Kirchenkrise einmal anders – „Kirche + Zukunft“: Verändert Euch!“ lautete der Übertitel der Vortragsveranstaltung im Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche auf Mariahilf in Passau. Am Mittwochabend ging es um die Ergebnisse einer Studie mit dem Ansatz: Warum bleiben einige trotz aller Skandale in der Kirche, obwohl doch so viele gehen?
Warum bleiben Menschen in der Kirche und gehen nicht? Im Gegensatz zu anderen Studien fokussiert diese Studie eben nicht den Austritt, sondern möchte die Motive jener verstehen, die bleiben. Die repräsentative Befragung hat die Medien-Dienstleistungs-Gesellschaft MDG für die Erzdiözese München und Freising vom Sinus-Institut durchführen lassen. Die Daten wurden in zwei Schritten erhoben. Zunächst wurden qualitative Interviews durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Interviews flossen in die Erstellung eines quantitativen Fragebogens ein. Mit diesem Fragenkatalog wurde eine repräsentative Befragung von deutschsprachigen Katholikinnen und Katholiken ab 18 Jahren durchgeführt. Bundesweit wurden 1.369 Personen befragt.
Referentin in Spectrum Kirche war am Mittwoch die Diplom Soziologin Jana Goetzke von der MDG. Der Leiter von Spectrum Kirche, Dr. Bernhard Kirchgessner, hatte den Vortrag mit in das Jubiläumsprogramm aufgenommen, in der Reihe “Kirche +…”. Hier im Zusammenhang mit “Kirche und Zukunft”. Grundlegender Ansatz der Studie ist die Einteilung der Katholiken in sieben Typen. Sie sollen die Orientierung zwischen den kirchlichen Handlungsfeldern vereinfachen und deren Ausrichtung optimieren helfen. Demographischer Wandel, negative Schlagzeilen, Mitgliederverlust – diese Entwicklungen sind bekannt, deshalb wird hier die Frage gestellt, welche Menschen in der Kirche bleiben und warum. Wer nutzt welches Angebot, und wer würde trotz aller Bemühungen dennoch austreten?
Hier können Sie ein ausführliches Interview mit der Referentin Jana Goetzke anhören:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Der Studie zufolge ist eine gern unterschätzte Zielgruppe: die „Dienstleistungsorientierten“. Diese immerhin neun Prozent aller Befragten sind nur punktuell mit Kirche in Kontakt, aber dafür an biografisch bedeutsamen Meilensteinen wie Hochzeit, Taufe, Beerdigung. Auch Gemeinschafts- und Familienangebote können Berührungspunkte sein. 90 % aus dieser Gruppe möchten ihre Kinder taufen lassen (zum Vergleich: unter allen Katholiken wollen dies nur 66 %). Und 67 % zeigen keine Austrittsbereitschaft. Nach den Gründen für ihren Verbleib in der katholischen Kirche befragt, nennen sie als zweiten von 20 Gründen den Glauben an Jesus Christus. Auch interessant: Der Katholikentyp der „Dienstleistungsorientierten“ nutzt im Vergleich zu anderen Typen überdurchschnittlich oft Beratung durch katholische Fachstellen. (Quelle: MDG)
Nach dem Vortrag zur Katholikenstudie fand eine Gruppendiskussion statt. Hier ging es um den Austausch untereinander, Erfahrungen mit Katholiken und welche theoretischen Erkenntnisse aus dem Vortrag auf das eigene Arbeitsumfeld übertragen werden können. Wie kann man die gewonnenen Erkenntnisse strategisch nutzen? Mit welchen Formaten erfüllen z.B. Bildungshäuser oder auch Pfarreien die Erwartungen der Gläubigen? Ein weiterer Ansatz ist auch die Kommunikation. Wie erreiche ich die unterschiedlichen Katholiken-Typen und auf welchen Wegen?
Warum bleiben Menschen in der Kirche und gehen nicht? Ein interessanter und aufschlussreicher Vortrag in Spectrum Kirche, der zu vielen Hausaufgaben anregt.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Studie und den Kontakt zur Referentin:
Text: pbp, Auszüge MDG (Medien-Dienstleistungs-Gesellschaft)