
Wie werden wir morgen Kirche sein? Diese Frage treibt auch Bischof Dr. Stefan Oster um. Anstatt eines Pfingstwortes steht er im Interview Rede und Antwort und erklärt, was ihm Hoffnung macht und wo er Zeichen des Heiligen Geistes sieht.
Löscht den Geist nicht aus!“ mahnt der Apostel Paulus seine Gemeinde im 1. Brief an die Thessalonicher. Der Appell gilt auch 2000 Jahre später. Sattheit und Trägheit, Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit sind der Tod des Glaubens. Was können wir tun, damit sich der Geist nicht verflüchtigt? Wie können wir im Lärm der Welt erspüren, wohin der Geist uns lenken will?
Bischof Oster: Was für eine wichtige, schwere und zugleich einfache Frage. Die einfache Antwort lautet: Gebet. Die schwere Seite davon: Es geht dabei nicht einfach um ein paar Minuten, in denen ich Sätze sage, in denen das Wort„Gott“ vorkommt. Es geht vielmehr um eine Herzensöffnung, einen Herzensaufschwung zu Gott. Es geht um eine innere Haltung, die lernt, Jesus immer mehr vor dem inneren Auge zu haben, ihn gleichsam dabei zu haben, ihn die innere Mitte meiner Seele sein zu lassen, die er ja von sich her eh schon ist. Stellen Sie sich ein Liebespaar vor oder eine Mutter von einem kleinen Kind: Die Mutter hat ihr Kind innerlich immer dabei, ebenso wie der Liebende die Geliebte – und zwar unabhängig davon, ob sie grad körperlich beieinander sind oder nicht. In diesem Sinn heißt„Beten lernen“ zugleich„Gott lieben lernen“ und dann lernen mit neuen Augen zu sehen – und…