„Wer bist du, Gott? (für mich)“ und „Taufe – was bedeutet sie für mich“ – mit diesen Fragen beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler aus dem Bistum Passau im Rahmen von Projektarbeiten im Religionsunterricht. Die beiden Lehrerinnen haben darüber eine Hausarbeit geschrieben.
Wer bist du, Gott? Diese Frage stellten sich 13 Schülerinnen und Schüler einer 4. Klasse an der Grundschule Frauenau im Rahmen eines Unterrichtsprojekts, zusammen mit ihrer Religionslehrerin Natalie Bauer. 19 Schülerinnen und Schüler einer zweiten Klasse der Grundschule Zwiesel mit setzten sich mit der Frage „Was bedeutet die Taufe für mich?“ auseinander. Carolin Fleischmann ist wie ihre Kollegin Religionslehrerin, beide befinden sich gerade im Referendariat und bringen das Schulprojekt als Facharbeit ein. Beide haben uns ihr Schulprojekt beschrieben und die Ergebnisse zusammengefasst.
Die beiden Religionslehrerinnen Natalie Bauer und Carolin Fleischmann über die Schulprojekte im Radiointerview:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Hier können Sie alles über die beiden Schulprojekte nachlesen. Die beiden Religionslehrerinnen haben die Inhalte und Ergebnisse der Projekte für uns zusammengefasst.
Schulprojekt: Wer bist du, Gott (für mich)
Wer bist du, Gott? Diese Frage stellten sich die 13 Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse an der Grundschule Frauenau im Rahmen eines Unterrichtsprojekts. Dabei untersuchten sie verschiedene biblische Texte und lernten Gott in unterschiedlichen Facetten kennen.
Die Erkenntnisse über das Wesen Gottes hielten die Kinder auf Arbeitsblättern in Form von Puzzle-teilen fest. Ein Mädchen erklärte treffend, warum Puzzleteile verwendet wurden: „Erst wenn man alle Teile zusammennimmt, weiß man, wer Gott eigentlich ist. Aber das Puzzle hat keinen Rand, weil man das nie so wirklich sagen kann! Jeder hat etwas Anderes mit Gott erlebt und hat eine andere Vorstellung von ihm. Man müsste also alle Menschen von jetzt, früher und in Zukunft fragen und nicht einmal dann wüsste man wahrscheinlich, wer Gott ist!“
Anschließend verglichen sie die biblischen Gottesbilder mit ihren eigenen Erfahrungen und drückten ihr persönliches Gottesbild mit Bildern, Symbolen und (Psalm-)Worten aus. Hierzu gestalteten sie individuelle hölzerne Puzzleteile, die sie später den Kindern der 3. Klasse vorstellten. Bevor sie jedoch an ihren Puzzleteilen arbeiteten, erstellten sie Entwürfe, die sie leichter abändern konnten. Als Inspiration und Material standen ihnen neben den bereits bekannten Worten, Bildern und Symbolen noch weitere Materialien zur Verfügung, um ihre eigene Vorstellung von Gott auszudrücken. Eifrig wählten die Kinder aus der Sammlung aus, erstellten Entwürfe, verwarfen sie wieder und dachten über ihre eigene Vorstellung von Gott nach. Die Leitfrage „Wer bist du, Gott, für mich?“ begleitete die Kinder in den folgenden Stunden. Dabei legten sie großen Wert darauf, dass die Inhalte ihres Puzzleteils auf etwas Größeres verwiesen.
Ein Mädchen erklärte zum Beispiel zum Entwurf ihres Puzzleteils: „Auf mein Puzzleteil will ich eine Brücke malen, weil Gott die Menschen miteinander verbindet, so wie eine Brücke. Die Ecken male ich bunt an, weil ich glaube, dass Gott Freude bringt. Oben möchte ich ein geheimnisvolles Muster über einen Psalm kleben, weil Gott schwer zu verstehen ist. In die Mitte soll ihr eine schwarze Katze. Sie ist leise und schleicht. Man sieht sie kaum. Auch Gott ist so. Dann werde ich noch „Jeder, Alles, Gott“ hinschreiben, weil Gott in jedem und allem steckt.“
„Auf mein Puzzleteil will ich eine Brücke malen, weil Gott die Menschen miteinander verbindet, so wie eine Brücke.”
Nach der Erstellung der Entwürfe ging es an die Gestaltung der hölzernen Puzzleteile. Den Kindern standen Acrylstifte zum Zeichnen, wasserfeste Filzstifte zum Schreiben sowie spezieller Fotokleber zum Übertragen gedruckter Bilder zur Verfügung. So konnten sie auch komplexere Motive darstellen, die sie zeichnerisch nicht so einfach umsetzen konnten.
Nach der Fertigstellung bestaunte die Klasse im Klassenverband die fertigen Werke, bevor sie diese den Kindern der 3. Klasse präsentierten. Die Viertklässler erklärten zunächst den Hintergrund und die Gestaltung der Puzzleteile, bevor die Drittklässler in einem Rundgang die Werke betrachteten und Fragen stellen konnten. Ein Mädchen blickte mit folgenden Worten auf das Projekt zurück: „Ich fand es spannend, dass man alles, was man den anderen zu seiner Vorstellung von Gott sagen will, in dieses kleine Puzzleteil hineinbringen musste. So musste man sich wirklich Gedanken machen, wie man Gott eigentlich genau sieht.“ Ein anderes Mädchen reflektierte: „Ich fand es total erfahrungsreich, dass man mal gesehen hat, wie die anderen Gott so sehen!“
Text: Natalie Bauer
Schulprojekt: Was bedeutet die Taufe für mich?
