Bistum

Wort des Bischofs zur Situation in Hauzenberg

Pressemeldung am 28.03.2025

Zeitungen gefaechert Siehe Datenfeld Autor Foto: Karl Holzhauser

Am heutigen Freitag, 28. März äußerte sich Bischof Stefan Oster zur Situation in Hauzenberg:

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Hier in Schriftform:

Lie­be Schwes­tern und Brü­der im Glau­ben, lie­be Mit­men­schen, die Sie inter­es­siert sind an den Vor­gän­gen in unse­rem Pfarr­ver­band Hau­zen­berg im Bis­tum Passau, 

schon seit eini­gen Tagen brennt es mir unter den Nägeln, mich auch öffent­lich zu den Vor­gän­gen der letz­ten Tage zu äußern, die so vie­le Emo­tio­nen erzeugt haben und die vie­le Men­schen sehr schmerz­lich erle­ben, mich selbst natür­lich ein­ge­schlos­sen. Bis­her war es mir kaum mög­lich, denn zu ver­trau­lich waren vie­le Din­ge, die in den letz­ten Wochen und Mona­ten bespro­chen wur­den; zu viel ist ein­fach nicht für die Öffent­lich­keit bestimmt. Es geht dabei vor allem auch um den Schutz von Per­so­nen und von Per­sön­lich­keits­rech­ten wie auch dar­um, in einer auf­ge­heiz­ten Stim­mung nicht noch mehr Öl ins Feu­er zu gie­ßen. Aber nach­dem nun eini­ge Din­ge auch ohne unser Zutun öffent­lich bekannt wur­den, ist es auch mir leich­ter mög­lich aber nun zugleich auch not­wen­dig, etwas zu sagen. 

Zunächst: Ich kann nach­voll­zie­hen, dass die Ent­täu­schung von vie­len rie­sig ist und dass sich die­se Ent­täu­schung zugleich Aus­druck ver­schafft mit einer gro­ßen Begeis­te­rung für die Arbeit von Pfar­rer Aulin­ger, ganz beson­ders auch für sei­ne Arbeit mit jun­gen Men­schen; aber auch für sei­nen Dienst für die Feu­er­wehr oder ein­fach für die all­täg­li­che Seel­sor­ge mit und für vie­le Men­schen in sei­nen Pfarreien. 

Was mich aber tat­säch­lich erschreckt, sind man­che Aus­wüch­se, die die­se emo­tio­na­le Auf­la­dung erzeugt – und von denen ich sicher bin, dass sie nicht aus einem christ­li­chen Geist kom­men. In bestimm­ten Gesprä­chen und Kom­men­tie­run­gen, ob real oder vir­tu­ell, scheint es kei­ne zwei­te Mei­nung über das posi­ti­ve Wir­ken des Pfar­rers oder über das schreck­li­che Han­deln des Bischofs geben zu dür­fen. Vie­le, die sich hier kri­tisch posi­tio­nie­ren, erle­ben sich aus­ge­grenzt oder gemobbt, bis hin zu kon­kre­ten Drohszenarien. 

Mehr noch: Es gibt in Hau­zen­berg eine herr­schen­de Mei­nung, die auch medi­al sehr stark gemacht wird. Sie lau­tet: Eini­ge weni­ge Per­so­nen, die man klar benen­nen kann, sind die eigent­lich Schul­di­gen an der Mise­re. Sie haben den Pfar­rer beim Bischof hin­ge­hängt – und des­halb muss er gehen. Und jetzt erle­ben eini­ge die­ser Per­so­nen tat­säch­lich seit ein­ein­halb Jah­ren ein Leben vol­ler Angst, Unsi­cher­heit, Depres­si­on und mehr. 

Ich möch­te daher meh­re­res aus­drück­lich sagen: Nein, eine sol­che Stim­mung – ein sol­ches Gegen­ein­an­der ist aus­drück­lich nicht der Geist, der von Jesus kommt. Unser Glau­be macht näm­lich auch empa­thisch und wür­de auch die Not von Men­schen wahr­neh­men. Mir scheint, das will man hier bewusst nicht. Wirk­lich im christ­li­chen Geist mit­ein­an­der spre­chen, bedeu­tet auch, die Mei­nung des ande­ren ver­ste­hen ler­nen – und selbst wenn ich nicht sei­ner Mei­nung bin, zu ver­su­chen, trotz­dem das Gute und Sinn­vol­le dar­an zu sehen. 

