Wenn der Tod die Beziehung zum Lebenspartner jäh beendet, droht man im Schmerz zu versinken, denn die Liebe rebelliert gegen die Trennung. Viele Trauernde fühlen sich einsam, empfinden es als schwierig ist, darüber zu reden. Ein Tag für Witwen und Witwer im Haus der Begegnung in Burghausen bot ihnen Gelegenheit, sich mit gleich Betroffenen auszutauschen, Kraft zu schöpfen für ihren Trauerweg und den Blick wieder nach vorne zu richten.
„Wenn die Liebe rebelliert …“ Tag der Stärkung für Witwen und Witwer in Burghausen
Wolfgang Plail vom Referat Trauer- und Hospizpastoral, sowie Theresia Hofbauer und Regina Roßmadl von der Seniorenseelsorge gestalteten für die Trauernden eine Oase, in der sie mit ihrer je eigenen Trauer ankommen, verstanden und geborgen sein konnten. In seinem Impulsvortrag beleuchtete Wolfgang Plail die Ausführungen des Apostels Paulus im „Hohen Lied der Liebe“. „Die Liebe hört niemals auf“, heißt es dort. Denn die Liebe sei ein Projekt für die Ewigkeit, so Plail. Wenn der Tod dem ein jähes Ende setze, rebelliere unser gesamtes Gefühl. Dies sei die Wurzel des Schmerzes. Denn der Liebe fehle plötzlich das Gegenüber. Nun blieben nur die Erinnerungen an den Verstorbenen und an ein gemeinsames Leben. Das Erinnern könne helfen, die Beziehung in anderer Weise weiter zu pflegen und an ihr versöhnend zu arbeiten Doch es gelte auch, sich nicht in den Erinnerungen zu verlieren, im Vergangenen hängen zu bleiben und die Zukunft zu versäumen.
Für die Trauer gebe es keinen Leitfaden, denn jeder trauere anders, erlebe anders und hoffe anders. Für manche sei es tröstlich, nicht allein auf dem Weg der Trauer unterwegs zu sein. Viele tun sich schwer, über ihre Trauer zu sprechen und sich mitzuteilen, was man erlebt. Manchmal helfe die Sprache der Poesie, der Dichtung, sein Innerstes zu beschreiben. So lud Wolfgang Plail ein, mit Gedichten, Musik und Bildern aus der Natur, über ihre Liebe und ihre Trauer zu meditieren und sich einzulassen auf einen Neu-Anfang. Anschließend konnten Frauen und Männer in kleinen Gruppen über ihre individuelle Trauersituation sprechen, ein Gegenüber finden und sich gegenseitig Halt geben. Nach dem gemeinsamen Mittagessen nutzten viele den wunderschönen sonnigen Herbsttag für einen Spaziergang an den nahen Wöhrsee, zum Nachdenken, zum Gespräch oder einfach nur, um die Natur zu genießen.
„Wie gerne würde ich dich zurück auf die Erde holen, um einfach mit dir zu reden, deinen Rat zu hören, dich zu umarmen, einfach wieder Zeit mit dir zu verbringen. Und dann denke ich, dass du nun von da oben auf mich aufpasst und ich fühle mich wieder ein wenig sicherer. Ich vermisse dich.”
Am Nachmittag ging es kreativ weiter: Mit Perlen der Trauer lud das Team die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, das Band ihrer Liebe mit einem Perlenband zu vergleichen und individuell zu gestalten z. B. mit Perlen der Klage, der Ohnmacht, der Liebe, der Freude, der Hoffnung.
Im abschließenden Gottesdienst in der mittelalterlichen Kirche des Heilig-Geist Spitals brachte die Gruppe ihre persönlichen Anliegen und ihre Hoffnung vor Gott. „Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen sie. Ich will euch erquicken.“ Vertrauend auf diese Zusage nahmen sie die Gedanken und Erlebnisse des Tages in den Gottesdienst hinein. „Ich bin dankbar, dass ich an dem Tag teilnehmen konnte, für die einfühlsame Begleitung durch die Referenten. Es war ein besonderer Tag für mich, an dem ich trotz all meiner Trauer reich beschenkt worden bin“, so ein Resümee einer Teilnehmerin.
Bilder & Text: Theresia Hofbauer, Seniorenreferat
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Theresia Hofbauer
Leiterin der Seniorenseelsorge
Regina Roßmadl
Referentin der Seniorenseelsorge