Im Anschluss an die Messfeier fanden sich etwa 60 Interessierte aus dem Pfarrverband im Pfarrsaal in Tyrlaching mit Bischof Stefan Oster zum Gespräch ein. Pfarradministrator Pater Justin Augustin brachte seine große Freude darüber zum Ausdruck, dass Bischof Stefan Oster persönlich den Visitationsbesuch im Pfarrverband übernimmt. Neben den an der Kirche im Verband Interessierten und Engagierten waren auch die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Ulrich Maier (Tyrlaching) und Jana Carusotto mit Johann Schmid (Kirchweidach) sowie Vertreter der Kirchenverwaltungen anwesend. „Nutzen wir die Zeit der Visitation um als Gemeinschaft zusammenzustehen in Begegnung, Austausch und Reflektion sowie Herausforderungen und Hoffnung zu teilen“, so der Wunsch des Ortsgeistlichen in seiner Begrüßung.
Bevor Bischof Stefan Oster das Wort ergriff, forderte der bischöfliche Visitationssekretär Markus Sturm die Teilnehmer auf ihre Anliegen in der Gesprächsrunde offen und ohne Scheu vorzubringen. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen wies der Bischof daraufhin, dass man die Visitation nicht als Kontrollbesuch sehen solle, vielmehr sei es eine Möglichkeit für die Pfarrfamilie ihre Anliegen und Sorgen vorzubringen, sich kennen zu lernen und gemeinsame Zukunftsüberlegungen auszuarbeiten. In einem pastoral strukturiertem Erneuerungsprozess soll auf die veränderten Bedingungen in der heutigen Zeit eingegangen werden, im Mittelpunkt soll dabei eine „einladende und solidarische Glaubensgemeinschaft, die aus der Eucharistie lebt“, stehen, so Bischof Oster.
Mit dem Evangelium gebe uns Jesus ein Rettungsprogramm für uns und die ganze Welt zur Hand, betonte der Bischof weiter. „Die Veränderungen in der Kirche haben bereits vor langer, langer Zeit begonnen. Im heute müssen wir überlegen, was brauchen wir neu, was ist verzichtbar und was soll bleiben oder was soll sich verändern“. Zukunftsüberlegungen in den Leitlinien des Bistums seien eine qualitätsvolle Liturgie, die Glaubensbildung, diakonische Projekte, geistliche Zentralorte und nicht vergessen dürfe man da besonders wichtig die Sprachfähigkeit für und über unseren Glauben, führte der Bischof weiter aus. „Ist es nicht heute so, dass sich derjenige rechtfertigt, warum er noch dabei ist und am Sonntag zur Messe geht, vor einiger Zeit war es noch genau umgekehrt. Weiter überlegt euch mal, wo würde Jesus hingehen, wenn er zehn Tage in eurer Gemeinde wäre“, so die Aufforderung des Bischofs zum Abschluss seiner Ausführungen.
In der anschließenden Gesprächsrunde wurden zahlreiche Themen aufgegriffen, von der Frage was tut die Kirche, der Bischof gegen die wachsende Zahl der Kirchenaustritte, die Ausgrenzung Wiederverheirateter beim Kommunionempfang und Segnung und die künftige Größe von Pfarrverbänden. Letzteres so der Bischof sei ein Problem, der Nachwuchs im Bistum fehle gerade mal vier Anwärter zähle man im Seminar in allen Jahrgangsstufen und auch an Laienpersonal fehle es. Zu den Kirchenaustritten sei zu sagen, die einen Begründen es mit dem Geld, aber viele haben sich schon lange entfremdet und vollziehen den Schritt letztendlich aufgrund eines speziellen Ereignisses, wobei hier natürlich vorrangig die Fälle von Missbrauch und sexueller Gewalt in der Kirche angeführt werden. Für eine zweite Beziehung, nach einer Scheidung, eröffne der Papst auch einen Weg.
Die Anhebung des Firm-Alters von zwölf Jahren auf 16 Jahren wurde aus dem Teilnehmerkreis angesprochen. Die Firmung falle nun in eine Zeit des Schulabschlusses, teilweise seien die Jugendlichen auch schon in einer Ausbildung. Bischof Oster hielt dazu fest, dass bis zu dieser Entscheidung viele Überlegungen und Gespräche stattgefunden haben, letztendlich sei man aber der Meinung, dass das jahrelange volkstümliche Modell der Zeit nicht mehr gerecht wird. „Es gehe darum, dass die Jugendlichen sich bewusst dafür entscheiden“. Angesprochen wurde auch das Thema Ehrenamt, hier seien Posten nicht mehr oder nur unter sehr großen Bemühungen zu besetzen, was oft auch der überbordenden Bürokratie geschuldet sei.
Nach der Gesprächsrunde lud der bischöfliche Visitationssekretär zur Visitationsklausur am 15. Februar im Haus der Begegnung in Burghausen ein. Im Rahmen der Klausur habe die Pfarrfamilie Gelegenheit sich zu Problemen, zu Erneuerungsprozessen und Veränderungsmöglichkeiten einer Lebendigen Pfarrei, auseinanderzusetzten. Alle Interessierten des Pfarrverbandes können daran teilnehmen.
Anmeldung bis 31. Januar im Pfarrbüro.
Tel. 08623/215 oder per E‑Mail: pfarramt.kirchweidach@bistum-passau.de