Uni-Präsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch war der Gast beim zweiten „Talk in Max“ am Abend des 20. Januar. Über Wege und Umwege im Leben, prägende Menschen an seiner Seite sowie über Forschungsschwerpunkte in seiner Laufbahn sprach er mit Moderator und Bistumsblatt-Chefredakteur Wolfgang Krinninger. Ein erneuter Erfolg, nach der gelungenen Premiere der neuen Veranstaltungsreihe am 28. Oktober 2021.
Wir möchten den Akademiker kennenlernen, aber auch den Vater, den Sohn und „den privaten Bartosch“, der durch das Gespräch zum Vorschein kommt: So begrüßte Bistumsblatt-Chefredakteur Wolfgang Krinninger den Uni-Präsidenten Prof. Dr. Ulrich Bartosch eingangs im „Talk in Max“. Er führte als Moderator das Gespräch, das nach der erfolgreichen Premiere am 28. Oktober 2021 mit Bischof Stefan Oster erneut 20 ZuhörerInnen mit großem Interesse verfolgten. Nicht zuletzt freuten sich die beiden Organisatoren Edith Drexler, stv. Geschäftsführerin des Hauses St. Max, und Martin Clemens, Referent für Berufungspastoral, über diese runde Veranstaltung. Selbst die musikalische Begleitung hätte nicht besser gewählt werden können. Passend zu einem Uni-Präsidenten bezauberte die junge Studentin Katharina Dammberger das Publikum mit ihren Gesangseinlagen am Klavier. Es war ein äußerst kurzweiliger, lebendiger und spannender Abend, an dem Ulrich Bartosch Einblicke in sein Leben und seinen Berufungsweg gewährte, persönliche Anekdoten und Wortwitz inklusive. „Um Wege, Umwege, Beruf und Berufung“ lautet schließlich auch der Untertitel der neuen Veranstaltungsreihe „Talk in Max“.
Kurz zur Person: Bartosch wurde 1960 in Regensburg geboren und studierte Pädagogik und Politikwissenschaft an der Universität Regensburg. Er schloss das Pädagogik-Diplom 1986 ab und im Anschluss daran das Studium der Politischen Wissenschaft mit dem Magister. Promoviert hat er schließlich 1994 mit einer ideengeschichtlichen Arbeit zur Theorie des Friedens von Carl Friedrich von Weizsäcker. Sein Berufsweg führte ihn durch ganz Deutschland mit Stationen u.a. in Regensburg, Frankfurt, Berlin, Lüneburg, Kiel, Hagen, Eichstätt, und schließlich Passau. Hier ist er seit 1. April 2020 Präsident.
Neuanfang und Karriere
Prägend war für Ulrich Bartosch natürlich zuerst einmal sein Elternhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung aus der alten Heimat in Regensburg gelandet, wuchs er in einem Haus mit vielen Kulturen unter einem Dach auf. Ein Neuanfang für die ganze Familie. „Einerseits habe ich von diesem Neuanfang gar nichts mitbekommen. Andererseits habe ich alles und jeden Tag intensiv erlebt in diesem Haus mit seinen vielen Kulturen“, erzählte Bartosch. In seiner Jugend sei schließlich maßgeblich für seinen akademischen Weg gewesen, dass es in Regensburg eine Universität gegeben hat. „Das war ein Glücksfall, denn ohne diesen Aufbruch wäre ich kein Akademiker geworden.“
Unvergessen und ein bewegendes Erlebnis war der Dies Academicus im vergangenen Jahr in Passau, bei dem auch seine Mutter in hohem Alter dabei war. „Hierfür bin ich sehr dankbar.“
Eine prägende Gestalt seiner Akademikerlaufbahn war Carl Friedrich von Weizsäcker, der Bartosch im Zusammenhang mit seiner Magisterarbeit zu einer ersten Begegnung zu sich nach Hause einlud. Aus dieser ersten Begegnung wuchs schließlich eine langjährige und intensive Freundschaft, die ihn als Akademiker und als Person sehr geprägt und seine berufliche Karriere vorangetrieben habe. Auf die Frage, wie er persönlich Erfolg definiere, antwortete Bartosch: „Wenn Menschen in der Begegnung mit mir vorankommen.“ Eine Karriere zum Selbstzweck habe er nie direkt angestrebt.
