147 Jahre lang lebten und wirkten die Kapuziner im Altöttinger Kloster St. Magdalena. Nun ziehen sie sich ins verbleibende Kloster St. Konrad zurück. Am 3. Oktober haben sie sich nun endgültig aus St. Magdalena verabschiedet – mit einer sehr besinnlichen Feier in der St. Anna-Basilika.
Psalmworte, (Friedens-)Gebete, Gedanken, Lieder, ein Lobpreis, Franziskus‘ „Sonnengesang“ – abwechselnd trugen einzelne Kapuzinerbrüder Schritte im Leben und Sterben des heiligen Franziskus vor. Den offiziellen Abschied gestalteten sie als eine Transitusfeier im Gedenken an den Tod des heiligen Gründers des Ordens der Franziskaner, aus dem auch die Kapuziner hervorgingen. Ein bisschen Wehmut schwang sicherlich mit, dennoch war der Abschied in erster Linie ein besinnlicher, ein geistlicher – mit der Botschaft, dass es nach dem Tod längst nicht vorbei ist, und dass jedem Abschied auch ein neuer Anfang innewohnt.
Dass der Tod nicht das Ende, sondern ein „Aufbruch in ein größeres Leben“ sei, betonte auch Passaus Bischof Stefan Oster in seiner Predigt. Der heilige Franziskus sei ein „Meister dieses größeren Lebens“ gewesen. Dies bedeute jedoch noch lange nicht, dass das Loslassen für Ordensleute einfach sei – im Gegenteil: „Auch Ordensleute fassen Fuß, gewinnen Heimat“, betonte Oster, der selbst einem Orden, dem der Salesianer, angehört. Dass die Kunst des Loslassens gerade für das geistliche Leben wichtig sei, verdeutlichte Oster mit einem Zitat des irischen Autors Clive Staples Lewis: „Nichts, was du nicht losgelassen hast, wird dir jemals wirklich gehören.“ Der Bischof erklärte: „Liebe und Vertrauen entstehen nur, wenn man den anderen loslassen kann, wenn einem der Andere in Freiheit begegnen kann.“ Der heilige Franziskus habe verstanden, dass „Gott schenkt, damit wir weiter verschenken“ und dass Liebe sich vermehre, wenn man sie verschenkt. Der Bischof äußerte sich außerdem dankbar „für die gute Zahl an Ordensleuten im Bistum“ und dabei auch für die Kapuziner, „die Armut leben, weil sie Zeugnis geben, dass sie von einem größeren Reichtum berührt sind“.
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Dankbar äußerte sich der Bischof auch, dass die Kapuziner dem Wallfahrtsort Altötting treu bleiben. Auch wenn sie St. Magdalena verlassen, bleibt ihnen ja noch die Wirkungsstätte des heiligen Bruders Konrad. Der scheidende Guardian und stellvertretende Wallfahrtsrektor, P. Norbert Schlenker, informierte am 2. Oktober: „Die in Altötting verbleibenden 18 Brüder sind nun dabei, in St. Konrad sich neu zusammen zu finden und unter neuen Vorzeichen ihre Arbeit zu leisten.“
An diesem Samstagabend fand in der Basilika eine Vorabendmesse mit Verabschiedung von P. Norbert (ab Januar 2014 in Altötting) und des bisherigen Pförtners von St. Magdalena (ab Mai 2011), Br. Ernst-Konrad Mackenbrock, statt – P. Norbert wechselt ins älteste Kloster der Deutschen Kapuzinerprovinz in Werne im westfälischen Münsterland; Br. Ernst-Konrad ins „Kloster zum Mitleben“ in Stühlingen im südlichen Schwarzwald.
P. Norberts Predigt war ein persönlicher Rückblick und darüber hinaus eine geistliche Botschaft, die mehr vom Gedanken des Aufbruchs als des Abschieds geprägt war: „Ich habe unseren Wallfahrern bei Begrüßungen immer wieder gesagt, dass Pilgern und Wallfahren zeichenhaft eine Absage an jede Form von Unbeweglichkeit sein sollten. Immer wieder gilt es, aufzubrechen und den Weg neu mit dem Herrn zu gehen – das braucht die Kirche unserer Tage ganz notwendig“, sagte er und stellte außerdem fest: „Franz von Assisi, den wir heute feiern, ist ein sprechendes Beispiel für diese Beweglichkeit.“ Den heiligen Ordensgründer zitierte er u.a. mit Worten, die dieser am Ende seines Lebens sagte: „Brüder, lasst uns endlich anfangen, denn wir haben bisher sehr wenig getan!“
Zahlreiche Besucher nahmen an den beiden Feierlichkeiten teil. Zur Transitusfeier kamen u.a. der Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, Br. Christophorus Goedereis, Bischof em. Wilhelm Schraml, Stadtpfarrer Prälat Klaus Metzl, Dekan Heribert Schauer, Stiftskanoniker, viele Freunde der Kapuziner, und aus dem öffentlichen Leben MdL Martin Huber, Landrat Erwin Schneider und Bürgermeister Stephan Antwerpen. Im Rahmen der Vorabendmesse bedankten sich bei den Kapuzinern und vor allem bei P. Norbert für die gute Zusammenarbeit u.a. Richard Mödl für den Initiativkreis Junge Wallfahrt Altötting und Bernhard Meiler für die Regensburger Fußwallfahrt.
Die Transitusfeier gestalteten die Schola Autingensis musikalisch, die Vorabendmesse ein Ensemble der Altöttinger Kapellsingknaben und der Mädchenkantorei. Am Samstagabend fand nach dem Gottesdienst eine Lichterprozession statt.
Text: Michael Glaß
Fotos: Roswitha Dorfner