„Bringt das was“, zitierte Josef Griesbeck, der ehemalige Jugendreferent im Kirchlichen Jugendbüro in Neu- und Altötting (1969-2005) die Frage, die ihm ein Kommunalpolitiker immer wieder gestellt habe. Offenbar so einiges, verdeutlichte die Vorstellung des Büchleins „Kirchliche Jugendarbeit von damals – Was hat’s mir gebracht?“ am 22. Oktober im Altöttinger Caritashaus St. Elisabeth. Eine rege Diskussion unter den über 30 Besuchern und Mit-Autoren des Büchleins zeigte: wer sich als Jugendlicher damals bereits engagierte, der ist meist auch jetzt noch ehrenamtlich aktiv und setzt sich mit dem Glauben intensiv auseinander.
Insgesamt 37 Beiträge ehemaliger JugendleiterInnen hat Griesbeck gesammelt und in ein kleines Büchlein gepackt. Herausgekommen ist ein Potpourri sehr persönlicher Rückblicke, die zweierlei offenbaren: erstens: hier durften junge Menschen mit anpacken, eigenverantwortlich gestalten, diskutieren, organisieren u.v.m.; zweitens: das, was sie damals gelernt hatten, das prägt sie bis heute. Landwirt und Theatermacher Martin Winklbauer etwa drückt es in dem Büchlein so aus: „Alles, was ich jetzt bin, hat dort seinen Anfang.“ In vielen Beiträgen wird ebenjene durch die Jugendarbeit geförderte Eigenverantwortlichkeit gelobt, die übrigens auch „nützt“: bei der Angabe zu den Ehrenämtern findet sich bei den Autoren kaum eine Lücke; viele sind auch heute noch in der Kirche aktiv.
Auch bei der Buchvorstellung ließ Griesbeck vor allem die einzelnen Autoren zu Wort kommen. So erzählte etwa Schlosser und Landwirt Sepp Schneiderbauer (ehrenamtlich als Kirchenpfleger und im Gemeinderat aktiv), dass er mit der katholischen Landjugend noch lange vor „Grünem Punkt“ und „Gelbem Sack“ mit dem Recycling von Altfolien begonnen hatte. Unternehmer Roland Schumacher etwa schilderte, wie intensiv Jugendliche in den 1970er-Jahren mit dem Pfarrer über die Mitgestaltung des Jugendgottesdienstes rangen – da sei schon auch gestritten worden, „aber es wurden auch Lösungen gefunden“, betonte er. Kathrin Eckart (Angestellte, ehrenamtlich im Pfarrgemeinderat sowie bei der CSU/FU), aufgewachsen in der ehemaligen DDR und seit 1985 in Westdeutschland, schilderte ihre damals anfängliche Enttäuschung über eine scheinbar zur Routine erstarrte Kirche im „Westen“ und wie sie über die kirchliche Jugendarbeit dann doch wieder zu „ihrer“ Kirche fand.
Griesbeck selbst – auch er ist übrigens noch ehrenamtlich aktiv, u.a. als „Grillmeister“ bei den Grillabenden in St. Elisabeth, dem Urlaubs- und Erholungshaus für behinderte Mitmenschen in Altötting – betonte vor allem die „Ganzheitlichkeit“ kirchlicher Jugendarbeit: sie fördere „Leib, Geist und Seele“ gleichermaßen. Auch hob er die Bedeutung von „Kirchlichkeit“ und „Spiritualität“ hervor. In seinem Büchlein etwa betont er, „dass ‚das Programm Jesu’ für mich das Beste ist“.
Unweigerlich führte die Diskussion an diesem Abend auch zu der Frage, wieso sich Jugendliche heute von der Kirche offenbar nur noch schwer erreichen lassen. Martin Winklbauer fasste es so zusammen: „Glaube lässt sich nicht in Zahlen messen. Die Formen des Glaubens haben sich geändert und wir müssen darauf eingehen.“ Die Bilanz der Diskussion: Auch wenn sich konkrete Erfolge kaum oder erst viel später zeigen: Es lohnt sich, am Ball zu bleiben.
Das kleine Büchlein „Kirchliche Jugendarbeit von damals – Was hat’s mir gebracht?“, gesammelt und herausgegeben von Josef Griesbeck, erschien im Eigenverlag und kann in den Buchhandlungen Naue in Altötting und Burghausen sowie in der Buchhandlung Fraundorfner in Altötting erworben werden. Es kostet 5 Euro.
Foto und Text: Michael Graßl