Seit 1. April 2020 ist er nun Präsident der Universität Passau. „Ich betrachte die Uni als eine Art Spielwiese, einen Spielraum, in dem sich Studierende ausprobieren können.“ Seine Ziele hat er klar vor Augen: die Digitalisierung vorantreiben und die bayerische Universität an Europa ausrichten, „mit europäischer Perspektive“.
„Der Mensch, der mir gegenübersitzt, soll meine volle Aufmerksamkeit haben.”
Große Lebensthemen und Glaube
Freiheit war und ist schon immer ein großes Thema in Ulrich Bartoschs Leben. „Nur haben wir jetzt im Moment eine ganze Menge Probleme an der Backe“. Unsere Freiheit in Europa sieht er beispielsweise ganz aktuell im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt in Gefahr. Passendes Stichwort Frieden. „Den finde ich für mich persönlich in Kirchen.“ Die Christusfigur in der Studentenkirche St. Nikola betrachte er beispielsweise sehr gern. Und natürlich empfinde er diesen Frieden immer, „wenn meine ganze Familie zusammenkommt.“ Zur Rolle von Jesus Christus antwortet er spontan: „Mein Glaubensgefühl ist: Ich bin nicht allein.“ Eine für ihn faszinierende und bewundernswerte Persönlichkeit ist Papst Franziskus, dem er im Rahmen einer Laudato-Si-Konferenz in Rom begegnen durfte. „Mir ist er damals sehr, sehr echt vorgekommen. Ich empfinde diesen Menschen als unglaublich authentisch.“ Franziskus‘ Umwelt-Enzyklika „Laudato Si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ von 2015 beschreibt Bartosch als wahres Meisterwerk. Papst Franziskus hätte damit das nahezu Unmögliche geschafft, die beiden Wahrheiten der Theologie und der Wissenschaft in einem Werk darzustellen. Damit sei dem Papst erstmals gelungen, die Klima- und Sozialkrise in spiritueller und wissenschaftlicher Wahrnehmung abzubilden. „Diese Schrift hat mich persönlich getroffen.“
Viel zu verdanken hat der Passauer Uni-Präsident nach eigenen Worten auch dem Arzt, Pädagogen und Autor Janusz Korczak, der vor allem durch seinen Einsatz für Kinder berühmt geworden ist. So begleitete er die Kinder seines Waisenhauses bei der Deportation durch die deutschen Besatzer in ein Vernichtungslager, obwohl das auch für ihn selbst den Tod bedeutete. „Janusz Korczak ist mein pädagogischer Heiliger“, gab Bartosch seine Bewunderung unumwunden zu. In vielen Aufsätzen hat er sich mit Leben und Werk Korczaks auseinandergesetzt.
Hintergrund zu „Talk in Max“
„Talk in Max“ ist die neue Veranstaltungsreihe des Hauses St. Maximilian und des Referats Berufungspastoral, welches Edith Drexler (stv. Geschäftsführerin von St. Max) und Martin Clemens (Referent für Berufungspastoral) im Herbst 2021 ins Leben gerufen haben. Darin kommen Menschen zu Wort, die sich in besonderer Weise im Spannungsfeld zwischen Beruf und Berufung bewegen. Erster Gast bei der Premiere am 28. Oktober letzten Jahres war Bischof Stefan Oster SDB. Das Gespräch mit Katrina Jordan, Kommunikationschefin der Uni Passau, dem 20 ZuhörerInnen sehr interessiert verfolgten, war ein gelungener Auftakt. Jeder „Talk in Max“ wird musikalisch umrahmt und findet im Rokoko-Festsaal des Hauses St. Maximilian direkt am Stephansdom statt.
Terminankündigung
Der nächste und dritte „Talk in Max“ findet am Donnerstag, 19. Mai, mit der Lobpreisband “FRESH worship” statt, moderiert von Edith Drexler, stv. Geschäftsführerin des Hauses St. Maximilian. Robert Guder wird darin u.a. über seinen Weg vom DJ zum Lobpreisleiter erzählen und gemeinsam mit Roswitha Gruber über diese besondere Berufung sprechen. Eine Anmeldung ist erforderlich. Der Eintritt ist frei.