Zwei­tens mei­ne Posi­ti­on zu Alex­an­der Aulin­ger: Ich möch­te erin­nern, dass es aus­drück­lich mei­ne Ent­schei­dung war, Pfar­rer Aulin­ger in den Pfarr­ver­band Hau­zen­berg zu ver­set­zen. Ich ken­ne ihn seit über zehn Jah­ren, seit ich hier bin – und seit er im Pfarr­ver­band Stras­s­kir­chen gewirkt hat. Zudem habe ich ihn auch zum Dekan ernannt. Er hat ohne Zwei­fel gro­ße Gaben und Fähig­kei­ten für sei­nen Beruf und ist damit offen­bar ein Men­schen­fi­scher. Aber auch an sei­nem frü­he­ren Arbeits­feld gab es schon Anfra­gen wie die jet­zi­gen in Hau­zen­berg, mit denen wir uns damals schon beschäf­tigt haben – und die uns nun spä­tes­tens seit Som­mer 2023 wie­der sehr beschäf­ti­gen. Auch die Ernen­nung Pfar­rer Aulin­gers zum Dekan im Janu­ar 2023 habe ich erst bestä­tigt, nach­dem ich mit ihm ein inten­si­ves Gespräch über sol­che Anfra­gen geführt hat­te. Nach dem Som­mer 2023 gab es dann eini­ge Vor­fäl­le im Kon­text von Jugend­ar­beit, die inzwi­schen auch öffent­lich beschrie­ben sind – und es kamen zusätz­lich immer neue Mel­dun­gen von ganz ver­schie­de­nen Men­schen, die uns im Ordi­na­ri­at haben Fra­gen stel­len und tätig wer­den las­sen. Zwei­mal haben wir seit­dem gegen­über dem Pfar­rer Maß­nah­men ver­hängt, die auch bestimm­te Aspek­te der Jugend­ar­beit ein­ge­schränkt haben. Und nein, Men­schen, die uns dazu Hin­wei­se gege­ben haben, waren weder fei­ge Denun­zi­an­ten noch bös­wil­li­ge Nei­der und auch nicht Men­schen, die der Kir­che nega­tiv gegen­über­ste­hen. Es waren schlicht Men­schen, die meist in Sor­ge für Kin­der und Jugend­li­che waren, in Sor­ge um die Kir­che oder sol­che, die aus gro­ßer Angst vor der schon erzeug­ten Atmo­sphä­re nicht mehr gewagt haben, nament­lich auf­zu­tre­ten. Und spä­tes­tens da wur­de mir immer deut­li­cher: So etwas kann nicht von einem guten Geist sein, auch dann nicht, wenn es sich für die­je­ni­gen, die im inne­ren Kreis der Zuge­hö­ri­gen sind, sehr christ­lich anfühlt. Und ich sage das immer noch mit dem aus­drück­li­chen Wunsch, als Bischof hin­ter mei­nem Pries­ter zu stehen. 

Wie gesagt, wir haben vie­le sol­cher Stim­men gehört – aber wäh­rend mei­ner Visi­ta­ti­on im Pfarr­ver­band im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber ist im Grun­de so gut wie kei­ner die­ser Stim­men hör­bar gewor­den. Aus Angst, wie mir nach­her deut­lich wur­de, als ich mit eini­gen die­ser Men­schen Kon­takt auf­ge­nom­men hat­te. Kei­ner trau­te sich mehr.… Und auch nach den Gesprä­chen: Nie­mand woll­te genannt wer­den. Die einen machen also vol­ler Angst die Erfah­rung aus­ge­schlos­sen zu sein – und die ande­ren spre­chen von Denun­zi­an­ten des Pfar­rers. Das Wort von der Spal­tung der Pfar­rei mach­te schon län­ger die Run­de. Mei­ne Visi­ta­ti­on im Sep­tem­ber war daher tat­säch­lich einer­seits eine gute Erfah­rung, ande­rer­seits auch zwei­deu­tig. Ich habe sehr vie­le gute Initia­ti­ven und leben­di­ges kirch­li­ches Leben gese­hen, auch wun­der­bar moti­vier­te Jugend­li­che. Ich habe all das auch gewür­digt. Und bin den­noch mit einem selt­sa­men Gefühl nach Hau­se gefah­ren. Unse­re Prä­ven­ti­ons­stel­le hat­te näm­lich vor der Visi­ta­ti­on ein Schutz­kon­zept in der Pfar­rei imple­men­tie­ren wol­len, hat­te die­se Arbeit aber unter­bro­chen weil – so mei­ne Mit­ar­bei­ter – die Lei­tungs­per­son kom­pro­mit­tiert sei. Es kön­ne kei­ne Atmo­sphä­re von Ver­trau­en auf­ge­baut werden. 

