Das glauben wir

Zoom-Abend zu Ehren von Ferdinand Ulrich

Redaktion am 23.03.2021

Ulrich Archiv foto2 Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Rund 200 Interessierte versammeln sich zum Zoom-Abend „Denken in (der) Liebe“ über den Philosophen Ferdinand Ulrich. Bischof Stefan Oster referiert über das Hauptwerk seines Lehrers „Homo abyssus – Das Wagnis der Seinsfrage“.

Der gro­ße Jahr­hun­dert­theo­lo­ge Hans Urs von Bal­tha­sar beschei­nig­te Fer­di­nand Ulrich (19312020) um 1987, dass er ihn als eine der stärks­ten, wenn nicht die stärks­te phi­lo­so­phi­sche Kraft im gegen­wär­ti­gen Deutsch­land hal­te“. Doch als Den­ker, der in beson­de­rer Wei­se ver­stand, Theo­lo­gie und Phi­lo­so­phie mit­ein­an­der zu ver­bin­den, gilt er unter Ver­tre­tern der bei­den Fächer immer noch als Geheimtipp.

Fer­di­nand Ulrichs Werk sei zwar nicht leicht zu lesen, sag­te Bischof Ste­fan Oster in sei­nem Vor­trag, der am Mitt­woch über eine öffent­li­che Zoom-Video­kon­fe­renz aus­ge­strahlt wur­de, mir sind aber auch ganz ein­fa­che Men­schen begeg­net, die sich in sei­ne Schrif­ten ver­tieft haben und viel dar­aus gewin­nen konn­ten“. Auf Ein­la­dung der Katho­li­schen Aka­de­mie Bay­ern in Zusam­men­ar­beit mit dem Pas­sau­er Bil­dungs­haus Spec­trum Kir­che stell­te Bischof Oster rund 200 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern Leben, Werk und Leh­ren des Phi­lo­so­phen vor, der ihm ver­ehr­ter Leh­rer und väter­li­cher Freund“ war.

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Grund­fra­ge von Ulrichs Haupt­wer­kes Homo abyssus – Das Wag­nis der Seins­fra­ge“ (1961) sei, so der Bischof: Was mei­nen wir, wenn wir vom Sein“ spre­chen? Als zen­tra­le Stich­punk­te nann­te Oster das Dasein, das Den­ken, die Lie­be und die Gabe. Der Mensch habe nach Ulrich, aus­ge­hend von Tho­mas von Aquin, Anteil am geschaf­fe­nen Sein“, das ihm rest­los gege­ben sei, damit er selbst wie­der­um ein­fach sei“, das heißt, damit er er selbst sei und wer­de“ – und damit sein Sein“ zugleich emp­fängt, voll­zieht und her­vor­bringt. Ein­drucks­voll schil­der­te Oster, wie Ulrich wei­ter dar­aus fol­ger­te, dass alles Sein im Grun­de Gabe sei – geschenkt aus Lie­be. Das Den­ken ist ver­sucht, immer etwas mit dem Sein zu machen, es zu ver­be­griff­li­chen, es zu instru­men­ta­li­sie­ren, sich zum Herrn des Seins zu machen“, sag­te er. Aber: Ein Lie­ben­der denkt anders.“ Ulrich ana­ly­sie­re in genau­es­ter Arbeit am Begriff das Sein als Lie­be – und mache damit zugleich deut­lich, dass ein sol­ches Den­ken immer schon Den­ken in der Lie­be sei. So voll­zie­he Ulrich im Homo abyssus“ nach, wie sich Schöp­fung aus Lie­be den­ken las­se – als Ver­end­li­chungs­be­we­gung“ des Seins als Gleich­nis der gött­li­chen Güte“. Die mensch­li­che Ver­nunft, die den Men­schen zum Men­schen mache, müs­se die­se Ver­end­li­chung“ mit­voll­zie­hen, um wirk­lich als mensch­li­che Ver­nunft sie selbst zu sein und zu sich selbst zu kom­men. Der Mensch sei dazu beru­fen, ein Lie­ben­der zu sein, das heißt, sich zu ver­schen­ken – in der Armut der Hin­ga­be, die zugleich ein Reich­tum des Sich-Ver­schen­kens sei.

