Prävention gegen sexualisierte Gewalt
"Augen auf – hinsehen & handeln!"
So lauten die Leitprinzipien für die Prävention von sexualisierter Gewalt an Kindern, Jugendlichen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im Bistum Passau
Hier finden Sie Basiswissen zu sexualisierter Gewalt
Das ist sexualisierte Gewalt
Der Begriff „Sexualisierte Gewalt“ betont, dass es sich um einen Gewaltakt handelt, der in sexualisierter Form ausgedrückt wird. Somit wird sie körperlicher oder seelischer Gewalt nebengeordnet.
Die Verwendung des Begriffes Gewalt deutet darauf hin, dass es sich bei einer Handlung nicht um einvernehmliche Geschehnisse zwischen Partnern auf Augenhöhe handelt, sondern um ein Verhalten, bei dem eine Person der anderen Person überlegen bzw. unterlegen ist.
Dabei umfasst der Begriff sowohl psychische als auch physische Grenzüberschreitungen. Zwischen den beteiligten Personen herrscht ein Machtgefälle, das dazu führt, dass die unterlegene Person nicht in der Lage ist, sich der Situation zu entziehen und in Folge dessen eigene Wünsche und Interessen nicht verbalisieren und/oder durchsetzen kann. Dieses Machtgefälle kann sich aus verschiedenen Konstellationen ergeben, z. B. großer Altersunterschied, soziale Stellung, körperliche Überlegenheit, Autoritätsstellung, usw. ….
So tritt sexualisierte Gewalt in Erscheinung
Um der Bandbreite von sexualisierter Gewalt gerecht zu werden, wird diese in drei Bereiche (Grenzverletzungen, sexuelle Übergriffe, strafrechtliche Formen) eingeteilt. Alle diese Formen werden im Kontext von Prävention sexualisierter Gewalt in den Blick genommen.
Das verhindert sexualisierte Gewalt
Beteiligung
Durch die Beteiligung (= Partizipation) von Kindern und Jugendlichen unterstreichen die Pfarreien/Einrichtungen die Achtung der Kinderrechte (siehe UN Kinderrechtskonvention[1]). Durch Mitbestimmung erleben insbesondere junge Menschen, dass sie selbstwirksam sind und dadurch Verantwortung für sich und andere übernehmen können.
Transparenz
Dazu gehört eine offene und nach außen klar kommunizierte und kontrollierbare Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt ebenso wie eine eindeutige Positionierung für Betroffene. Vernetzung mit anderen Institutionen ist hilfreich und macht das eigene Handeln nachvollziehbarer.
Fehlerkultur
Bei Fehlverhalten geht es statt der Schuldfrage um die Lösungssuche, im Sinne von„Fehler sind unvermeidbar, aber was lernen wir für die Zukunft daraus“. Hierbei ist offene und direkte Kommunikation von Bedeutung, um nachhaltige Lösungen zu finden. Regelmäßiges Feedback und konstruktive Kritik sind eine gute Möglichkeit, die eigene Arbeit zu hinterfragen und zu verbessern. Das schließt auch ein, dass schwerwiegendes Fehlverhalten vom Dienstvorgesetzten entsprechend sanktioniert werden muss.
Grenzachtender Umgang
„Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen gilt es aufmerksam zu sein und ihnen die Möglichkeit zu geben, Nähe und Distanz selber zu bestimmen, und zwar immer so, dass möglichst alles vermieden wird, was Anlass zu Fehlinterpretationen oder übler Nachrede geben könnte.[…] Das Wissen um die Möglichkeit des Missbrauchs körperlicher Nähe darf andererseits nicht dazu führen, dass ein notwendiger körperlicher Kontakt […] vermieden oder misstrauisch beobachtet wird.[…] Nähe ist wichtig und der Umgang soll achtsam, respektvoll und transparent erfolgen.“[2]„Darum ist es unerlässlich, dass Seelsorger und Seelsorgerinnen immer wieder ihre eigenen seelsorglichen Beziehungen auf das angemessene Maß von Nähe und Distanz hin überprüfen. Zu viel Nähe schränkt die eigenständige Reflexions- und Handlungsfähigkeit bei allen Beteiligten ein und kann schnell zu Grenzüberschreitungen und Übergriffigkeiten führen.“[3]
Konstruktiver Machtgebrauch
Konstruktiver Machtgebrauch heißt Macht so einzusetzen, dass sie einzig und allein handlungsbezogen der Sache dienlich sein muss. Deshalb bedarf Macht einer besonderen Verantwortung und Achtsamkeit und muss stets in ihrer Anwendung bewusst und bescheiden erfolgen. Nur so lassen sich sexuelle, emotionale, spirituelle und andere Formen von Machtmissbrauch vorbeugen.