Kurz vor Weih­nach­ten ver­gan­ge­nen Jah­res kam dann noch ein­mal eine deut­li­che Zuspit­zung: Ein anony­mer Inter­net-Account hat den Pfar­rer ver­schie­de­ner Ver­ge­hen ange­klagt, par­al­lel dazu wur­de mir ein aus­führ­li­cher Bericht[1] zu Vor­gän­gen in Hau­zen­berg aus­ge­hän­digt. Das Wort geist­li­cher Miss­brauch stand im Raum, und die Bis­tums­lei­tung wur­de ange­klagt, nichts dage­gen zu tun. Ab da wur­den in den Gesprä­chen auch Anwäl­te hin­zu­ge­zo­gen, von Pfar­rer Aulin­ger und von uns vom Bis­tum. In meh­re­ren sol­cher Gesprä­che hat sich für Pfar­rer Aulin­ger abge­zeich­net, dass er sich wohl auf Dau­er nicht mehr wür­de hal­ten kön­nen und auch nicht mehr hal­ten wol­len in Hau­zen­berg. Schon im Febru­ar haben wir ganz kon­kret dar­über gespro­chen, wie er bei­spiels­wei­se wäh­rend sei­ner Zeit eines Aus­stiegs finan­zi­ell ver­sorgt sein wür­de. Anfang März hat er uns im Bei­sein sei­ner Anwäl­tin zum ers­ten Mal von sich aus mit­ge­teilt, dass er sich aus Hau­zen­berg zurück­zie­hen wol­le. Von ihm selbst kam das Wort Resi­gna­ti­on auf den Pfarr­ver­band“. Ab die­sem Zeit­punkt (6. März) haben wir dann dar­über gespro­chen, nicht mehr ob, son­dern wie und ab wann wir die­sen Rück­zug am bes­ten gemein­sam durch­füh­ren und kom­mu­ni­zie­ren könn­ten. Wich­tig war uns gemein­sam: Der Text müs­se die Ankün­di­gung des Rück­zugs ent­hal­ten sowie eine Ent­schul­di­gung für began­ge­ne Feh­ler und der Pfar­rer möge dar­um bit­ten, einen mög­li­chen Nach­fol­ger in der Ver­ant­wor­tung zu unter­stüt­zen, damit Frie­den ein­keh­ren kön­ne. Einen sol­chen Text haben wir am 13. März von ihm und abge­stimmt mit sei­ner Anwäl­tin erhal­ten. Ab dann woll­ten in der Fol­ge wei­ter abstim­men, wie wir das Gan­ze nun am bes­ten kom­mu­ni­zie­ren könnten. 

