Doch die Anerkennung für den vielfältigen Einsatz von Pflegekräften und Menschen, die sich zu Hause um die Pflege von Angehörigen kümmern, kommt meist zu kurz. Einen Gegenakzent dazu wollten Passaus Bischof Dr. Stefan Oster SDB und das Referat Sozial- und Pflegeberufe im Bistum Passau setzen.
Im Rahmen der Maria-Hilf-Woche 2019 wurde erstmals ein „Tag für Pflegende“ veranstaltet – ein Tag, zum Danke sagen, zur Würdigung des Engagements und ein Tag, der eine Kraftquelle für die Teilnehmenden sein sollte. Rund 300 Frauen und Männer waren der Einladung gefolgt. Unter ihnen waren zahlreiche Menschen, die zu Hause die Pflege ermöglichen, aber auch Pflegekräfte und Verantwortliche der Sozialstationen, Krankenhäuser, Heime, Hospize, Betreuungseinrichtungen und Besuchsdienste im gesamten Bistumsgebiet sowie Lehrende und Lernende der Berufsfachschulen für Alten- und Krankenpflege und auch viele, die mit ihrem gesellschaftlichen oder politischen Engagement dafür sorgen, dass hilfsbedürftigen Menschen geholfen wird, führte Domkapitular Gerhard Auer zu Beginn des Gottesdienstes im Passauer Dom aus.
„Pflege ist ein Dienst, den wir unserer eigenen Menschlichkeit und unserem Nächsten schulden. Gott selbst ist das Vorbild zugewandter, dienender und selbstloser Liebe“, so Auer zur Einstimmung. „Es ist uns ein großes Anliegen, Menschen, die für andere einen Dienst tun, der oft herausfordernd ist und oft nicht gesehen wird, in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen zu zeigen, wie wichtig sie uns sind“, führte Bischof Oster aus. Was die Pflegenden leisten, nannte er ein „großartiges Zeichen der Menschlichkeit“. In seiner Predigt bezeichnete er Pflegende als „kostbare, funkelnde Edelsteine“
Das gesellschaftliche Klima werde immer rauer, viele würden nach dem Motto „zuerst ich“ denken und handeln. Nicht so die Pflegenden. „Sie sind beispielhaft für uns alle“, stellte Oster heraus. Er wünsche sich, dass von der Politik mehr gesehen und belohnt werde, was Pflegende leisten, und ihr großartiger Dienst von der Gesellschaft insgesamt mehr anerkannt werde. Am Ende des stimmungsvollen Gottesdienstes, der musikalisch von den Diözesanblechbläsern begleitet wurde, beteten alle gemeinsam das neue Gebet für Menschen, die andere pflegen, dass der Bischof extra für diesen Tag und darüber hinaus verfasst hat.
Anschließend wurde der „Dankeschöntag“ im Festzelt fortgesetzt. Bei einem Mittagessen und Kaffee und Kuchen gab es die Möglichkeiten, sich zu stärken, ein paar Stunden mit „Gleichgesinnten“ zu verbringen und sich intensiv auszutauschen. „Das Wichtigste, was die Teilnehmer mitnehmen sollten, ist das Wissen, dass sie viele sind, dass sie nicht alleine sind. Denn sowohl in der professionellen Pflege als auch daheim kommt man sich manchmal so einsam und verlassen vor.
Aber heute sieht man, dass es nicht so ist“, so Andreas Kindermann-Geineder vom Referat Sozial- und Pflegeberufe. Die Gemeinschaft und die geselligen Stunden, die auch ermöglichten, einmal alle Sorgen kurz zu vergessen, taten den Teilnehmern sichtbar gut. Es herrschte eine ausgelassene, dankbare Stimmung. „Dieser Tag ist einfach herrlich und ganz wichtig für uns. Das ‚Danke‘ kann sich jeder leisten, doch es wird zu selten gesagt“, stellte beispielsweise Irmgard Göblmeier fest, Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige beim Kreis-Caritasverband Rottal-Inn. Sie nahm gemeinsam mit ihren Kolleginnen am „Tag für Pflegende“ teil.
„Für mich persönlich ist dieser Tag sehr wichtig. Die Pflegenden brauchen Unterstützung und Kraft“, so Teilnehmerin Franziska Lindinger aus Unteriglbach bei Ortenburg. „Was die Pflegenden vollbringen, wird viel zu wenig wertgeschätzt – nicht nur finanziell, sondern auch, was die Anerkennung betrifft“, sagte Christian Schönbauer, der als Betreuungsassistent in einem Seniorenheim beschäftigt ist. Er selbst sei mit seiner Situation zwar sehr zufrieden, so ein „Dankeschöntag“ tue aber einfach der Seele sehr gut. Zum Abschluss des ersten „Tags für Pflegende“ im Bistum Passau waren die Teilnehmer erneut in den Dom eingeladen. Dort gab Domorganist Ludwig Ruckdeschel eigens für sie ein Orgelkonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach, Craig Sellar Lang und Charles-Marie Widor.
Text und Bilder: pbp