Inspiriert von der Weltbischofssynode in Rom im Oktober 2023 mit Papst Franziskus haben sich rund 90 Haupt- und Ehrenamtliche aus dem Bistum Passau am 23. Juli in Spectrum Kirche Passau-Mariahilf mit Bischof Stefan Oster zum Synodalen Austausch getroffen. Die erste der beiden Austauschrunden fand am Freitag zuvor, am 19. Juli, auch auf Einladung des Diözesanrats Passau mit Bischof Stefan mit 45 Teilnehmern im Haus der Begegnung in Burghausen statt. Unter dem Motto Unterschiedlich, und doch gemeinsam – Synodalität konkret erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam Visionen und viele Ideen für die zukünftige Kirche von Passau, teilten Erfahrungen geteilt und sprachen darüber, was sie in der Kirche von Passau bewegt.
Zu Beginn der beiden Veranstaltungen begrüßte der Diözesanratsvorsitzende Markus Biber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und freute sich, dass so viele gekommen waren, um sich miteinander auszutauschen und Synodalität konkret werden zu lassen. Er führte in die Thematik der Synodalen Kirche ein und erklärte die drei Ebenen Weltsynodaler Weg, Synodaler Weg in Deutschland und Synodaler Weg im Bistum Passau.
„Der Passauer Synodale Weg lebt“, freute sich Thomas Weggartner, Ansprechpartner für den Synodalen Weg im Bistum Passau, über die gut besuchte Veranstaltung. Er skizzierte die einzelnen Wegmarken und Bausteine, begonnen mit der Initiative des Weltsynodalen Wegs durch Papst Franziskus im Oktober 2021 bis jetzt. Ganz wesentlich sei die vom Papst im gesamten Prozess kultivierte „Schule des Hörens“, zuletzt auch bei der Weltsynode in Rom, „auf den Heiligen Geist zu hören“, betonte Weggartner. Genau das wolle man an diesem Abend des Synodalen Austauschs gemeinsam in der Praxis ausprobieren. „Ich hoffe, dass uns dieser Baustein heute gelingt.“ Schließlich ginge es, so Weggartner, um „Synodalität in der Sendung, das heißt, was bedeutet es, in der Sendung hinauszugehen?!“ Man wolle gemeinsam herausfinden, was die Kirche von Passau brauche – „und: Wozu braucht sie mich?“
Domdekan Hans Bauernfeind und Birgit Geier, stv. Vorsitzende des Diözesanrats Passau, führten danach in einem Dialog in die Fragestellung des Abends ein: Wie geht es weiter mit dem Synodalen Weg vor Ort? Unterschiedlich, und doch gemeinsam – Synodalität konkret: Das Veranstaltungsmotto sei aus gutem Grund gewählt worden, betonte Bauernfeind. Eine Kirche „näher bei den Menschen, aber weniger bürokratisch“ in einer hochtechnologischen Welt sei die Herausforderung der Zukunft, meinte er. „Es ist wichtig, dass wir miteinander reden und der oder dem Anderen wirklich zuhören“, und verwies wie bereits Weggartner auf die Methode des Hörens an diesem Abend. Das Ziel sei, meinte schließlich Birgit Geier, stv. Vorsitzende des Diözesanrats Passau, „Jesus Christus zu begegnen und dann bei sich selbst anzufangen“.
Anhand von drei Bibelstellen wurde das Hören konkret in der Praxis in einzelnen Schritten geübt. In einem ersten Schritt galt es, Joh 1,35 – 36a auf sich wirken zu lassen und in Stille in sich selbst hineinzuhören. Dann, in einem zweiten Schritt, tauschten sich die Teilnehmenden in Dreiergruppen über Joh 1,35−39 aus. Und schließlich, in einem dritten Schritt, wurde eine Anhörrunde zu sechst über Joh 1,35−46 geübt.
„Am Tag darauf stand Johannes wieder dort und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu Ihnen: Was sucht ihr?”
Was ist mir jetzt wichtig für unseren gemeinsamen Weg in der Kirche von Passau? So lautete nach der Pause die Fragestellung. Brigitta Neckermann-Lipp, Referentin für Exerzitien und Spiritualität im Bistum Passau, sammelte dazu nach der Pause im Plenum die durchaus freimütig vorgebrachten Sorgen, Anfragen und Anliegen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hinblick auf einen gemeinsamen Weg als Kirche von Passau mit dem Anspruch „Unterschiedlich, aber gemeinsam“. Mit Einfallsreichtum und vielen Visionen wurden schließlich zahlreiche Ideen und Vorschläge zu einer Kirche von Passau der Zukunft gesammelt. So wurden beispielsweise genannt: Stärkung des Ehrenamts, Ausbau von Infrastrukturen (mit verschiedensten Qualifizierungsangeboten), mehr Möglichkeiten der Beteiligung, authentische Vorbilder sowie Herzlichkeit und Nahbarkeit in der Gemeindeleitung, Realismus angesichts von notwendigen Veränderungen, intensiverer Austausch über Glaubensinhalte, Stärkung von Gemeinschaften und deren Vernetzung, Förderung von Charismen – auch unabhängig von amtskirchlichen Strukturen, Kontaktpflege und Personalität bzw. Bewahren der Persönlichkeit in den Pfarreien, eine nahbare Kirche, gegenseitige Wertschätzung, Verständnis und Toleranz, Vielfalt, eine Kirche, die von Weite, Offenheit und Mut für neue Wege geprägt ist.
„Es ist schön zu erleben, dass sich so Viele einbringen und dass es so Viele gibt, die Interesse haben am Glauben an den Herrn“, freute sich schließlich Bischof Stefan Oster. „Ich hatte den Eindruck, dass wir eine gute Gesprächsatmosphäre hatten.“ Er zitierte Papst Franziskus, der immer wieder betone „Wir sind nicht zuerst für uns da, sondern für die Welt“ und uns damit stets in dem Dienst am Nächsten bestärke. Mit Blick auf die Zukunft der Kirche von Passau gelte es, so Bischof Stefan, Räume und Gemeinschaft zu schaffen, sodass Berührung mit Christus stattfinden könne. Zutiefst sei dies in der Eucharistie möglich, in der wir schließlich die Realpräsenz Jesu Christi feiern würden. „Sie ist Quelle und Höhepunkt unseres kirchlichen Lebens!“