Nachdem die Bischöfe mit ihrer Sperrminorität das Grundsatzpapier zur Liberalisierung der katholischen Sexualmoral gestoppt hatten, drohte das endgültige Aus. Die Kluft war so groß geworden, dass einige deprimierte Teilnehmer sogar die gemeinsame Eucharistiefeier aus dem Programm nehmen wollten. Doch es gelang den Verantwortlichen schließlich doch, die Wogen soweit zu glätten, dass die Versammlung fortgesetzt werden konnte. Und mehr noch: Nach der schweren Krise wurden wichtige Reformtexte mit großer Mehrheit beschlossen. Ein Text zu „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ fand eine breite Mehrheit, ein bundesweites Beratungs- und Leitungsorgan wurde beschlossen, und die Versammlung votierte auch für eine lehramtliche Neubewertung von Homosexualität in der katholischen Kirche.
Zur Überbrückung der Gegensätze trug entscheidend bei, dass in der Diskussion über die Stellung der Frauen in der Kirche den Gegnern des Textes deutlich mehr Raum gegeben wurde als am Vortag bei der Debatte, die mit einem Scheitern der Vorlage zum Thema Sexualmoral geendet hatte. Zudem wurde der Text zur Gleichstellung der Frauen in der Kirche auf Vorschlag von Bischof Bätzing so geändert, dass er nicht als verbindlicher Beschluss, sondern als Vorschlag zur Prüfung durch den Papst verstanden werden konnte.
Freilich: Dass der Synodale Weg auf dieser wichtigen Etappe nicht entgleist ist, ist ein zart keimendes Hoffnungspflänzchen, mehr aber auch nicht. Es ändert kaum etwas an der tiefen Zerrissenheit innerhalb der Kirche und der Frustration und Entfremdung vieler Katholiken. Doch wahrhaft verheerend wäre es gewesen, wenn Menschen, die sich auf die gleiche Mitte besinnen, das Reformprojekt an diesem Punkt gegen die Wand gefahren hätten. Der Exodus aus unserer Kirche hätte dann wohl bald im ganzen Land Kölner Dimensionen angenommen.
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