
Martin Göth ist ein Mann, über den man ganze Bücher schreiben könnte. So facettenreich ist sein Erfahrungsschatz, so spannend die Geschichten, die er mit ansteckender Begeisterung erzählt. Die meisten kennen den 61-Jährigen als Musiker bei der Gruppe „Shalom“ und in seiner Funktion als „Sektenbeauftragter“ des Bistums Passau.
So wird er oft der Einfachheit halber bezeichnet. Martin Göth mag diesen Begriff aber gar nicht. „Das ist eine Engführung. Das Wort ‚Sekte‘ muss auch genau definiert werden.“ Er selbst spricht bei Vorträgen grundsätzlich lieber von „problematischen Gruppen“ – viel zu groß wäre sonst die Gefahr, eine Klage wegen Rufschädigung am Hals zu haben. Ein Beispiel für Erfahrungswerte, die sich bei Martin Göth im Laufe der vergangenen 37 Jahre als Referent für Religions- und Weltanschauungsfragen im Bistum Passau angesammelt haben. Viele tragische Schicksale hat er miterlebt, doch immer wieder konnte er Menschen beim Ausstieg aus einer „problematischen Gruppe“ helfen oder für Angehörige eine wertvolle Stütze sein. Göths Geheimrezept: „Ich bin immer sehr offensiv vorgegangen.“ Das bedeutet vor allem: Zuhören und gemeinsam am runden Tisch den Austausch vorantreiben oder nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Mit dieser Methode hat er auch den interreligiösen Dialog im Bistum Passau massiv vorangetrieben.
Göth ist in einer gläubigen Familie aufgewachsen, spielte als Kind gerne Pfarrer, war ein Regensburger Domspatz, schlug zunächst die Priesterlaufbahn ein, entschloss sich dann aber doch, Theologie zu studieren mit dem Ziel, Pastoralreferent zu werden. Seine Antworten auf wichtige Glaubensfragen will er teilen. „In einer Zeit, in der viele Menschen sagen, dass es keinen Gott gibt, sagen wir: Es gibt einen Gott der Liebe, der barmherzig ist.“ Göth ist überzeugt, dass Jesus durch die Auferstehung zeigt, dass das Leben mit dem Tod nicht einfach endet. „Danach geht’s erst richtig los. Es ist alles für uns gerichtet. Im Gegensatz zum Ewigen Leben ist unser Leben auf Erden ein winziges Bruchstück.
„Der Sinn meines Lebens ist, reif zu werden für den Himmel und das Paradies.”
Im Himmel hofft Göth übrigens auf musikalische Experimente mit Jimi Hendrix und anderen genialen Musikern, denn er ist selbst leidenschaftlicher Musiker: „Die Musik allein ist für mich Beweis genug, dass es einen Gott gibt.“ Und: Musik ist auch eines seiner Transportmittel der Verkündigung. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Ich glaube, dass wir einen musikbegeisterten Gott haben!“ Sein jüngstes Herzensanliegen ist in diesem Zusammenhang sicherlich die im letzten Jahr neu eröffnete Lobpreiskirche in Passau, für die er federführend verantwortlich ist.
Künftig nun wird die Musik in Göths Leben noch wichtiger werden. Ab 1. September 2019 geht der 61-Jährige in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Das klingt etwas nach Ruhestand – doch weit gefehlt. Martin Göth will freiberuflich durchstarten. Mit seiner Musikgruppe „Shalom“, die sich in der Vergangenheit stark der Kindermusik verschrieben hat, will er noch aktiver werden. Außerdem würde er sich freuen, verstärkt als Referent, beispielsweise für musikalische Einkehrtage und Seminare für KindergärtnerInnen, angefragt zu werden (Kontakt: www.kleinerstern-verlag.de). Voller Tatendrang sieht Martin Göth diesem neuen Lebensabschnitt entgegen. Etwas Melancholie begleitete ihn trotzdem bei seinen letzten Arbeitstagen. Schließlich sagt Göth aus voller Überzeugung: „Ich habe den schönsten Beruf gehabt.“ Den Staffelstab konnte er deshalb nicht ohne einen kleinen Tropfen Wehmut an seine Nachfolgerin Doris Zauner übergeben.
Bild und Text (gekürzte Fassung): Mareen Maier