Ein schö­ner Wesens­zug Ulrichs sei sei­ne Treue im Klei­nen gewe­sen, erzähl­te Oster von sei­ner lang­jäh­ri­gen Begeg­nung mit dem Pro­fes­sor. Er habe sei­ne Nähe zu den Din­gen nicht durch ihr macht­vol­les Ergrei­fen bewie­sen, son­dern durch lie­be­vol­les Wahr­neh­men, Zuhö­ren und Anneh­men. Sein Bei­spiel habe Osters Glau­bens­le­ben, sei­ne Ver­kün­di­gung und sein Ver­ständ­nis von der Welt grund­le­gend beein­flusst. Ulrich sei für ihn nicht nur Leh­rer des Glau­bens gewe­sen, sag­te Oster, er habe von ihm das meis­te über Lie­ben, Hören und Leben gelernt und dadurch habe ihm Ulrich gehol­fen, tie­fer er selbst zu wer­den. Durch Ulrich habe er eine Phi­lo­so­phie ken­nen­ge­lernt, die Phi­lo­so­phie bleibt, aber ganz aus dem Her­zen des Evan­ge­li­ums lebt“. Es sei der in Jesus leben­di­ge Gott, der in kon­se­quen­ter Wei­se mit sei­nem Leben und Ster­ben gezeigt habe, was Lie­ben wirk­lich heißt: Das Gut des ande­ren um des ande­ren wil­len wol­len. Am Kreuz habe Jesus sich selbst radi­kal ver­schenkt, und gera­de dadurch die Herr­lich­keit, das gren­zen­lo­se Zuge­wandt­sein Got­tes zu sei­nen Geschöp­fen offen­bart. Davon zutiefst inspi­riert habe Ulrich als Leh­rer nie gewollt, dass der Stu­dent ein­fach nur wie­der­gibt oder nach­sagt, was der Pro­fes­sor sagt, so Bischof Oster. Er habe gewollt, dass sei­ne Schü­ler aus sei­ner Leh­re sel­ber ins Den­ken und Spre­chen kämen. Das sei das Geheim­nis christ­li­cher Lie­be: Die Lie­be lässt frei und sagt: Sei! Sei du selbst!“

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Ferdinand Ulrich - Leben

Fer­di­nand Ulrich wur­de am 23. Febru­ar 1931 in Odrau (heu­te Odry, Tsche­chi­en) gebo­ren. Er stu­dier­te Phi­lo­so­phie, Psy­cho­lo­gie, Päd­ago­gik und Fun­da­men­tal­theo­lo­gie an der Phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Frei­sing und an der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen. 1955 wur­de er in Mün­chen zum Dr. phil. pro­mo­viert. 1959 habi­li­tier­te er sich in Phi­lo­so­phie an der Uni­ver­si­tät Salz­burg. Er lehr­te ab 1961 als außer­or­dent­li­cher Pro­fes­sor an der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Regens­burg, die spä­ter in die Uni­ver­si­tät Regens­burg inte­griert wur­de. 1967 wur­de er zum ordent­li­chen Pro­fes­sor für Phi­lo­so­phie ernannt. Ulrich lehr­te zudem an der Uni­ver­si­tät Salz­burg (ab 1963) und an der Hoch­schu­le für Phi­lo­so­phie der Jesui­ten in Pul­lach (spä­ter Mün­chen). Er war ver­hei­ra­tet und Vater von drei Kin­dern. Ulrich starb am 11. Febru­ar 2020, weni­ge Tage vor sei­nem 89. Geburtstag.

Text: Anna Hof­meis­ter
Fotos/​Video: Ste­fa­nie Hintermayr

Folgende Bücher von Ferdinand Ulrich sind im Domladen erhältlich:

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