Was Lehrer Lämpel aus Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ nicht hatte, war eine solide Reflexionsfähigkeit und geistige Beweglichkeit. Beides Eigenschaften, die zur zentralen Berufsprofession eines Lehrers zählen. Dies machte der Hauptreferent Prof. Dr. Hans Mendl, Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Passau, gleich zu Beginn seines Vortrages zum Religionslehrertag im Exerzitien- und Bildungshaus Spektrum Kirche deutlich, zu dem sich 120 kirchliche und staatliche Religionslehrkräfte aus dem Bistum Passau versammelten.
Schulreferent OR Dr. Hans Peter Eggerl betonte in seiner Begrüßung, dass Religionsunterricht Handwerk, aber zugleich Kunstwerk und „Herzwerk“ sei und unterstrich die Notwendigkeit, das eigene Handwerkzeug immer wieder zu reflektieren, um der Sache Jesu Christi unter den Bedingungen der jeweiligen Zeit gerecht werden zu können. Dr. Eggerl konnte neben dem Abteilungsdirektor in der Regierung von Niederbayern, Franz Schneider auch den leitenden Regierungsschuldirektor für Förderschulen, Rainer Fauser sowie den Schulreferenten des evangelischen Dekanats Landshut, Kirchenrat Oliver Spilker begrüßen.
Franz Schneider unterstrich von Seiten der Staatsregierung mit eindrücklichen Worten die Notwendigkeit des Religionsunterrichts und wies in seinem Grußwort auf die Feststellung des ehemaligen Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde hin, dass der freiheitliche Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht garantieren könne. Schneider machte deutlich, dass es gerade in der Diskussion um die Digitalisierung von Gesellschaft und Schule ohne grundlegende Werthaltung nicht gehe. Und dazu – so pflichtet ihm Mendl bei – sei immer wieder ein religionsdidaktisches Update notwendig, weil das einmal im Studium erworbene Wissen nicht ausreiche, um bis zum Berufsende guten Religionsunterricht zu halten. Letztlich geht es darum, beweglich zu bleiben, wie auch in der Parabeln zu Herrn K. von Bertold Brecht deutlich wird: „Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ‚Sie haben sich gar nicht verändert.“ – „Oh!“ sagte Herr K. und erbleichte.“
Mendl zeigte anhand neuester Studien die hohe Qualität des heutigen Religionsunterrichts auf, stellte aber auch Anfragen, wo noch Optimierungsbedarf sei: Oftmals in Techniken, die in den vergangenen Jahren teilweise zu Unrecht aus dem Blickfeld geraten sind. So ermutigte er Kinder und Jugendliche deutlicher als bislang kognitiv im Religionsunterricht herauszufordern. Dazu brauche es die Instruktion, die Konfrontation mit religiösem Glaubens- und Weltwissen in einem gut gemachten Lehrervortrag, zu dem sich die Schülerinnen und Schüler dann vertiefend und aneignend verhalten und miteinander in einen konstruktiven Dialog eintreten können. Die Notwendigkeit der Lehrkraft, nicht nur als Moderator, sondern vor allem auch als Experte in theologischen Fragen aufzutreten, der den Unterricht inhaltlich steuern muss, sei heute in einer weitgehend dem Glauben und der Kirche fernstehenden Schülerschaft wichtig und gefragt. Exemplarisch zeigte Mendl dies an den verschiedenen unterrichtlichen Themenfeldern auf, wie z.B. der Bibeldidaktik, der Gottes- und Glaubenslehre, des kirchengeschichtlichen Lernens sowie des interreligiösen Lernens.
In den verschiedenen Workshops konnten die Lehrkräfte dann ihr „Handwerkszeug“ hinsichtlich der Ermutigungen des Referenten weiter schärfen, z.B. den Umgang mit Unterrichtsstörungen reflektieren, christlichen Symbolen erschließen, Lyrik und Kinderbücher der Gegenwart für die Unterrichtspraxis entdecken, leibliches Lernen in Bewegung und Rhythmik erproben und sich mit christlichen Glaubensinhalten in Videoclips auseinandersetzen. In der Eucharistiefeier unter Schuldekan Pfarrer Josef Huber und seiner bemerkenswerten Predigt erreichte der Tag seinen spirituellen Höhepunkt.
Text und Foto: Dr. Manuel Stinglhammer