Gastgebende Bücherei war in diesem Jahr die Gemeindebücherei in Lalling. Leiterin Anneliese Klampfl freute sich über den zahlreichen Besuch ihrer Kolleginnen und Kollegen – 58 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 47 Büchereien –, die die Gelegenheit nutzten, die 2022 neu bezogenen Räume im Bürgerhaus „Zehentstadel“ in Augenschein zu nehmen.
Nach Grußreden von Pfarrer Philipp Höppler und der zweiten Bürgermeisterin Maria Gruber übergab Diözesanbibliothekarin Hildegard Franz das Wort an Theresia Hofbauer. Die Leiterin des Referats Seniorenseelsorge im Bistum Passau sprach über die Lebenssituationen älterer Menschen und wie Büchereien diesen „ein Fenster zur Welt“ öffnen können. Dabei wurde rasch deutlich, dass sich diese Zielgruppe nicht mehr wie vielleicht noch vor einigen Jahren durch gemeinsame Interessen und Lebensumstände definiert, sondern im Gegenteil gerade in ihrer Vielfalt und Heterogenität betrachtet werden muss. Viele Menschen nutzen im Rentenalter ihre Unabhängigkeit und reisen um die Welt, andere sind nicht mehr mobil oder leben in Einrichtungen. Auch die Sprache spielt eine große Rolle: So mancher aktive Siebzigjährige möchte nicht als „Senior“ bezeichnet werden, Anglizismen wie „Best Ager“ oder „Silver Surfer“ werden häufig ausweichend genutzt, „alt“ durch „lebenserfahren“ ersetzt, von „Ageismus“ oder Altersdiskriminierung ist die Rede. Für Büchereien empfiehlt sich eine sensible Herangehensweise an diese Thematik: Von barrierefreien Räumen, gut ausgeleuchteten Bücherregalen und bequemen Lese-Ecken profitieren alle Büchereibesucher; Großdruck- und Sachbücher zu „altersgerechten“ Themen wie Gesundheit und Finanzen im Alter oder auch Technik-Ratgeber können schon für Jüngere interessant sein. Mit Bring- und Holservices wird auch hausgebundenen Personen die Möglichkeit gegeben, an ihre Wunschlektüre zu gelangen, auf der anderen Seite möchten aktive und mobile Rentner und Pensionäre vielleicht gerne im Büchereiteam mitwirken oder z.B. als Lesepaten tätig werden. Auf jeden Fall sei eine Vernetzung und Kooperation mit gemeindlichen Seniorenbeauftragten und anderen Akteuren der Seniorenarbeit empfehlenswert, so Theresia Hofbauer. Und es schade nie, Bücherei-Flyer mit Adresse und Öffnungszeiten in der Arztpraxis oder im Supermarkt-Café auszulegen.

Nach der Mittagspause betonte Deggendorfs Landrat Bernd Sibler, der für ein Grußwort die Tagung besuchte, die Bedeutung von Büchereien für Bildung und Kultur im Gemeindeleben. Im Anschluss folgte mit der Aufhänger-Frage „Und, was macht IHR so?“ ein Austausch in Kleingruppen über Aktionen, Projekte und Veranstaltungen. Hier wurden sowohl regelmäßige als auch besondere Aktivitäten sowie deren praktische Umsetzung vorgestellt und diskutiert. Während Angebote im Bereich der Leseförderung für Kinder bereits fester Bestandteil im Programm vieler Büchereien sind, wurden neue Veranstaltungsideen für Erwachsene wie etwa ein Reparaturcafé, ein „Wein-Lese-Abend“ oder ein zusammen mit der Gemeindereferentin organisierter „Wohlfühl-Abend für die Seele“ begeistert aufgenommen. Unerlässlich ist, die Öffentlichkeit kontinuierlich über die vielseitigen Angebote der Bibliotheken zu informieren – in Tageszeitung, Gemeindeblatt und Pfarrbrief genauso wie auf der Homepage, dem Online-Katalog und natürlich auch auf Instagram und Co.
Abschließend informierten Hildegard Franz und Max Mihatsch (Bildungsreferent Sankt Michaelsbund) über Termine, Projekte und Neuigkeiten aus der Diözesanstelle und der Landesfachstelle in München, wobei auch das aktuelle Sankt Michaelsbund-Magazin „Treffpunkt Bücherei“ vorgestellt wurde. Mit einem Themenschwerpunkt „Gemeinsam unterwegs sein“ widmet es sich dem Motto des Heiligen Jahres 2025 „Pilger der Hoffnung“ – und lädt ebenfalls zu Begegnungen in den Büchereien ein.
Text: Hildegard Franz, Sankt Michaelsbund Passau