Bistum

Der lohnende Weg zurück

Redaktion am 12.02.2025

Wiedereintritt Feichten 1 Foto: Tine Limmer

64 Kirchenaustritte musste der Pfarrverband Feichten im vergangenen Jahr verbuchen. Noch gibt es auch Eintritte in die Kirche. Sebastian (Name wurde geändert) ist einer von zwei Katholiken, die sich im Pfarrverband Feichten nach ihrem Kirchenaustritt nun wieder in die Gemeinschaft einfügen wollen.

Es waren die Schlag­zei­len über die Miss­brauchs­vor­wür­fe, mein Stu­di­um zum Maschi­nen­bau­er und letzt­end­lich war ich Mit­läu­fer in der Wel­le der­je­ni­gen, die der Kir­che den Rücken zuge­wen­det haben“, berich­tet der jun­ge Mann. Doch jetzt möch­te er wie­der am kirch­li­chen Leben teil­neh­men und nicht nur das, son­dern wie­der ein Teil davon wer­den, rich­tig dazu­ge­hö­ren. In Jugend­jah­ren war er in sei­nem Hei­mat­ort Minis­trant, fünf Jah­re lang. Dann kam der Schul­ab­schluss und das Stu­di­um. Eine Zeit, in der er wie alle jun­ge Erwach­se­ne sich suchen und fin­den, viel Zeit mit Freun­den ver­brin­gen und wenig in der Kir­che woll­te. Die Schlag­zei­len haben es ihm ein­fach gemacht, beim Stan­des­amt vor­stel­lig zu wer­den und den Aus­tritt zu erklä­ren. Es hat­te auch Vor­tei­le. Es blieb mehr Geld in der Tasche. Für einen Stu­den­ten, der wenig Geld hat, ein gewich­ti­ges Argu­ment“, erklärt er heute.

Vom Glau­ben bin ich nie abge­fal­len, er hat mir ein­fach nur weni­ger bedeu­tet, er war mir nicht wich­tig. Das ist jetzt anders.”

Sebastian (Name von der Redaktion geändert)

Doch inzwi­schen sei viel pas­siert. Viel Arbeit mit Dienst­rei­sen hat er hin­ter sich. Er muss­te erst einen neu­en Freun­des- und Bekann­ten­kreis im Chiem­gau auf­bau­en und ist erst vor kur­zem in den Pfarr­ver­band gezo­gen. Mei­ne Wan­der­jah­re sind vor­bei. Ich möch­te dort sess­haft wer­den“, hat er sich vor­ge­nom­men. Vom Glau­ben bin ich nie abge­fal­len, er hat mir ein­fach nur weni­ger bedeu­tet, er war mir nicht wich­tig. Das ist jetzt anders“, gibt er zu. Ich möch­te wie­der tie­fer in den Glau­ben ein­tau­chen“, hat er sich vor­ge­nom­men. Doch hat der jun­ge Mann erfah­ren, dass nicht alle Pfar­rei­en glei­cher­ma­ßen offen sind. Man­che Kir­chen­ge­mein­den sind eine ein­ge­schwo­re­ne Gemein­schaft, vor allem in den Groß­städ­ten ist es schwie­rig, dazu­ge­hö­ren zu wol­len. Im Pfarr­ver­band mit den klei­nen Pfar­rei­en ist das anders. Hier sind die Men­schen nett, offen für Neue“, das stell­te er bei sei­nen Kir­chen­be­su­chen schon fest. Außer­dem hat ihn die Home­page über­zeugt. Hier wird aktiv gelebt und vie­les leben­dig rüber­ge­bracht“, so sei­ne Fest­stel­lun­gen. Viel­leicht konn­te ich das aber auch in den ande­ren Pfar­rei­en nicht in dem Maße bemer­ken, wie ich es jetzt mache“, gibt er zu. Ich erle­be vor allem Pfar­rer Micha­el Wit­ti ehr­lich, authen­tisch, leben­dig, mit prag­ma­ti­schem Ansatz und Pre­dig­ten aus dem Leben. Das hat mich sehr ange­spro­chen.“ Er habe einen Alpha-Glau­bens­kurs gemacht, jedoch nicht been­det. Das war es nicht für mich – ich mags gern leben­dig“, sagt er.

