
Das Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg in Oberösterreich ist ein wahres barockes Juwel nahe Passau. Die Klosteranlage (an einer ehemaligen Burg) ist ein attraktives Ausflugsziel und seit rund 60 Jahren auch Bildungszentrum. Ein Film gewährt Einblick in diesen wahren Kraftort.
Hoch erhoben, am Inn gelegen und knapp 40 Kilometer innaufwärts von Passau entfernt ist das oberösterreichische Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg ein wahrer Kraftort – und allein durch seine prächtige Stiftskirche ein barockes Juwel. Der Überlieferung nach wurde es im Jahr 1084 von Wernher und Dietburga von Reichersberg gegründet und gestiftet, direkt an deren Burg. Nach mehr als 900 Jahren kann das Stift heute auf eine bewegte, durchgängige Geschichte zurückblicken — und mit ihm die dort lebenden Augustiner-Chorherren. Die Priestergemeinschaft lebt und wirkt schon immer in Reichersberg, ist seelsorglich tätig, gibt Führungen und kümmert sich um den Erhalt des Stifts. Geleitet wird die 14-köpfige Gemeinschaft der Augustiner-Chorherren, von denen neun im Stift leben, von Propst Markus Grasl CanReg. Er hat Stefanie Hintermayr umfassende Einblicke in das Stift Reichersberg mit seinen Schätzen und Besonderheiten gewährt und unter anderem Stiftskirche, Bibliothek und Weintradition gezeigt. Ein Film dazu:
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Das Stift Reichersberg und seine Geschichte
Das Stift Reichersberg, ehemals im Hoheitsgebiet Bayern, ist nach 900 Jahren bewegter, ereignisreicher Geschichte heute noch eng mit Bayern verbunden, vor allem auch mit dem Bistum Passau. Gestiftet und gegründet wurde es Überlieferungen zufolge im Jahr 1084. Wernher und Dietburga von Reichersberg stifteten das Kloster direkt an ihrer Burg nach dem frühen Unfalltod ihres einzigen Sohnes Gebhard und erwählten den heiligen Erzengel Michael zum Patron des Klosters. Heute ist das Stift Heimat von neun Augustiner-Chorherren der 14-köpfigen Priestergemeinschaft, die allesamt seelsorglich in Pfarren tätig sind.
Barockes Juwel – Stiftskirche und Klosteranlage
Zwar ist die Stiftskirche vom Tor des Klosterinnenhofs aus betrachtet eher randseitig platziert, doch fällt sie mit ihrem prächtigen Barockstil sofort in den Blick. Dass sie mitsamt der Klosteranlage heute zu den bedeutendsten Barockbauten Oberösterreichs zählt, ist auf den verheerenden Brand im Jahr 1624 zurückzuführen. Der damals verhältnismäßig kleine romanisch-gotische Bau wurde damals komplett zerstört und im Laufe des 17. Jahrhunderts durch den barocken Neubau ersetzt. „Die Kirche beeindruckt allein schon durch den Raum und die schönen Fresken des Münchner Hofmalers Christian Wink“, erklärt Stiftspropst Markus Grasl. „Ganz zentral beim Deckenfresko ist unsere doch etwas außergewöhnliche Ordenstracht, die ja mitsamt Talar und Leinengewand ursprünglich vollständig weiß war.“ Heute ist davon lediglich ein weißes Band übrig, das sog. Sarozium. Senkt man den Blick vom Deckenfresko nach vorne in Richtung Altarraum, sticht ganz vorne links in der Kirche eine weitere Besonderheit ins Auge. Der Stiftergrabstein mit der Stifterfamilie zeugt von der Gründung des Klosters im Jahr 1084. Den Patron des Klosters, den heiligen Erzengel Michael, erblickt man schließlich am Hochaltarbild. Ihm sind das Stift und die Kirche geweiht. „Er erinnert uns daran, dass sich niemand an Gottes Stelle setzen darf“, so Stiftspropst Markus Grasl.
Genau gegenüber zur Stiftskirche ist die Stiftsbibliothek. „Sie sind wie zwei Brennpunkte einer Ellipse angeordnet. Das erinnert mich daran, dass wir geistliches und geistiges Zentrum sind“, erklärt der Stiftspropst. Schließlich ist das Stift Reichersberg seit mehr als 60 Jahren auch Bildungszentrum und bietet Raum für Seminare, Tagungen, Klausuren und Workshops. Die Stiftsbibliothek mit ihren rund 25.000 Bänden ist öffentlich zugänglich und wird gerade auch von den Gästen des Hauses gerne genutzt. Und gerne verbringt man hier seine Zeit, ist die Bibliothek auch im Barockstil gehalten und mit prächtigen Fresken des Barockmalers Johann Nepomuk Schöpf ausgestaltet.
Eine Führung mit einem Augustiner-Chorherr vermittelt den besten Eindruck von all dieser Barockpracht. „Wir führen unsere Gäste und Besucher immer persönlich durch das Stift, zeigen und erklären Stiftskirche, Konventgang und Bibliothek“, so Stiftspropst Markus Grasl. „Damit wollen wir auch Zeugnis von dem geben, was wir leben und was uns bewegt. Und die persönliche Begegnung ist doch immer die schönste.“
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Die Augustiner-Chorherren im Stift
Die Priestergemeinschaft der Augustiner-Chorherren sind eine Konstante im Stift Reichersberg. Sie haben dort schon immer gelebt und gewirkt. Weil die Chorherren (auch Stiftsherren genannt) in dieser Ordensgemeinschaft als Priester leben, leisten sie auch Seelsorge in den Pfarren. 14 Chorherren gehören dem Stifts Reichersberg an, von denen neun auch dort leben. „Augutiner-Chorherren heißen wir deswegen, weil der heilige Augustinus unsere Identifikationsfigur ist“, erklärt der Stiftspropst den Ordensnamen. „Zwar ist der Heilige nicht der Ordensgründer, doch haben ihn Priestergemeinschaften und Bischöfe zum Vorbild genommen und die Augustiner-Chorherren als Instrument der Pfarrseelsorge ins Leben gerufen.“
Weintradition
„Reichersberg hat als Kloster schon immer Weingärten an verschiedenen Orten besessen“, erzählt Stiftspropst Markus Grasl. Weinanbau gehört seit Jahrhunderten bis heute zur Tradition des Klosters. Den roten Stiftswein bezieht das Stift bereits seit den 80er-Jahren von seinem rund 18 Hektar großen Weingarten in Mittel-Burgenland. Und darauf ist man auch stolz. Es heiße schließlich nicht umsonst, Wein erfreue das Herz des Menschen, so der Stiftspropst. „Und das ist ja auch einer unserer Leitsätze: Mit Freude leben hier im Stift Reichersberg.“