In der kirchlichen Fachsprache werden sie als Laien bezeichnet – und dabei sind sie Profis. Die Rede ist von den 640 Frauen und Männern, die im Bistum Passau den Mesnerdienst ausüben. Zum Auftakt der Maria-Hilf-Woche hat ihnen Bischof Dr. Stefan Oster SDB einen besonderen Ehrentitel gegeben: „Schlüsselfiguren Gottes“.
Viele von ihnen waren der Einladung in den Hohen Dom St. Stephan gefolgt, um einen Tag der Begegnung zu feiern, sozusagen ein Treffen Gleichgesinnter. Musikalisch gestalteten die Domsingschule unter Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger und Domorganist Ludwig Ruckdeschl den bewegenden Gottesdienst. Das war so ganz nach dem Geschmack der Mesnerinnen und Mesner, denn: an diesem Tag konnten sie entspannt mitsingen und mitbeten – es richtiggehend „genießen“, wie es Emma Müller ausdrückte. „Sonst“, so die Mesnerin von Pleinting mit einem Schmunzeln, „muss man aufpassen, dass man nicht zu viel umeinander schaut“. Zu viele Dinge gibt es da beim liturgischen Ablauf, die schiefgehen könnten. Emma Müller: „Im Dienst kann man nicht immer mit hundert Prozent bei der Andacht sein.“
Mesner zu sein, ist Beruf und Berufung zugleich. Wegen des Geldes allein machen sie es nicht. Stunden um Stunden werden zum eigentlichen Dienst ehrenamtlich geleistet, die nicht auf dem Lohnzettel stehen. Das wurde auch im Grußwort von Msgr. Dr. Bernhard Kirchgessner deutlich, Geistlicher Beirat der Mesner im Bistum Passau.
„Ihr seid Diener und Dienerinnen des Heiligen.”
In seiner Predigt, die er in freier Rede an die Mesnerinnen und Mesner hielt, sprach ihnen Bischof Stefan aus der Seele, „dass ihr Dienst oft nicht gesehen, oft nicht wahrgenommen“ werde, obwohl soviel Qualität und Eifer im Spiel sei. Mesner seien „Diener in einem Heiligtum“ und „Kümmerer“ im besten Sinne des Wortes, so der Oberhirte. Und dann sagte er etwas, das die Damen und Herren im kirchlichen Dienst wohl gerne gehört haben: „Ob man in die Kirche gerne hineingeht, hängt auch massiv von der Mesnerin oder vom Mesner ab.“ Am Schluss seiner Predigt ein ehrliches Eingeständnis des Bischofs: „Was wären wir Priester ohne Euch? Wir dürfen von Herzen dankbar sein, dass es Euch gibt!“
Mesner sind leutselige Menschen – deshalb ging’s dann vom Dom ins Festzelt. Schneidig spielten dabei die Johannesbläser Vilshofen unter der Leitung von Regina Jungwirth auf. Bei einer guten Brotzeit, Kaffee und Krapfen sorgte die Blaskapelle für zünftige Unterhaltung – und in einer so wohltuenden Lautstärke, dass man auch mit seinem Nachbarn über Gott und die Welt plaudern konnte.
Kapuzinerbruder Vinzenz Müller ist seit über 30 Jahren Mesner in der Basilika St. Anna in Altötting: „Das reut mich nicht, dass ich heute nach Passau gefahren bin. Eine schöne Gemeinschaft, die man da unter Mesnerleuten erlebt“, freute er sich über die Begegnung mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Bistum. Für Christa Stelzeneder aus der Pfarrei Schönau St. Stephanus war es ein doppelt schöner Tag: Die Mesnerin feierte Geburtstag – das ganze Zelt ließ sie hochleben. Und weil Stefan Oster eingangs von „Schlüsselfiguren Gottes“ gesprochen hatte, bekamen sie vom Bischof und vom Diözesanleiter der Mesner, Alexander Köllnberger, einen Schlüsselanhänger, in deren Zentrum die Mutterkirche des Bistums steht.
Text: Werner Friedenberger / Bilder: Wolfgang-Christian Bayer