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Wie gut ist die kirchliche Ehevorbereitung?

Pressemeldung am 09.11.2022

X DSC03362 Foto: Julia Wächter / Bistum Regensburg

Am vergangenen Freitag und Samstag fand das Abschluss-Symposium des Projekts unter dem Titel „Zur Ehe berufen. Eine empirisch-theologische Analyse kirchlicher Ehevorbereitungsangebote“ an der Universität Regensburg statt. In Vorträgen und Podiumsdiskussionen wurden die in den letzten Jahren erhobenen Befunde gemeinsam theologisch gedeutet und erste Perspektiven für die Praxis in den Diözesen entwickelt.

Kirchliche Ehevorbereitungsangebote empirisch-theologisch analysiert 

Wie gut ist die kirch­li­che Ehe­vor­be­rei­tung? Die­ser Fra­ge hat sich ein For­schungs­team des Lehr­stuhls für Moral­theo­lo­gie der Uni­ver­si­tät Regens­burg und des Zen­tral­in­sti­tuts für Ehe und Fami­lie in der Gesell­schaft der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Eich­stätt-Ingol­stadt in den letz­ten drei Jah­ren unter der Lei­tung von Prof. Dr. Rupert Scheu­le gewidmet.

Durch eine Koope­ra­ti­on drei­er Diö­ze­sen – Regens­burg, Pas­sau und Eich­stätt – wur­de das Pro­jekt ermög­licht. Neben dem Regens­bur­ger Bischof Dr. Rudolf Voder­hol­zer, der das über­diö­ze­sa­ne, wis­sen­schaft­li­che Pro­jekt initi­iert hat­te, nah­men des­halb auch der Pas­sau­er Bischof Dr. Ste­fan Oster SDB und der Eich­stät­ter Bischof Dr. Gre­gor Maria Han­ke OSB am Sym­po­si­um teil. Als sich der Regens­bur­ger Bischof in den Anfän­gen des 2019 gestar­te­ten Pro­jekts mit sei­nen bei­den Bischofs­kol­le­gen aus Pas­sau und Eich­stätt über die Idee aus­ge­tauscht hat­te, war allen drei klar gewe­sen: Es lohnt sich, sich auf die­ses Pro­jekt einzulassen.“ 

Bischof Rudolf Voder­hol­zer beton­te: Nach der Fami­li­en­syn­ode hat­te der Hei­li­ge Vater die drin­gen­de Not­wen­dig­keit einer Art Ehe­ka­techu­me­nat‘, ver­gleich­bar mit dem Katechu­me­nat für die Erwach­se­nen­tau­fe, in Erin­ne­rung geru­fen. Es gel­te, die Vor­schlä­ge aus fami­lia­ris con­sor­tio umzu­set­zen. Die­sen Appell woll­ten wir auf­grei­fen, und auf wis­sen­schaft­lich fun­dier­ter Basis alle ver­füg­ba­ren Erfah­run­gen mit Ehe­ka­techu­me­nat, Ehe­be­glei­tung und Ehe­spi­ri­tua­li­tät sich­ten, aus­wer­ten und für ein Ehe­ka­techu­me­nat in den Bis­tü­mern Deutsch­lands frucht­bar machen.“ 

Ambitioniertes Forschungsprojekt – ermöglicht durch drei Diözesen

Über 1500 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer von Ehe­vor­be­rei­tungs­kur­sen der Bis­tü­mer Eich­stätt, Pas­sau und Regens­burg wur­den seit­her nach ihren Erwar­tun­gen und ihren Erfah­run­gen mit den Kur­sen befragt. Dies geschah zu drei Mess­zeit­punk­ten: bei der Trau­an­mel­dung im Pfarr­bü­ro, am Ende des Ehe­vor­be­rei­tungs­kur­ses und acht Wochen nach dem Kurs. Die kon­kre­te For­schungs­fra­ge des Pro­jekts war, wel­che Erwar­tun­gen und Befürch­tun­gen die Braut­leu­te ange­sichts kirch­li­cher Ehe­vor­be­rei­tungs­kur­se haben, inwie­fern sich die­se Erwar­tun­gen und Befürch­tun­gen bewahr­hei­ten und wel­che Schlüs­se dar­aus theo­lo­gisch zu zie­hen sind. Auch wur­den Ver­ant­wort­li­che für die Ehe­vor­be­rei­tung in den USA, in Chi­le, Aus­tra­li­en, Süd­ko­rea und Sier­ra Leo­ne interviewt. 

