Eine kaum vorhersehbare Aktualität erhielt dieser Jubiläums-Theologentag durch die Veröffentlichung einer neuen Studie. Danach werden die Kirchen in Deutschland in den nächsten vier Jahrzehnten dramatisch schrumpfen. Diese Zahlen griff auch Unipräsidentin Prof. Dr. Carola Jungwirth bei der Begrüßung der Gäste auf. Es gebe vieles im Leben, das der Mensch nicht selbst gestalten könne. Diese Nichtgestaltbarkeit des Lebens ist ihrer Ansicht nach ein großes Betätigungsfeld für die Kirchen. Auch für Familien seien Kirche und Religion von zentraler Bedeutung. Sie bildeten einen Rahmen, um das Leben zu gestalten, erklärte die praktizierende Protestantin.
Noch einen Schritt weiter ging Kardinal Péter Erdö, der Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn. „Die christliche Religion befähigt uns zu Versöhnung, Optimismus und Vertrauen“, sagte er in seiner Video-Grußbotschaft. Dieses Vertrauen würden Christen an die Gesellschaft weitergeben. Erdö nannte die Kultur als verbindende Klammer Europas. Dabei ließ er keinen Zweifel, dass nach seiner Ansicht das Christentum der Kern der europäischen Kultur sei. „Es hat dazu beigetragen, dass jede Nation ihre eigene Genialität entwickeln konnte“, so der Kardinal.
Mit Erdö befreundet und auf deutscher Seite ein Pionier des theologischen deutsch-ungarischen Austausches ist Prof. Dr. Dr. Helmuth Pree. Der Kirchenrechtler, ein gebürtiger Österreicher, skizzierte die Entwicklung dieser Konferenz und würdigte die große Offenheit und Gastfreundschaft der ungarischen Seite. Als Vater des Begriffs „Theologentag“ nannte er Prof. Dr. Dr. Peter Fonk.
Aus theologisch-philosophischer Sicht griffen Bischof Dr. Stefan Oster und Prof. Dr. Gájer László das Thema der Festakademie in ihren Vorträgen auf. Der Passauer Bischof zog zu Beginn einen Vergleich mit der Welt des Fußballs: Es sei von zentraler Bedeutung für Christen, aus der Beobachter- in die Teilnehmer-Perspektive zu wechseln. „Jesus will, dass wir auf dem Platz sind und rennen!“ Das Evangelium sei nicht zuerst eine moralische Übereinkunft, was gut ist und was schlecht ist, erklärte Oster. Das Evangelium sei der Glaube, dass durch Jesus Christus das Heil in die Welt gekommen ist. „Er erneuert die Welt und jeden einzelnen Menschen.“ Der Mensch sei als Geschöpf und Ebenbild Gottes mit einer einzigartigen Würde ausgestattet, aber er sei eben auch ein erlösungsbedürftiger Sünder, machte Bischof Oster deutlich.
Den ganzen Artikel lesen Sie im aktuellen Passauer Bistumsblatt.
Foto und Text: Wolfgang Krinninger