
Jetzt, im Mai, wo es wärmer wird sind in der Natur auf Wiesen auch wieder Schafherden zu sehen. Vielleicht denkt dann der ein oder andere an das Bild aus dem Evangelium: Jesus Christus als der gute Hirte von uns Christen. Das ist das Thema der Predigt zum 4. Sonntag der Osterzeit, gleichzeitig Muttertag, am 12. Mai von Domkapitular und Personalverantwortlichem Josef Ederer.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Vor ein paar Tagen ist mir nach längerer Zeit wieder eine Schafherde begegnet, die neben der Straße, auf der ich unterwegs war, geweidet hat. Ein wunderbares Bild. Ich habe beim Vorbeifahren kurz geschaut, wo der Hirt ist, habe ihn aber nicht gesehen. Ich bin mir aber dennoch sicher: Er war da, bei oder inmitten seiner Herde. Der Hirte und seine Herde, der “Gute Hirte”, dieses Bild prägt den heutigen Sonntag.
Wir hören wie Jesus im Evangelium sagt: “Meine Schafe hören auf meine Stimme, ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen.”
Er ist der “Gute Hirte”, der jede und jeden Einzelnen in seiner Menschenherde kennt und liebt, der Leben und Heil für uns will, der ruft, damit wir ihm vertrauensvoll folgen, auf saftige Weiden in ein gelingendes Leben — in Gemeinschaft mit ihm. Und was immer auch passiert niemand kann uns seiner Hand entreißen. Für uns hat der “Gute Hirt” alles eingesetzt, sogar sein Leben, das er am Kreuz — aus Liebe zu uns — hingegeben hat.
Damit die Hirtenliebe und Hirtensorge Gottes für uns konkret erfahrbar und spürbar wird, beruft er Menschen in die Mit-Sorge. Wir feiern heute den Weltgebetstag für Geistliche Berufe und bitten um Menschen, die den Hirtendienst konkret leben. Wir tun das nicht naiv und unbelastet, sondern in dem Bewusstsein, dass sich manche, die das Gewand von Hirten angezogen haben sich als “Wölfe im Schafspelz” entpuppt haben. Sie haben Vertrauen missbraucht und ihnen anvertraute Menschen schwer verletzt oder gar zerrissen. Umso wichtiger ist es genau hinzuhören. Ist es die Stimme Gottes, die Stimme des Guten Hirten Jesus Christus, die da durch Menschen hörbar wird, oder sind es falsche Hirten, die ganz andere eigene Ziele verfolgen
Die Stimme, die der Stimme des göttlichen “Guten Hirten” wohl am nächsten kommt, ist wohl bei den meisten die Stimme der Mutter, deren Ehrentag wir heute feiern. Mütter leben mit am intensivsten, was “Gute Hirten” ausmacht: Liebevolle Zuwendung, das Schenken von Geborgenheit, Vertrauen und Schutz, gutes Zureden, Ermutigen und Trösten, die Sorge um Nahrung und Unterkunft, das Nachgehen und Sich-kümmern, wenn jemand sich entfernt hat oder verletzt ist, das Unterstützen und Verteidigen in den Widrigkeiten des Lebens, die Freude, wenn es dem anderen gut geht und das Leben gelingt. Dafür geben Mütter, als “Gute Hirtinnen” viel an Zeit, eigenen Interessen und Lebensenergie hin, und dafür opfern sie aus Liebe oft viel von ihrem eigenen Leben. Da sind sie nah dran an Jesus.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihre „Herde“ das sieht und ihnen heute — aber hoffentlich nicht nur heute — dafür dankt. Im Namen des Guten Hirten, Jesus Christus, danke ich allen Müttern für ihren liebenden und hingebungsvollen Hirtendienst und wünsche Ihnen einen frohen, dankerfüllten und schönen Muttertag.
Josef Ederer