Wie Prof. Dr. Klaus Stü­we und Dr. Vero­ni­ka Hecht von der KU Eich­stätt-Ingol­stadt dar­stell­ten, hat die Ehe­vor­be­rei­tung in den drei Bis­tü­mern eine hohe Qua­li­tät in den Augen der Braut­leu­te. Obwohl vie­le von ihnen im Vor­feld eine gerin­ge Moti­va­ti­on zei­gen, geben hin­ter­her mehr als 60 Pro­zent an, sie wür­den die Kur­se wie­der besu­chen oder gar wei­ter­emp­feh­len. Das sind eigent­lich Traum­wer­te“, so Prof Dr. Rupert Scheu­le, Inha­ber des Lehr­stuhls für Moral­theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Regens­burg, der das Pro­jekt lei­te­te. Sakra­men­ta­li­tät aller­dings sei ein The­ma, mit dem die Men­schen weni­ger anfan­gen könn­ten als man sich das theo­lo­gisch wün­sche. Die The­men Kom­mu­ni­ka­ti­on“ und Bezie­hungs­qua­li­tät“ sei­en ihnen wich­ti­ger und wirk­ten auch noch lan­ge nach, wie eben­falls erho­ben wurde. 

Die­se Ergeb­nis­se konn­ten durch die Online-Erhe­bun­gen der digi­ta­len Kur­se, die von Andre­as Dan­dor­fer für das Bis­tum Regens­burg und Chris­toph Koch­mann für das Bis­tum Pas­sau dar­ge­stellt wur­den, sowie durch die ver­tief­ten Inter­views mit aus­ge­wähl­ten Braut­leu­ten bestä­tigt wer­den. Exper­ten-Inter­views mit Lei­tern von Ehe­vor­be­rei­tungs­kur­sen aus Nord- und Süd­ame­ri­ka, Asi­en und Afri­ka sowie aus dem euro­päi­schen Aus­land bele­gen frei­lich, dass sich die Pro­ble­me welt­weit ähneln.

Ehevorbereitung: alles andere als schlecht

Am ers­ten Tag des Sym­po­si­ums stand dabei die Empi­rie und deren theo­lo­gi­sche Deu­tung im Vor­der­grund. Prof. Dr. Rupert Scheu­le und das Team des ZFG (Zen­tral­in­sti­tut für Fami­li­en in der Gesell­schaft) um Prof. Dr. Klaus Stü­we beleuch­te­ten noch ein­mal schlag­licht­ar­tig die wich­tigs­ten Ergeb­nis­se der Stu­die und kamen zu dem Fazit: Es ist alles ande­re als schlecht bestellt in Sachen Ehe­vor­be­rei­tung, was die drei Bis­tü­mer angeht. Die Inhal­te der Kur­se deck­ten sich weit­ge­hend mit den Erwar­tun­gen der Paa­re und auch, wenn die Anfangs­mo­ti­va­ti­on nicht bei allen Paa­ren gleich inten­siv aus­ge­prägt war, so ging das abso­lu­te Gros der Paa­re am Ende des Tages doch zufrie­den mit vie­len Infor­ma­tio­nen und dem Gefühl, einen sinn­vol­len Tag zu zweit in Vor­be­rei­tung auf den gro­ßen Tag der kirch­li­chen Trau­ung ver­bracht zu haben. 

Die Ergeb­nis­se der empi­ri­schen Stu­die wur­den am Nach­mit­tag dann von Frau Prof. Katha­ri­na Karl (Eich­stätt), Frau Prof Anne­mie Dil­len (Leu­ven), Herr Prof. Lint­ner (Bri­xen) und Dr. Jaros­law Kozak (Lub­lin) in Kurz­re­fe­ra­ten im Kon­text der jewei­li­gen Fach­dis­zi­plin beleuch­tet. Den Abschluss des ers­ten Tages bil­de­te eine Podi­ums­dis­kus­si­on, die die Ergeb­nis­se des Tages noch ein­mal aufnahm.

Ergebnisse für die Praxis nutzbar machen

Der zwei­te Tag des Sym­po­si­ums galt der Pra­xis der Ehe­vor­be­rei­tung. Im Podi­um ent­fal­te­ten Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten aus den Bis­tü­mern Regens­burg und Pas­sau die ver­schie­de­nen Kurs­for­ma­te und deren Spe­zi­fi­ka. Es wur­de immer wie­der deut­lich, welch gro­ße pas­to­ra­le Chan­ce mit den Semi­na­ren ver­bun­den ist, bie­ten sie doch die Mög­lich­keit mit Paa­ren in Kon­takt zu tre­ten, die oft­mals im Pfarr­le­ben nicht mehr anzu­tref­fen sind. Und wenn die­ser Kon­takt mit Kir­che – und das hat das Pro­jekt nach­ge­wie­sen – oft­mals nach anfäng­li­cher Skep­sis am Ende posi­tiv von den Paa­ren erfah­ren wird, ist dies alles ande­re als gering zu schät­zen“, berich­tet Andre­as Dan­dor­fer von der Fach­stel­le Ehe und Fami­lie im Bis­tum Regensburg.