Im Rahmen eines Projektes setzten sich 19 Schülerinnen und Schüler einer zweiten Klasse der Grundschule Zwiesel mit der Frage: „Was bedeutet die Taufe für mich?“ auseinander. In der ersten Stunde der Sequenz wurden die Kinder gebeten, ihre eigenen Taufgegenstände mitzubringen. Einige brachten ihr Taufkleid, andere Fotos von ihrer Taufe oder besondere Erinnerungsstücke mit. Diese Gegenstände waren ein eindrucksvoller Ausgangspunkt für das
Projekt, da sie den Kindern verdeutlichten, dass die Taufe ein persönliches, aber auch ein gemeinschaftliches Ereignis ist. Dies inspirierte die Kinder dazu, aufzuschreiben, was für sie Gemeinschaft bedeutet. „Gemeinschaft bedeutet für mich zu Gottes Familie dazuzugehören und dass mich Gott mag“ oder „Gemeinschaft bedeutet für mich Familie und dass man sich gegenseitig hilft und unterstützt“ stellen zwei Beispiele von einem Jungen und einem Mädchen dar. In den darauffolgenden Stunden beschäftigten sich die Kinder mit den Taufsymbolen Wasser, der Taufkerze, dem Taufkleid sowie der Salbung mit Chrisam. Dabei lag der Schwerpunkt auf erfahrungsorientierten und symboldidaktischen Lernwegen. Die Bedeutung der Taufkerze wurde für die Kinder durch das Lernen mit mehreren Sinnen ersichtlich. So wurde das Licht in ihrer Besonderheit durch das Abdunkeln des Raumes wahrgenommen, die Wärme der Kerze gespürt und das „Zischen“ der Flamme beim Anzünden der Kerze gehört.
Damit ein Erlebnis zu einer Erfahrung werden kann, fand während und nach den Unterrichtsstunden eine Reflexion statt. Ein Kind gab an, dass sie ein Licht anzündet, wenn sie Beistand braucht und sie sich einsam fühlt. Im Anschluss schrieben die Kinder auf Wortkarten, in welchen Situationen Gott an ihrer Seite ist. Ein Kind schrieb: „Gott steht mir immer bei. Egal ob es mir gut oder schlecht geht.“ oder „Gott ist bei mir, wenn ich traurig bin.“ Für ein Kind wurde in Folge der Reflexion ersichtlich, dass auch sie ein Licht im Leben eines Menschen sein kann, indem sie beispielsweise hilfsbereit ist. Ein Kind erzählte, wie es bei seiner Ankunft in Deutschland sofort eine Freundin gefunden hatte, die ihr den Kindergarten zeigte. Sie betitelte diese Freundin als ihr Licht in ihrer anfänglich schweren Zeit in Deutschland.
Ein weiterer Schwerpunkt war das Wasser, das als lebensspendendes Element unverzichtbar ist und in der Taufe eine zentrale Rolle spielt. Die Kinder berichteten von ihren alltäglichen Erfahrungen mit Wasser und analysierten die Bedeutung des Wassers beim Taufritus. Anschließend bereiteten sich die Kinder auf ihre Tauferinnerungsfeier in der Kirche St. Nikolaus in Zwiesel vor. Sie gestalteten Plakate, schrieben Fürbitten, formulierten Lieder und Gedichte und Gebete passend zum Thema Taufe um.
„Die Taufe bedeutet für mich, Teil einer Gemeinschaft und nie alleine zu sein.”
Eine Kleingruppe dichtet eine zusätzliche Strophe zum Lied: „Gottes Liebe ist so wunderbar.“ Für alle Kinder war es die erste Erfahrung mit einer Tauferinnerungsfeier, so dass das Konzept anfangs fremd wirkte. Dies zeigte sich besonders, als die Kinder beim Weihwasserbecken ihre Daumen in das Wasser tauchten und sich gegenseitig ein Kreuz in die Handfläche zeichneten. Als sie ihrem Partnerkind sagten: „Gott schenkt dir neues Leben“, wirkte dies zuerst zögerlich. Dadurch, dass sie jedoch hauptsächlich die Tauferinnerungsfeier selbst gestalteten, wurde diese zu etwas sehr Besonderem. Die Kinder waren fasziniert von der Möglichkeit, die Bedeutung der eigenen Taufe neu zu entdecken und gemeinsam zu feiern. Am Ende des Projektes hatten die Kinder die Möglichkeit, in eigenen Worten auszudrücken, was die Taufe für sie persönlich bedeutet. Die Ergebnisse zeigten, wie sehr sich die Kinder mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Ein Kind schrieb: „Die Taufe bedeutet für mich, dass Gott bei mir ist, in guten und in schlechten Tagen.“ Ein anderes Kind erkannte: „Die Taufe bedeutet für mich, Teil einer Gemeinschaft und nie alleine zu sein.“ Interessant war auch der Beitrag eines Mädchens: „Taufe bedeutet für mich, dass ich sehr wertvoll in Gottes Augen bin.“ Diese vielfältigen Antworten zeigen, wie unterschiedlich und gleichzeitig wie tief die Bedeutung der Taufe für die Kinder ist. Es wird ersichtlich, dass die Taufe nicht nur ein religiöses Ritual ist, sondern ein zentraler Bestandteil ihres Lebens, der ihnen Halt, Gemeinschaft und das Gefühl gibt, von Gott geliebt und beschützt zu werden.
Text: Carolin Fleischmann