
„Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der HERR aber sieht das Herz“ (1 Samuel 16,7.). Darüber spricht heute Pastoralreferentin Teresa Aigner in ihrer Predigt zum 30. Sonntag im Jahreskreis am 23. Oktober 2022.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Diese Worte aus dem kleinen Prinzen kennt wahrscheinlich fast jeder Mensch.
Für viele ist diese Aussage schon so abgedroschen, dass sie einfach nur noch banal klingt. So einfach sie auch scheint, ganz so einfach ist es nicht. Das merke ich wieder, wenn ich mir das Gleichnis anschaue, das Jesus heute erzählt.
Er erzählt von 2 Personen, die erstmal augenscheinlich das Gleiche tun. Sie gehen zum Tempel, um zu beten. Das war’s dann auch schon mit der Ähnlichkeit.
Einer ist Pharisäer. Nach außen hin ist er derjenige, der gut ist, sich an das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe hält und ein Meister im Gebet sein muss. Eine Person mit Ansehen.
Doch gerade er rühmt sich seines religiösen Eifers und hebt hervor, wie gut, nein, wie viel besser er Gottes Gebote einhält und sogar übertrifft. Besonders im Vergleich zu anderen Personen; besonders im Vergleich zum Zöllner, der auch im Tempel betet.
Der Zöllner ist nach außen hin derjenige, der betrügt, sich einspannen lässt von der römischen Besatzungsmacht und die Menschen ausnimmt. So einer, auf den herabgesehen wird.
Sein Gebet ist völlig anders. Schon allein seine Haltung strahlt Unsicherheit und Demut aus. „Gott, sei mir Sünder gnädig!“, ist auch das Einzige, was er sagt.
Seine Haltung, in der er das Gebet spricht, stimmt mit der inneren Haltung überein. Er lässt sich ganz auf Gott ein. Überlässt sich ihm im Dialog. Er bleibt offen für Gott und hofft und vertraut auf seine Hilfe.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Der Pharisäer braucht Gott für sein Gebet nicht, er ist völlig mit
sich selbst beschäftigt und von seiner Meinung und deren Richtigkeit
überzeugt.
Sein Gott scheint eher wie ein Kontrolleur. Er scheint keiner zu
sein, der sich den Menschen mit Barmherzigkeit zuwendet. Ein Gott, der
ein offenes Herz hat für ihre Nöte und ihre Sorgen, der ihnen Leben
ermöglichen möchte.
So hat der Pharisäer wohl vergessen, was in der Heiligen Schrift
steht, von der er sagt, er kenne sie so gut. Denn schon im ersten
Samuelbuch heißt es:
„Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der
Mensch sieht, was vor den Augen ist, der HERR aber sieht das Herz“ (1
Samuel 16,7.)
Und das ist auch mein Auftrag als Christin: Auf das Herz schauen und vor allem: Mit dem Herzen schauen.
Teresa Aigner
Pastoralreferentin aus Bad Birnbach