Es ent­stand eine span­nen­de Dis­kus­si­on dar­über, ob hei­rats­wil­li­ge Paa­re in einer immer stär­ker säku­la­ri­sier­ten Gesell­schaft über einen län­ge­ren Zeit­raum auf das Sakra­ment der Ehe vor­be­rei­tet wer­den soll­ten. Es wur­de sehr inten­siv über das Für und Wider dis­ku­tiert und es kam die Fra­ge auf, ob eine inten­si­vier­te Ehe­vor­be­rei­tung nicht auch dazu füh­ren könn­te, dass sich Paa­re am Ende eher für eine freie Trau­ung ent­schei­den könn­ten“, berich­tet Pas­to­ral­re­fe­rent Andre­as Dan­dor­fer: Mit­zu­den­ken ist näm­lich auch der Lebens­ab­schnitt, in dem das Gros der Paa­re sich befin­det, der als Rush­hour des Lebens‘ bezeich­net wird, eine Pha­se, in der vie­le Anfor­de­run­gen gleich­zei­tig auf­tre­ten – der Beruf, der oft­mals sehr viel zeit­li­che wie auch ört­li­che Fle­xi­bi­li­tät for­dert, oft­mals auch der Bau eines Eigen­heims.“ Die enga­giert geführ­te Dis­kus­si­on führ­te deut­lich vor Augen, dass die Aus­rich­tung des Pro­jekts die wesent­li­chen Fra­gen, die im Kon­text der Ehe­vor­be­rei­tung auf­tre­ten, getrof­fen hat.

Der Pas­sau­er Bischof Oster zeig­te sich dank­bar für die Pro­jekt­er­geb­nis­se und lob­te die har­te Arbeit der Kurs­lei­ter. Er stell­te jedoch fest, die Kir­che sei mit ihrem Anspruch immer wei­ter run­ter­ge­gan­gen“, so Bischof Oster. Der Eich­stät­ter Bischof Han­ke sprach sich für ver­tie­fen­de Model­le aus, wie sie als mehr­mo­na­ti­ges Ehe­ka­techu­me­nat etwa in Ita­li­en oder Polen ange­bo­ten wer­den. Den Men­schen müs­se nach den Kur­sen klar sein, was sakra­men­ta­le Ehe bedeu­te. Wir müs­sen Erfah­rungs­räu­me anbie­ten, damit die­se exis­ten­zi­el­le Ent­schei­dung bewusst wer­den kann“, for­der­te Hanke.

„Eine heilsame Selbstkritik“ – Nachsynodales Apostolisches Schreiben Amoris Laetitia als Impulsgeber

Anlass, das Pro­jekt zu initi­ie­ren, war für den Regens­bur­ger Bischof Rudolf Voder­hol­zer nicht zuletzt das Nach­syn­oda­le Apos­to­li­sche Schrei­ben Amo­ris Lae­ti­tia von Papst Fran­zis­kus, das sich der Kri­se der christ­li­chen Ehe offen gestellt und der Kir­che eine heil­sa­me Selbst­kri­tik“ (AL 35) in Sachen Ehe gera­ten hat. So mahnt der Papst in Über­ein­stim­mung mit der Fami­li­en­syn­ode einen grö­ße­ren Ein­satz der gesam­ten christ­li­chen Gemein­de an im Hin­blick auf die Vor­be­rei­tung der Braut­leu­te auf die Ehe“ (AL 206). Es gehe nicht dar­um, den Braut­leu­ten den gesam­ten Kate­chis­mus bei­zu­brin­gen, noch dar­um, sie mit all­zu vie­len The­men zu über­sät­ti­gen“ (AL 207). Viel­mehr setzt der Papst auf Grup­pen für Ver­lob­te und zusätz­li­che Gesprächs­an­ge­bo­te über eine Viel­falt von The­men, wel­che jun­ge Leu­te wirk­lich inter­es­sie­ren“ (AL 208). 

Text: Andre­as Dan­dor­fer / Julia Wäch­ter (Bis­tum Regens­burg)
Fotos: Julia Wächter

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