Am Sonntag, 24. Juli, konnte bei Kaiserwetter und gleichzeitigem Pfarrfest mit dem Kirchencafé „ZULF.Punkt“ in Burghausen ein richtungweisender Neubau offiziell der Gemeinde übergeben werden. Die Segnung nahm Generalvikar Josef Ederer nach dem Festgottesdienst unter seiner Leitung vor.
War es nun Eingebung oder schlichte Notwendigkeit, die zum ersten Kirchencafé im Bistum Passau geführt hat? Den Anstoß zu dem Projekt jedenfalls hatte die völlig marode Toilettenanlage für die Gemeindemitglieder des Pfarrzentrums Zu Unserer Lieben Frau (ZULF) in der Burghauser Neustadt gegeben. „Dann hab ich angefangen zu zeichnen. Und irgendwie ist es immer größer geworden“, lässt sich Stadtpfarrer Erwin Jaindl augenzwinkernd zitieren. Das war 2018, erste Zeichnungen aus der Hand des Geistlichen sind erhalten.

Der „ZULF.Punkt“ ist aber viel mehr als „nur“ ein Kirchencafé: offen und verbindend angelegt dient der Gebäudeflügel künftig als Pfarrheim, Pfarrsaal, Veranstaltungssaal, Gruppen- und Probenraum, als informeller Treffpunkt wie als Küche für Bedürftige – vieles ist angedacht, vieles Weitere ist vorstellbar, so Pfr. Jaindl. Er nennt das Konzept „erweiterte Pastoral“, ganz im Sinne von Bischof Stefan Oster und dessen Vision von Kirche als einer frohen, einladenden und solidarischen Glaubensgemeinschaft. Ohne Rückhalt aus Passau wären die Baukosten von rund 1,3 Millionen Euro auch nicht zu schultern gewesen, zumal in der von Haushaltssperren geprägten Corona-Zeit. Das Bistum übernimmt 900.000 Euro, die Pfarrgemeinde schultert über einen durch städtische Mieteinnahmen gut besicherten und zinsgünstigen Kredit von 400.000 Euro den Rest. Vom Ergebnis der angelegten Gelder konnte sich Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleitner während der Eröffnungsfeier nicht persönlich überzeugen, möchte dies aber sobald wie möglich nachholen.

Sehr angetan jedenfalls war Festgast Generalvikar Josef Ederer. In seiner Predigt stellte er sinngemäß die Frage, ob die Kirche angesichts aller Untergangsszenarien noch zu retten oder ob doch noch ein Übergang in eine neue Form von Kirche möglich sei. Der Domkapitular glaubt fest daran, denn: „Gott ist und bleibt der Kern der Kirche, ja aller Existenz!“ Dabei dürften wir auch ringen mit Gott, der eine lebendige und existentielle Beziehung mit uns Menschen wolle.
„So wie die Räume offen und einladend sind, so will es die Kirche hier sein!”
Die persönliche Gottesbeziehung sei daher das wichtigste überhaupt für uns Christen – genauso aber auch das Gespräch der Glaubenden miteinander. Hierfür wiederum brauche es Räume, Orte. ZULF.Punkt sei auf diese Weise eine bewusste Investition in die Zukunft der Pfarrei: „So wie die Räume offen und einladend sind, so will es die Kirche hier sein“, lobte der Festprediger. ZULF.Punkt sei ein Treffpunkt für die Beständigen und Treuen ebenso wie eine offene, ausgestreckte Hand an alle, ein Ort der Begegnung. „Solche Investitionen sind Teil der Antwort auf das Gerede von der Auflösung“, ist Ederer überzeugt. Die Sozialgestalt der Kirche werde sich ändern, ihr Kern aber, nämlich Gott, sei unzerstörbar. „Die Kirche wird weiterleben, weil Gott in ihr lebt“, machte der Generalvikar der Gemeinde Mut.
Bei einem anschließenden Rundgang segnete Ederer die Räumlichkeiten und mischte sich anschließend unter die zahlreich zum Pfarrfest erschienenen Gläubigen.
Text und Fotos: Wolfgang Terhörst