So reif­te in ihm der Ent­schluss, wie­der in die katho­li­sche Kir­che ein­zu­tre­ten. Der Aus­tritt sei ein­fach gewe­sen. Einen gro­ßen Auf­wand muss er auch jetzt nicht machen. Er wand­te sich an Pfar­rer Micha­el Wit­ti zu einem ers­ten Ori­en­tie­rungs­ge­spräch. Er erzähl­te, wie er im und nach dem Stu­di­um wenig Kon­takt zur Kir­che hat­te und auch Freun­de aus unter­schied­lichs­ten Grün­den damals aus­ge­tre­ten waren. So fass­te auch er die­sen Ent­schluss, blieb aber auf der Suche und spür­te, dass ihm der Glau­be wei­ter­hin wich­tig war. In dem Fall reicht die Bit­te bei mir um die Wie­der­auf­nah­me“, doch ein biss­chen Büro­kra­tie müs­se den­noch sein. Daten­schutz, der Antrag um Rekon­zi­lia­ti­on und die Begrün­dung, war­um man aus­ge­tre­ten sei und nun wie­der ein­tre­ten möch­te sind aus­zu­fül­len. Die­ser Antrag wur­de inzwi­schen vom Notar des Ordi­na­ri­ats des Bis­tums Pas­sau geprüft. Eine posi­ti­ve Ent­schei­dung mit der Unter­schrift des bischöf­li­chen Notars ist nun zurück im Pfarr­bü­ro. Dann ist der Wie­der­ein­tritt nur noch ein klei­ner pri­va­ter Akt in der Kir­che. Ein Schrift­wort, das gemein­sa­me Glau­bens­be­kennt­nis und zwei Zeu­gen wer­den dabei sein und unter­schrei­ben. Der Wie­der­ein­tritt wird dann an das Finanz­amt gemel­det und hand­schrift­lich in das Tauf­buch der Pfarr­ge­mein­de ein­ge­tra­gen, wo die Tau­fe erfolg­te“, so der Weg, den Wit­ti gern erklärt.

Vor sechs Jah­ren war ich nicht recht ver­wur­zelt in einer Gemein­de – doch jetzt will ich mei­nen Fokus dar­auf setzen.”

Sebastian

Danach steht in Sebas­ti­ans Akten wie­der das Kür­zel r.k.“ für römisch-katho­lisch. Auch muss er wie­der die Kir­chen­steu­er von acht Pro­zent bezah­len. Das macht mir aber nichts“, meint er.

Doch die rich­ti­ge Zuge­hö­rig­keit beginnt erst jetzt für ihn. Sebas­ti­an hat sich vor­ge­nom­men, regel­mä­ßig die Got­tes­diens­te zu besu­chen und sich auch aktiv in der Pfarr­ge­mein­de ein­zu­brin­gen, deren Ver­an­stal­tun­gen zu besu­chen und die Men­schen ken­nen­zu­ler­nen. Pri­vat setzt er sich regel­mä­ßig mit sei­nem Glau­ben und der Vor­stel­lung, was er davon erwar­ten kann, aus­ein­an­der. Vor sechs Jah­ren war ich nicht recht ver­wur­zelt in einer Gemein­de – doch jetzt will ich mei­nen Fokus dar­auf­set­zen. Wie genau das aus­se­hen wird, weiß ich noch nicht“, so sei­ne ehr­li­chen Worte. 

Kirchenaustritte in Zahlen:

2023 waren nach Anga­ben der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz (DBK), die die Aus­tritts­zah­len tra­di­tio­nell im Früh­som­mer bekannt gibt, 106.663 Men­schen aus den katho­li­schen Kir­chen aus­ge­tre­ten. Laut Kir­chen­sta­tis­tik für das Jahr 2023 gehö­ren damit noch knapp 5,7 Mil­lio­nen Men­schen in Bay­ern der katho­li­schen Kir­che an. Nur im bevöl­ke­rungs­reichs­ten Bun­des­land Nord­rhein-West­fa­len gab es im ver­gan­ge­nen Jahr mit 115.431 Aus­trit­ten noch mehr als in Bay­ern. Der Rück­gang der Kir­chen­mit­glie­der hat inzwi­schen zur Fol­ge, dass sowohl die katho­li­sche als auch die evan­ge­li­sche Kir­che, die auch zahl­rei­che sozia­le Ein­rich­tun­gen wie Kran­ken­häu­ser oder Kin­der­gär­ten tra­gen, spa­ren, ihre Ange­bo­te ein­schrän­ken und in Ein­zel­fäl­len sogar Kir­chen schlie­ßen müssen.

Fotos und Text: Tine Limmer

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