Strahlender Sonnenschein, angenehm warmer Atlantikwind, Fahnen, bunte Hüte und T-Shirts und vor allem jede Menge guter Laune – so zeigte sich Lissabon in der ersten Augustwoche. Dort fand von 01. bis 07. August der internationale Weltjugendtag mit rund 1,5 Millionen Jugendlichen aus aller Welt statt.
Begrüßung von Papst Franziskus
Auf diesen Moment haben viele schon lange gewartet: Am Donnerstag traf Papst Franziskus auf dem Weltjugendtag ein. Schon vor Beginn der offiziellen Begrüßung im Parque Eduardo VII. fuhr er in seinem Papamobil durch die Menge, schüttelte Hände, segnete kleine Kinder und winkte der jubelnden Menge zu, die im Chor immer wieder „Esta es la juventud del Papa“ (“Das ist die Jugend des Papstes”) und „Viva il papa“ („Es lebe der Papst“) rief. Der Pontifex sprach: „Ich freue mich, euch zu sehen! Und ich freue mich auch über den sympathischen Lärm, den ihr macht, und darüber, dass ihr mich mit eurer Freude ansteckt.“ In seiner Ansprache führte er aus, was die „Gemeinschaft der Gerufenen“ sei: „Nicht der Besten – nein, ganz und gar nicht –, sondern der Zusammengerufenen, derjenigen, die gemeinsam mit anderen das Geschenk des Gerufenseins annehmen. Wir sind die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern Jesu, Söhne und Töchter desselben Vaters.“ Auch Jesus habe nicht mit dem Finger gezeigt, sondern die Arme weit für alle geöffnet. Am Ende seiner Ansprache forderte Franziskus die Jugendlichen auf, diese Liebe weiterzutragen.
Way with the Cross
Die abstrakte blaue Bühnenkonstruktion im Park Eduard VII., die bereits seit Beginn der Veranstaltung ins Auge stach, war am Freitagnachmittag auf beeindruckende Weise Platz der 14 Stationen des Kreuzweges. Ausdrucksstark und ergreifend inszenierten rund 50 Schauspieler und Tänzer aus aller Welt das Leiden und Sterben Christi in Tanz, Bewegung und Schauspiel. Papst Franziskus erinnerte daran, welche Bedeutung das Kreuz habe: „Das Kreuz bedeutet die größte Liebe, jene Liebe, mit der Jesus unser Leben umarmen will. Unser Leben – deines, das eines jeden von uns.“ Denn Jesus gehe mit. „Jesus tritt diesen Weg für mich an, um sein Leben für mich zu geben. Und niemand hat mehr Liebe als der, der sein Leben für seine Freunde hingibt, der sein Leben für andere hingibt. Vergesst das nicht!” Der „Way with the cross” (Jugendkreuzweg) griff Themen wie Gewalt, Armut, Einsamkeit, Abhängigkeit, Umweltzerstörung und den Umgang mit Social Media, wo oft eine unwirkliche Welt aus Perfektion und Schönheit gezeigt wird, auf.
Vigil mit dem heiligen Vater
Bereits in den frühen Morgenstunden am Samstag machten sich tausende Jugendliche auf zum Feld im Tejo-Park, wo am Abend die große Vigil mit Papst Franziskus stattfand. Die Vigil, die immer am Samstagabend stattfindet, gilt als geheimer Höhepunkt der Weltjugendtage. Der „Campo da Graça“ („Feld der Gnade“) füllte sich mit eineinhalb Millionen junge Menschen aus aller Welt – die alle gemeinsam Christus wieder neu in die Mitte stellen wollte. „Mich beeindruckt, wie hautnah man hier die Weltkirche erleben kann“, berichtete Florian von der KSG. Auch Michi, Student in Passau, reiste privat mit Freunden an: „Für mich war es einmalige Gelegenheit, in Europa das größte Event junger Katholiken weltweit besuchen zu können und die Glaubensgemeinschaft zu erleben.“
„Für mich war es eine einmalige Gelegenheit, in Europa das größte Event junger Katholiken weltweit besuchen zu können und die Glaubensgemeinschaft zu erleben.”
Nach einer künstlerischen Performance von 50 Jugendlichen aus 21 Ländern, die die Geschichte einer verwandelnden Begegnung erzählte, sprach der Papst persönlich zu den Jugendlichen über die „Wurzel der Freude“. Dabei rief der Papst aus: „Freude ist missionarisch!“ und forderte die Jugendlichen auf, ihm das gleich zu tun. Dann stellte er die Frage, wer im eigenen Leben die Wurzel der Freude gewesen sei und erinnerte sie daran, dass auch sie das für andere sein können. Dies bedarf jedoch Übung und Training, so der Papst. Und er schloss mit dem Rat: „Geht und, wenn ihr fallt, steht wieder auf; geht mit einem Ziel; trainiert jeden Tag im Leben. Im Leben ist nichts umsonst, alles muss bezahlt werden. Nur eines ist umsonst: die Liebe von Jesus! Mit dieser Freiheit, die wir haben — der Liebe Jesu — und mit dem Willen zu gehen, lasst uns in der Hoffnung gehen, lasst uns auf unsere Wurzeln schauen und vorwärts gehen, ohne Angst. Habt keine Angst.“ Nach den Worten des Papstes wurde es ruhig auf dem Feld und das Allerheiligste wurde in Stille und mit Betrachtungen ausgesetzt.
Feierlicher Abschlussgottesdienst
Am Sonntag fand die große Abschlussmesse am Fest „Verklärung des Herrn“ auf dem ca. neunzig Hektar Feld mit rund 1,5 Millionen Pilgerinnen und Pilger aus etwa 200 Nationen statt, der Papst Franziskus vorstand. Hauptzelebrant war Patriarch Manuel Clemente von Lissabon. In seiner Predigt bestärkte der Papst die Jugendlichen, keine Angst zu haben und sich nicht entmutigen zu lassen, auch wenn das Leben oft nicht einfach sei. Doch wolle Gott das Leben erleuchten. „Aber ich möchte euch gerne sagen: Wir werden nicht strahlend, wenn wir uns ins Rampenlicht stellen“, so Franziskus. „Wir leuchten, wenn wir Jesus annehmen und lernen, so zu lieben wie er. Lieben wie Jesus — das bringt uns zum Leuchten.“ Dies bringe uns dazu, Werke der Liebe zu tun. Am Ende der Liturgiefeier verkündete der Papst, dass der nächste internationale Weltjugendtag im Jahr 2027 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul stattfinden solle.
Glücklich, erfüllt und voller Freude traten viele den Heimweg an – unter ihnen auch Isabella Jaufmann aus Passau. Für sie war der Weltjugendtag ein unvergessliches Erlebnis: „Ich denke, keine Worte können beschreiben, was ich an Erfahrungen mitnehmen darf: Begegnungen, Emotionen, Freundschaften und vor allem den tiefen Glauben, den ich hier beim Weltjugendtag spüre.“