Die Zweite Synodalversammlung des Synodalen Weges fand vom 30. September bis 2. Oktober 2021 in Frankfurt am Main statt. In der Messe Frankfurt haben die Synodalen erstmals vorbereitete Texte in Erster Lesung beraten. Wie Passaus Bischof Stefan Oster und Markus Biber, der Vorsitzende des Diözesanrats, die Versammlung erlebt haben, haben die beiden dem Passauer Bistumsblatt berichtet.
„Echtes Bemühen gespürt“ — So haben Bischof Stefan Oster und Markus Biber, der Vorsitzende des Diözesanrats, die Versammlung in Frankfurt erlebt. „Die Atmosphäre war gut. Ich habe das echte Bemühen gespürt, auch Minderheiten-Positionen stehen zu lassen.“ Dies betont Bischof Stefan Oster auf die Frage, wie er die Beratungen in Frankfurt erlebt habe. Dennoch habe er sich in der „kuriosen Lage“ befunden, „dass ich die geltende Lehre der Kirche aus tiefer persönlicher Überzeugung bejahen und vertreten kann, aber mich letztlich damit – auch unter den Bischöfen – in einer deutlichen Minderheit befinde. Kurios empfinde ich das deshalb, weil wir Bischöfe mit der Hand auf dem Altar versprochen haben, die Lehre der Kirche zu lehren und zu verteidigen – und dem Papst zu folgen. Daher habe ich zwar einerseits konstruktive Gespräche erlebt, andererseits habe ich mir inhaltlich natürlich Sorgen gemacht.“
„Die Atmosphäre war gut. Ich habe das echte Bemühen gespürt, auch Minderheiten-Positionen stehen zu lassen.”
Als „sehr konstruktiv, intensiv und konzentriert“ hat Diözesanratsvorsitzender Markus Biber die Beratungen erlebt. Die Texte seien sehr umfangreich und fast durchgehend qualitativ hochstehend gewesen, berichtet er. „Die Arbeit war sehr interessant, aber über die drei Tage hinweg auch wirklich anstrengend“, fasst Biber zusammen.
Im Gegensatz zur ersten Synodalvollversammlung im Februar 2020, die noch von den Emotionen, der Aufregung des Neuen und zum Teil auch von den Gegensätzen der Teilnehmer geprägt gewesen sei, habe er bei dieser Vollversammlung noch mehr das Bemühen ausnahmslos aller Teilnehmer gespürt, „gemeinsam etwas Gutes für die katholische Kirche zu erreichen und Reformen in den vier Arbeitsbereichen anzustoßen“, sagt Markus Biber.
„Die Beratungen waren sehr konstruktiv, intensiv und konzentriert.”
Es seien zwar durchaus kontroverse Meinungen vorhanden gewesen, jedoch habe man offen diskutiert, inhaltlich konzentriert an den Texten gearbeitet, ohne sich persönlich anzufeinden.
Auch Bischof Stefan Oster empfand die Atmosphäre gut und weitgehend von gegenseitigem Respekt getragen. Seine Grunderkenntnis nach Frankfurt: „Die Texte, die zur ersten Lesung vorgelegt wurden, waren so annehmbar, dass sie alle mit großer Mehrheit durchgewunken wurden. Das haben viele nicht erwartet – gerade nach den Interventionen, die zuvor mehrmals aus Rom gekommen waren. Aber das zeigt: Der Wunsch, dass sich in den kirchenpolitischen Reizthemen etwas verändert, ist bei vielen groß. Und die Krise des Missbrauchs ist ein Katalysator für diesen Wunsch.“
Für Markus Biber ist eines der wichtigsten Zwischenergebnisse, „dass die ganz große Mehrheit weiter synodal beraten will und nach Beendigung des momentan beschrittenen Synodalen Weges an die Errichtung von Synodalräten bzw. Synodalgremien auf allen Ebenen der Kirche – wie auch immer diese aussehen können – gedacht wird.“ Weitere wichtige inhaltliche Schritte sieht er in der Annahme der Grundtexte aus den Foren I („Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“) und IV („Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“), deren Annahme die Klärung zahlreicher wichtiger inhaltlicher Vorfragen (wie z.B. das unbedingte Festhalten an der Sakramentalität der Ehe) beinhaltete.
Was den Ausgang des Synodalen Weges in Deutschland angeht, bleibt Bischof Stefan Oster skeptisch: „Wir werden am Ende des Synodalen Weges Texte haben, die in Rom mit einiger Sicherheit nicht angenommen werden. Was dann kommt, kann ich wirklich nicht vorhersagen.“ Dennoch sieht er auch hoffnungsvolle Zeichen: „Unabhängig von der Zustimmung aus Rom könnte es zu strukturellen Veränderungen kommen, die mit mehr Partizipation und der Einhegung von Macht zu tun haben, auch der bischöflichen Macht. Solchen Veränderungen könnte ich zustimmen. Und in die Richtung haben wir ja auch schon zuvor im Bistum konkrete Schritte unternommen.“
Text: Wolfang Krinninger, Chefredakteur Passauer Bistumsblatt