[1] https://www.unicef.de/informieren/ueber— uns/fuer— kinderrechte/un— kinderrechtskonvention
[2] ÖBK. Rahmenordnung für die katholische Kirche in Österreich, S. 11
[3] DBK. In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche, S. 47
Rechtliche Grundlagen
Rechtliche Grundlagen für die Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz sind die Rahmenordnung Prävention und die dazugehörige Handreichung sowie die Ordnung für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst. Die Ordnungen finden Sie unter folgendem Link:
Hier finden Sie Informationen zur Präventionsarbeit im Bistum
Ziel von Prävention: Kultur des achtsamen Miteinanders
Ziel aller präventiven Arbeit ist der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Kultur des achtsamen Miteinanders. Die Kultur des achtsamen Miteinanders gründet auf dem christlichen Menschenbild. Als Christ:innen glauben wir, dass jeder Mensch als Abbild Gottes geschaffen ist. Wenn wir uns selbst und unseren Mitmenschen begegnen, dann begegnen wir Gott. Die Kultur des achtsamen Miteinanders ist „mehr als nur isolierte Maßnahme. Es geht um ein Umdenken im Umgang mit Kindern und Jugendlichen oder erwachsenen Schutzbefohlenen, aber auch um ein Umdenken im Umgang mit allen Verantwortlichen in unserer Kirche und mit uns selbst.“ (SEKRETARIAT DBK Nr. 246. Aufklärung und Vorbeugung, S. 46) Achtsamkeit beginnt damit, mit sich selbst achtsamer umzugehen: eigene Gefühle wahrzunehmen, eigenes Handeln transparent zu machen, Kritik anzunehmen und in der Achtung eigener Grenzen.
Konkret heißt das:
- Ich begegne Anderen mit Würde und Respekt.
- Ich gehe ohne Denkmuster und Schubladen auf Andere zu, ich be- oder verurteile sie nicht.
- Meine Kommunikation in Worten und Gesten ist wertschätzend.
- Ich achte die Rechte meiner Mitmenschen, ihre Unterschiedlichkeit (Alter, Geschlecht und Herkunft, …) und ihre individuellen Bedürfnisse.
- Ich gehe feinfühlig und reflektiert mit Nähe und Distanz um.
- Ich gehe sensibel und achtsam mit der eigenen Macht um.
- Ich bin offen für Feedback und Kritik und betrachte das als Möglichkeit, das eigene Handeln zu hinterfragen und zu verbessern.
- Ich pflege eine Haltung des „Hinschauens“, der konstruktiven Einmischung und Auseinandersetzung.
- Weiter zeigt sich die Kultur des achtsamen Miteinanders im Zusammentreffen mit anderen Personen. Sie besteht aus gemeinsamen Werten, Prinzipien und Regeln und ist getragen von Fachwissen und einer Feedbackkultur.
Koordinationsstelle
Damit Prävention gegen sexualisierte Gewalt auf allen Ebenen und Arbeitsbereichen der Kirche nicht aus dem Blick gerät, hat das Bistum eine Koordinationsstelle eingerichtet. Diese unterstützt, vernetzt und steuert die Präventionsarbeit.
Die Aufgaben der Koordinationsstelle:
- Einbindung von Betroffenen,
- Organisation von Präventionsschulungen,
- Vernetzung der Präventionsarbeit inner- und außerhalb der Diözese sowie zu den Ansprechpersonen für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs gemäß der Ordnung für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst,
- Fachberatung bei der Planung und Durchführung von Präventionsprojekten,
- Entwicklung und Information von Präventionsmaterialien und ‑projekten,
- Vernetzung mit kirchlichen und nichtkirchlichen Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt,
- Beratung der kirchlichen Rechtsträger bei der Entwicklung, Umsetzung und Fortschreibung von Institutionellen Schutzkonzepten (ISK),
- Fachliche Prüfung der ISK der kirchlichen Rechtsträger,
- Sicherstellung der Qualifizierung und Information der für Präventionsfragen geschulten Person,
- Evaluation und Weiterentwicklung von verbindlichen Qualitätsstandards,
- Beratung von Aus- und Weiterbildungseinrichtungen,
- Vermittlung von Fachreferenten,
- Öffentlichkeitsarbeit
Bistumsweite präventive Maßnahmen
Diese Ansprechpersonen stehen Ihnen zum Thema Prävention zur Verfügung. Bitte nehmen Sie jederzeit gerne Kontakt auf:
Bei allgemeinen Anfragen an die Präventionsstelle: praevention@bistum-passau.de
Bettina Sturm
Präventionsbeauftragte
Magdalena Lummer
Präventionsfachkraft; ISK in den Verbänden
Marcus Gillhofer
Präventionsfachkraft; ISK in den Pfarreien
Petra Kornexl-Fürst
Sachbearbeitung Erweiterte Führungszeugnisse und Präventionsschulungen