Während der Corona-Pandemie finden große Teile des Alltags online statt. Laptop, Smartphone und Internetanschluss gehören zur Standardausrüstung. Ohne stoßen wir in Zeiten der Digitalisierung an unsere Grenzen. Doch wie geht es eigentlich älteren Menschen in unserer immer digitaleren Welt?
Egal ob Nachrichten schreiben, telefonieren oder per Handy Fotos verschicken: Die 72-jährige Katharina Fuchs findet sich gut zurecht in der digitalen Welt. Nach und nach hat sie gelernt, mit der ihr zuvor unbekannten Technik umzugehen, und ihr geht es damit mittlerweile „fantastisch“. Auch die 66-jährige Marianne Kobler und ihr Mann Otto greifen im Alltag gern auf digitale Angebote zurück. Für die beiden ist es zur Normalität geworden, dass das Smartphone regelmäßig neue WhatsApp-Nachrichten ankündigt.
„Sie möchten sich nicht bloßstellen, wenn sie nicht damit umgehen können.”
Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung in nahezu allen Lebensbereichen einen Schub gegeben. Auch in den Alltag älterer Menschen dringt moderne Technik immer weiter ein und Katharina Fuchs, Marianne und Otto Kobler sind längst nicht mehr die einzigen, die sich damit beschäftigen. Theresia Hofbauer, Leiterin der Seniorenseelsorge im Bistum Passau, erhält regelmäßig Rückmeldungen von Senioren, die sich an digitale Angebote heranwagen. Dabei ist die Resonanz unterschiedlich. Für 65-Jährige, die gerade aus dem Beruf kommen, sei der Umgang mit neuen Medien ganz normal. Für die Älteren, die vielleicht noch nie selbst am Computer gearbeitet haben, sei es wiederum eine „fremde Welt“. Hofbauer vergleicht das Surfen im Internet mit dem Surfen im Meer auf einem richtigen Surfbrett. Manche haben Angst vor den Problemen, die online entstehen könnten, und wollen sich nicht blamieren: „Sie möchten sich nicht bloßstellen, wenn sie nicht damit umgehen können.“
Trotzdem wächst mit der zunehmenden Digitalisierung die Notwendigkeit, sich in jeder Altersstufe mit den technischen Neuerungen auseinanderzusetzen. Für Senioren erkennt Theresia Hofbauer einerseits die Chance, mit der Familie in Kontakt zu bleiben, auch während einer Pandemie. Andererseits ist es mittlerweile üblich geworden, einige Informationen nur noch online beziehen zu können oder Anträge wie etwa bei der Gemeinde per Internet zu stellen. Allen Senioren, die sich noch unsicher fühlen in der digitalen Welt, rät Theresia Hofbauer vor allem, sich jemanden zu suchen „der sie an die Hand nimmt und sagt: ‚Das schaffen wir zwei schon!’“.
So jemand ist beispielsweise Stefanie Weidlich. Sie unterstützt ehrenamtlich das Projekt „Senioren werden digital“ der Passauer Malteser. Zusammen mit einem Team aus Freiwilligen organisiert sie regelmäßige Treffen für Senioren, die Fragen und Probleme im Umgang mit Technik haben. „Wir wollen der älteren Generation den Umgang mit den neuen Medien ein bisschen vereinfachen und sie unterstützen, damit sie sich besser zurechtfinden“, fasst Weidlich das Ziel des Projekts zusammen. Während der Corona-Pandemie können die Treffen nicht stattfinden. Normalerweise jedoch setzen sich die jungen Ehrenamtlichen in kleinen Gruppen mit den Senioren zusammen und unterstützen sie direkt an ihren Geräten bei der Lösung ihrer Probleme. Meist haben die Senioren ähnliche Schwierigkeiten: „Hauptsächlich geht es um Grundlagen“, erklärt Stefanie Weidlich. „Nachrichten schicken, WhatsApp, Apps installieren, Bilder machen. Das sind eigentlich die häufigsten Sachen, die man bespricht, weil es einfach schon an den grundlegenden Dingen manchmal Probleme gibt.“
„Wir wollen der älteren Generation den Umgang mit den neuen Medien ein bisschen vereinfachen und sie unterstützen, damit sie sich besser zurechtfinden.”
Marianne und Otto Kobler haben sich auch mit der Hilfe von Freunden genau diese Grundlagen angeeignet, suchen Informationen im Internet, verschicken Bilder und Nachrichten. Hinzu kommt die digitale Fotografie, an die sich Otto Kobler als begeisterter Hobbyfotograf herangewagt hat. Marianne Kobler war immer klar, dass sie, wenn sie in Rente geht, zu Hause einen Internetanschluss haben möchte. Für sie sei das „das Tor nach außen“. Ihr ist bewusst, dass sie noch lange nicht mit allem vertraut ist, was die digitale Welt hergibt. Für Ehepaar Kobler sei es jedoch einfach wichtig, im Alltag auf Technik zugreifen zu können. So geht es auch Katharina Fuchs. Sie will auf jeden Fall teilnehmen, wenn „Senioren werden digital“ wieder angeboten werden kann. Auch sie hatte lange etwas Angst, sich mit digitalen Angeboten zu befassen und womöglich Fehler zu machen, ist jedoch jetzt glücklich, dass sie den Schritt gegangen ist. Katharina Fuchs kann anderen Senioren nur empfehlen, sich trotz Unsicherheiten in Sachen Technik etwas auszuprobieren: „Es ist nie zu spät, sowas zu lernen. Man soll sich nie denken, man ist zu alt oder ‚das lern ich nicht mehr’.“