
Die beiden Jugendlichen Laura Moritz und Jonathan Nicklas vom 8. August 2019 bis 4. April 2020 acht Monate lang WELTWÄRTS in Peru im Einsatz. In der zweitgrößten Stadt Arequipa haben sie sich in diversen Projekten für Schulen und Kinderheime engagiert. Coronabedingt mussten sie verfrüht abbrechen. Im Interview erzählen sie von ihrem Freiwilligendienst im Ausnahmejahr 2020.
Ein normaler Start
Laura Moritz, Jahrgang 1998, ausgebildete Erzieherin aus der Pfarrei St. Peter in Passau-Auerbach, hat sich für Peru entscheiden. Ebenso Jonathan Nicklas, Jahrgang 2001, Abiturient aus der Pfarrei Sinzing im Landkreis Regensburg. Ein knappes Jahr lang wollten sie Freiwilligendienst in der zweitgrößten Stadt Perus, Arequipa leisten. Dazwischen kam: Corona. Was am 8. August 2019 “ganz normal” gestartet war, hat sich schließlich im März 2020 komplett gedreht. Alles war plötzlich anders; der Lock-Down hatte auch Arequipa fest im Griff. “Von einem Tag auf den anderen war Militär auf den Straßen. Es wurde alles sehr ernst genommen, kleine Geschäfte und Märkte geschlossen. Es war eine richtige Ausnahmesituation”, erzählt Laura, die für die Organisation CIRCA-MAS im Einsatz war. An verschiedenen Schulen, v.a. in den ärmeren Stadtvierteln, gab sie Englischunterricht und betreute außerdem Kinder in Kinderheimen, wie auch Jonathan.
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Die Kehrtwende: Corona
Sorgen um ihre Gesundheit haben sich Laura und Jonathan nie gemacht, trotz der fehlenden gewohnten Hygienestandards. “Wir waren über WELTWÄRTS sehr gut versichert und wären vermutlich in eine Klinik mit europäischen Standards gekommen”, meint die 22-Jährige. Die beiden verspürten eher Wut und Traurigkeit über den bevorstehenden Abbruch ihres Freiwilligendienstes. Projekte mussten sie ebenso unvollendet zurücklassen wie auch die vielen liebgewonnenen Menschen, von denen sie sich nicht einmal richtig verabschieden konnten. Besonders schlimm sei die Zeit der Quarantäne gewesen, in der sie nur abwarten und bis zur Rückholung nichts machen konnten, erzählt Jonathan. “Aber die Rückholaktion habe ich als sehr positiv empfunden. Ich fühlte mich immer gut informiert”, meint Laura. Sie hätten sich immer bestens betreut gefühlt von Christine Krammer, der WELTWÄRTS-Verantwortlichen im Bistum Passau. Sie hatte zum Corona-Lockdown im März von einem Tag auf den anderen alle Hände voll zu tun. “Wir bekamen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sehr plötzlich die Anweisung, unsere WELTWÄRTS-Freiwilligen zurückzuholen”, berichtet sie. “Die Flughäfen in Südamerika wurden über Nacht gesperrt. Es gab kein Entkommen mehr. Und ich hatte keine Möglichkeit mehr, die Rückholung zu organisieren, weil es keine Flüge mehr gab. Es war eine kritische, aufregende, angespannte Situation für alle Beteiligten”, schildert Christine Krammer. Tag und Nacht sei sie im Einsatz gewesen und emotional sehr angespannt. “Als ich dann nach langem Hin und Her das OK bekam, dass meine Jugendlichen ausfliegen konnten, war das eine riesige Erleichterung”, freut sich Christine Krammer noch jetzt. Erleichtert über die geglückte Rückholaktion und wieder wohlbehalten Zuhause zurück, hat Jonathan aber erst einmal einen regelrechten Kulturschock erlebt. Besonders schlimm seien die ersten Tage und Wochen nach seiner Ankunft gewesen. Da ging für ihn das “Coronathema” erst richtig los. Jetzt wurde ihm bewusst, was Corona in Peru im Gegensatz zu seinem Heimatland Deutschland bedeutet. “In Peru bedeutet das, dass man wirklich Angst hat, seine Familie nicht mehr durchzubringen und in Hungersnot zu geraten”, erzählt er. “Schade, dass wir nicht zur nächsten Party gehen können wegen Corona”, sei im Gegensatz dazu der Kommentar seiner Freunde Zuhause gewesen.
Die Zukunft
Zur Frage nach ihrer Zukunft meint Laura, sie wolle sich auch weiterhin entwicklungspolitisch engagieren. “Wir werden definitiv Kontakt halten mit der Organisation CIRCA-MAS”, betont Laura. “Sobald es wieder möglich ist, wollen wir die Menschen und Kinder in den Schulen und Kinderheimen wieder besuchen und unsere unfertigen Projekte beenden.” Danach verspürten sie einen regelrechen Hunger, meint Jonathan. “In den Projekten steckt sehr viel Potential. Das würden wir gerne noch ausschöpfen.” Was aber an oberster Stelle steht, sind die Menschen. “Ich habe viele Freunde in Peru, mit denen ich den Kontakt aufrechterhalten will. Ich habe auch vor, wieder dorthin zu fliegen.” Sobald es wieder möglich ist und sie es einrichten können werden die beiden das mit Sicherheit tun. Peru ist für Laura und Jonathan noch lange nicht abgeschlossen.
WELTWÄRTS: Zukunft ungewiss
Corona hat auch langfristige und weitreichende Folgen für das WELTWÄRTS-Freiwilligen-Programm. Der Jahrgang von Laura und Jonathan 2019 wird der vorerst letzte für Jugendliche im Bistum Passau gewesen sein, bestätigt Christine Krammer. “Der Entsendejahrgang 2020 wurde aufgrund der Coronapandemie gecancelt. Es gibt keine Einsatzorte für meine Freiwilligen in den Ländern des globalen Südens. Das Risiko ist schlichtweg zu groß. Und für nächstes Jahr 2021 ist es auch noch immer ungewiss. Überhaupt ist eine Entsendung zu unsicher, bevor ein Impfstoff gefunden wird.”