können nach anschließender Ausschreibung und Vergabe im Sommer 2020 beginnen. Aktuell hat das Staatliche Bauamt Passau für die Innenrestaurierung der Asamkirche bereits Planungs- und Bauleistungen in Höhe von mehr als 4,5 Millionen Euro vergeben.
Den Untersuchungen sind bereits umfangreiche Arbeiten vorausgegangen: In der Kirche wurden Depot- und Werkstattboxen mit einer Nutzfläche von etwa 180 m² auf zwei Ebenen errichtet, in denen die Ausstattungselemente der Seitenaltäre (z. B. Gemälde, Plastiken, Aufsätze des Chorgestühls, der Beichtstühle u. a.) für die Zeit der Innenrestaurierung eingelagert sind. Zum Schutz des historischen Bodenbelages wurde eine Fläche von etwa 1.100 m² mit Holzwerkstoff-Platten im gesamten Kircheninnenraum abgedeckt, die historischen Brüstungen, Geländer sowie Türstöcke erhielten Schutzbekleidungen, ebenso das Hauptportal und der Nebeneingang als Baustellenzugänge. Aufwendig waren die Demontage- und Räumungsarbeiten des Kircheninventars. Dabei wurden von Restauratoren zum Beispiel die Seitenaltäre von der Mensa bis zum Gemälde im Altarauszug (= oberer Abschluss des Altars) demontiert und eingelagert oder eingepackt. Im Zuge der Demontage wurden alle Gegenstände inventarisiert, vom Staub und ggf. Schimmelbefall gereinigt und in den Depotboxen eingelagert. Zur Vermeidung weiterer Substanzverluste an Fassungen, Vergoldungen sowie Schnitzereien erfolgten z. T. auch Notsicherungen mit Japanpapier oder Kittungen an den Gegenständen vor der Einlagerung. Des Weiteren wurden Rückbaumaßnahmen an der Haupt- und Chororgel der Asamkirche durchgeführt. Auch hier waren Gerüste mit Personenaufzug und Treppenturm erforderlich. Die Chororgel-Pfeifen waren teilweise vom Schimmel befallen und konnten erst nach entsprechender Behandlung zusammen mit den anderen Objekten frei von Schadstoffen in den Depotboxen einlagert werden.
Entsprechend dem Baufortschritt bei der Errichtung des Raumgerüsts erfolgten die Demontage und die Sicherung der Ausstattungselemente in den oberen Raumpartien sowie seit November letzten Jahres die Baumeisterarbeiten im Kircheninnenraum. Dabei wird der Putz bis auf etwa drei Meter Höhe abgenommen, das Mauerwerk des Kirchenschiffes gereinigt, mittels Kompressen Entsalzungsmaßnahmen durchgeführt und anschließend die stark geschädigte Sockelpartie neu verputzt. Parallel hierzu erfolgten für die künftige Temperierung von Nebenräumen, u. a. der Werktagskapelle, aufwendige Naturstein- und Grabungsarbeiten, die im Innenbereich in Handarbeit ausgeführt werden mussten.
Die Innenrestaurierung der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Aldersbach wird bis Ende 2024 dauern. Die Gesamtkosten für die Restaurierung werden auf rund 15 Millionen Euro geschätzt. 40 Prozent trägt der Freistaat Bayern, 60 Prozent die Diözese Passau.
Bei Rückfragen wird gebeten, sich an den Leiter des Hochbaus am Staatlichen Bauamt Passau, Herrn Leitenden Baudirektor Norbert Sterl, 0851 / 5017 – 2000, zu wenden.
Text: Norbert Sterl