Doch bald danach haben sich die Ereig­nis­se noch ein­mal zuge­spitzt, bei­na­he über­schla­gen: Unse­re unab­hän­gi­ge Auf­ar­bei­tungs­kom­mis­si­on für Miss­brauch hat­te sich gemel­det — und nach einer Ein­sicht in die Akten­la­ge die Demis­si­on des Pfar­rers gefor­dert. Außer­dem hat die Unab­hän­gi­ge Ansprech­part­ne­rin für sexu­el­len Miss­brauch neu­es Doku­men­ta­ti­ons­ma­te­ri­al ein­se­hen kön­nen und mir als Bischof anschlie­ßend drin­gend ange­ra­ten, die Staats­an­walt­schaft zur Über­prü­fung ein­zu­schal­ten. Schließ­lich hat­te sich die Repor­ter­ver­ei­ni­gung Cor­rec­tiv“ gemel­det mit dem Hin­weis, sie hät­ten Ein­blick in einen umfang­rei­chen Bericht über Vor­gän­ge in Hau­zen­berg. Ab dem Zeit­punkt war mir deut­lich: Der Rück­zug dul­det kei­nen Auf­schub. Ich habe mit dem Pfar­rer tele­fo­niert und er war in die­sen Tele­fo­na­ten auch zum sofor­ti­gen Rück­zug bereit. Er hat mir die­sen Rück­tritt zwei­mal münd­lich aus­drück­lich erklärt und tele­fo­nisch einem Text­ent­wurf zuge­stimmt, den ich auf sei­nen Wunsch noch ein­mal in einem wich­ti­gen Detail zu sei­nen Guns­ten ver­än­dert habe. Es soll­te unser bei­der Text sein, der von ihm und von uns als Bistumsleitung. 

Das war am Don­ners­tag vor einer Woche. Wir haben den Text dann am Vor­mit­tag ver­öf­fent­licht. Am sel­ben Nach­mit­tag hat sich Pfar­rer Aulin­ger dann einen neu­en Rechts­bei­stand genom­men, der sofort in media­ler Zuspit­zung und unter offen­sicht­li­cher Unkennt­nis vie­ler Sach­ver­hal­te den­noch mas­siv über die sozia­len Medi­en öffent­lich agi­tiert und erklärt hat, der Pfar­rer zie­he sich gar nicht zurück. Alles sei ein Miss­ver­ständ­nis. Ab die­sem Zeit­punkt sah ich mich genö­tigt, gegen­über dem Pfar­rer ein vor­läu­fi­ges Zele­bra­ti­ons- und öffent­li­ches Auf­tritts­ver­bot zu ver­hän­gen. Denn solan­ge staat­li­che und kirch­li­che Behör­den ermit­teln, ist das sach­lich gebo­ten und wird in jedem Fall so lan­ge auf­recht erhal­ten, bis die Din­ge geklärt sind. 

Alles das, beson­ders die Wen­de mit dem neu­en Rechts­bei­stand, hat dann dazu geführt, dass Emo­tio­nen hoch­ge­kocht sind, Ent­täu­schung laut wur­den und sich gro­ße Soli­da­ri­sie­rungs­wel­len mit Pfar­rer Aulin­ger gebil­det haben. Ich kann gar nicht sagen, wie groß mein Bedau­ern ist – für die Gläu­bi­gen, für die vie­len Jugend­li­chen, die ihren Pfar­rer ins Herz geschlos­sen haben, für den Pfar­rer, für die Kir­che insgesamt. 

Mir ist es wirk­lich wich­tig zu sagen: Dees­ka­lie­rung ist drin­gend nötig, Abküh­lung von Emo­tio­nen, Nüch­tern­heit – und die gegen­sei­ti­ge Wahr­neh­mung: Der ande­re Mensch, der die Din­ge anders sieht als ich – ist von unse­rem Gott genau­so geliebt wie ich. 

Lie­be Schwes­tern und Brüder, 

Sie alle sehen: die Situa­ti­on braucht jetzt Zeit und braucht Gespräch – in Ruhe und Beson­nen­heit. Wir wer­den als­bald Per­so­nen in den Pfarr­ver­band schi­cken, die von außen kom­men und die einen Pro­zess der Auf­ar­bei­tung beglei­ten kön­nen. Ich selbst bin natür­lich selbst­ver­ständ­lich auch bereit zum Gespräch – und wün­sche uns allen den Segen Got­tes. Und bit­te, bit­te stel­len Sie sich schüt­zend vor die Men­schen, die schon seit vie­len Mona­ten in Ängs­ten leben. 

[1]Die­ser vom unab­hän­gi­gen Beauf­trag­ten für geist­li­chen Miss­brauch erstell­te Bericht wur­de nicht von uns beauf­tragt. Wir haben die­sen unter der Maß­ga­be der ver­trau­li­chen Behand­lung über­sandt bekom­men. Aus die­sem und auch den bereits erklär­ten Grün­den geben wir die­sen nicht weiter.

Zeitungen gefaechert Siehe Datenfeld Autor
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