Dabei war es dem Bischof ein großes Anliegen mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, den Organisten:Innen und Chorleiter:Innen, den Mitgliedern der fünf Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderatsgremien, den Leiterinnen der Kindergärten, den Mesnern:Innen, Lektoren und Kommunionhelfern, den Verantwortlichen in den Frauenbünden- und-vereinen, des Pfarrverbandscaritasvereins und der Pfarrbüchereien ins Gespräch zu kommen.
Als Schwerpunkte seines Besuches nannte der Bischof den Wunsch, die Situation im Pfarrverband mit seinen fünf Pfarreien Aigen, Bad Füssing, Egglfing, Kirchham und Würding (insgesamt 5400 Katholiken) kennenzulernen, sich gegenseitig in einer der schwierigsten Zeiten für die katholische Kirche seit der Reformation im Glauben zu stärken, und zu schauen, wie es um eine einheitliche und professionelle Verwaltung im Pfarrverband bestellt ist.
Bereits anfangs Januar hatte Visitationssekretär Markus Sturm mit den Kirchenpflegern und Mesnern die einzelnen Gebäude in einem sehr angenehmen Miteinander die kirchlichen Gebäude in den einzelnen Pfarreien unter die Lupe genommen.
Die Visitation am Samstagmorgen um 8 Uhr begann mit der Einsichtnahme des Bischofs in die Matrikelbücher, in denen die Taufen, Beerdigungen und Trauungen verzeichnet sind. Sie sind die wichtigsten Quellen für die Ahnen- und Familienforschung. Bereits einige Tage zuvor hatte Sturm mit den beiden Pfarrsekretärinnen Julia Hasch und Ulrike Scheiblhuber die Matrikelbücher überprüft, sodass der Bischof die Überprüfung nur noch mit dem bischöflichen Siegel und seiner Unterschrift bestätigen musste. Es folgte ein Gespräch des Bischofs mit den beiden Pfarrsekretärinnen, den “ersten Gesichtern der Seelsorge”.
Danach gab es Einzelgespräche mit Pastoralreferentin Maria Müller, Diakon Markus Hofbauer, den Pfarrvikaren Paul Thelagathoti und Pater Josef Sebastian und Pfarrer Bernd Kasper. Ein Teamgespräch der Seelsorger, zu dem auch die beiden Ruhestandsgeistlichen Herbert Pröll und Hans Herlinger gestoßen waren, rundete den Vormittag ab.
Den Samstagnachmittag eröffnete eine Begegnung mit den Kindergartenleiterinnen Johanna Rösch (Bad Füssing), Margareta Lindinger (Egglfing), Elisabeth Eder (Kirchheim) und Verene Petzi (Würding). Die Kindergartenleiterin von Aigen Nicole Nagel war erkrankt. Dabei ging es darum, wie die Eltern heute auf einen katholischen Kindergarten reagieren und ob sie Probleme damit haben. Die einhellige Antwort der Leiterinnen: “Es gibt dabei keine Probleme. Probleme machen der zunehmende Verwaltungsaufwand und immer mehr auffällige Kinder, die einer besonderen Zuwendung bedürfen”.
Als großen Wunsch richtete der Bischof an die Leiterinnen, auch weiterhin den Glauben an die anvertrauten Kinder weiterzugeben. Das wird natürlich nicht einfacher, wenn das Personal nur mehr wenig Beziehung zur Kirche hat, viele Eltern einen anderen Glauben haben oder aus der Kirche ausgetreten sind.
Weiter ging die Gesprächsrunde mit den neben- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Kirchenmusik, den Lektoren, Kommunionhelfern, Mesnern, in den Pfarrbüchereien und den Vertretern der Vereine und Verbände. Dann waren die Ministranten an der Reihe. Zuletzt konnten die Mitglieder der Kirchenverwaltungen und des Pfarrgemeinderates dem Bischof ihre Anliegen vortragen.
Die Visitation fand ihren Abschluss am Sonntagvormittag mit einem Gottesdienst für alle Pfarreien in Bad Füssing mit Bischof Oster zusammen mit den Geistlichen des Pfarrverbandes und Tobias Hager an der Orgel. Dabei ging der Bischof eingangs auf den Vortag mit seinen bewegenden Gesprächen mit den vielen engagierten haupt‑, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeitern im Pfarrverband. Immer wieder tauchten die Fragen “Was macht heute Kirche aus?”, “Wie können wir in die Zukunft gehen, wenn Personal und Gläubige immer weniger werden?” oder “Wie können wir etwas erneuern?”
Eine zukunftsweisende Antwort gab der Bischof in seiner sich auf das Tagesevangelium aufbauenden tiefschürfenden Predigt. “Wenn es so weitergeht mit den Kirchenaustritten oder dem Glaubensverlust, wenn wir Christus nicht mehr begegnen und ihn nicht mehr kennen, wenn uns das nicht mehr berührt, was wir im Gottesdienst feiern und wenn junge Leute nicht mehr zum Glauben finden, dann macht bald der Letzte das Licht aus”, gab der Bischof zu bedenken. Und weiter: “Als die ersten Jünger Jesus folgten, wie uns der Evangelist Johannes im ersten Kapitel seines Evangeliums erzählt, wandte sich Jesus um und fragte sie als erstes “Was sucht ihr?” Und sie fragten: “Wo wohnst du?” Da gingen sie mit ihm und sahen, wo er wohnte, und blieben bei ihm”. Der Bischof sprach davon, dass es der tiefste Sinn meiner Existenz ist, wenn ich wie die Jünger bei Jesus wohne, bei ihm bleibe. Er forderte dazu auf, den Kindern aufzuschließen, Jesus ist dein Freund. Er wohnt in deinem Herzen und du in seinem. “Was für Kinder gilt, gilt auch für uns Erwachsene. Wir müssen lernen und uns gegenseitig stärken, beim Herrn zu wohnen. Das ist der eigentliche Grund für Kirche, die für alle Menschen einladend sein soll. Stärken wir die innere Freude, die von Jesus kommt, durch sein Wort in der Heiligen Schrift! Spüren wir seine Gegenwart in den Sakramenten und haben wir Zeit der Stille für ihn”, wünschte der Bischof. “Sinn der Visitation ist es, allen zu danken und daran zu denken, dass wir miteinander Leib Christi sind, sein Volk und seine Gegenwart in der Welt leben”, schloss der Bischof. Mit dem “Großer Gott wir loben dich” klang der Visitationsgottesdienst aus. Pfarrer Bernd Kasper dankte allen, die bei der Vorbereitung der Visitation mitgewirkt hatten und dem Bischof für die vielen guten Gespräche und ermutigenden Worte. Beim Stehempfang im Pfarrsaal bot sich noch die Gelegenheit, mit dem Bischof ins Gespräch zu kommen.
Text: Lorenz Diet