Passau Ansicht Dom Foto: Bayer / pbp

Geschichte des Bistums Passau

85 Bischöfe, die Errichtung des Doms St. Stephan, der Passauer Vertrag - Gegründet im 8. Jahrhundert blickt das Bistum Passau auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück.

Von den Anfängen - Die Frühzeit des Bistums Passau

Win­fried Boni­fa­ti­us bestä­tig­te 739 n. Chr. Vivilo als ers­ten Bischof von Pas­sau. Er grün­de­te im sel­ben Jahr auch die Bis­tü­mer Salz­burg, Frei­sing und Regensburg. 

Christ­li­ches Leben gab es auf dem Gebiet des spä­te­ren Bis­tums Pas­sau schon früh. Die Mar­ty­ri­en des Hl. Maxi­mi­li­an im Jahr 284 n. Chr. in Celeia (Cilli/​Celje, Slo­we­ni­en) und des Hl. Flo­ri­an im Jahr 304 n. Chr. in Lau­ria­cum (Lorch/​Oberösterreich) datie­ren noch auf die Zeit vor der Aner­ken­nung des Chris­ten­tums im Jahr 313 n. Chr. Chris­ten haben in die­sen Zei­ten der Bedräng­nis ihr Leben für den Glau­ben gegeben.

Frühes christliches Leben

Fun­de, wie ein Ring mit christ­li­chem Sym­bol, ver­wei­sen auf die Chris­tia­ni­sie­rung des heu­ti­gen Bis­tums­ge­bie­tes in den ers­ten Jahr­hun­der­ten nach Chris­ti Geburt. Im 5. Jahr­hun­dert wirk­te der Hl. Wan­der­bi­schof Valen­tin in Pas­sau und der Regi­on. Er fand bereits fes­tes christ­li­ches Leben vor. In der Lebens­be­schrei­bung des Hl. Seve­rin wer­den Pres­by­ter und Kle­ri­ker, geweih­te Jung­frau­en und klei­ne Mönchs­ge­mein­schaf­ten, dazu eine Basi­li­ka und Tauf­ka­pel­le, Mönchs­zel­len und Kir­chen genannt. Und schon damals ran­gen die Chris­ten um eine gott­ge­fäl­li­ge und christ­li­che Lebensführung.

Kanonische Errichtung des Bistums

Im 8. Jahr­hun­dert schließ­lich ver­fes­tig­ten sich die insti­tu­tio­nel­len kirch­li­chen Struk­tu­ren. Unter Win­fried-Boni­fa­ti­us wur­den vier Bis­tums­sit­ze an Resi­denz­or­ten der baye­ri­schen Her­zö­ge errich­tet – dar­un­ter Pas­sau. 739 n. Chr. erhielt der schon zuvor von Papst Gre­gor III. (731 – 741) zum Bischof geweih­te Vivilo die Bestä­ti­gung, Ober­hir­te des neu­en Bis­tums Pas­sau zu sein. Dar­über hin­aus gab es auch schon monas­ti­sche Nie­der­las­sun­gen: so das Klos­ter Nie­der­al­taich und die von Frau­en gegrün­de­ten Gemein­schaf­ten in Küh­bach-Rott­hal­müns­ter und Niedernburg.

Fresko Geschichte Foto: Asenkerschbaumer / pbp

Ausdehnung und Begrenzung - Das Gebiet des Bistums Passau

Das Gebiet des Bis­tums Pas­sau bekam erst in einem län­ge­ren Pro­zess kla­re Gren­zen. Über die Jahr­hun­der­te ver­än­der­te es sich zudem immer wie­der. Gehör­te es bis zum 18. Jahr­hun­dert zu den größ­ten Diö­ze­sen des Alten Reichs, zählt es heu­te zu den kleins­ten Bis­tü­mern Deutschlands.

In frü­her Zeit umfass­te das Bis­tum Pas­sau den Osten Bay­erns, Ober­ös­ter­reich, Wien und gro­ße Tei­le Nie­der­ös­ter­reichs. Sei­ne her­aus­ge­ho­be­ne Stel­lung zeigt sich am ein­dring­lichs­ten am Wie­ner Ste­phans­dom – er erhielt bei sei­ner Wei­he zunächst als Pfarr­kir­che von Wien das Patro­zi­ni­um der Bischofs­kir­che: St. Ste­phan in Passau.

Das Alte Bistum Passau

Wien war aller­dings auch der ers­te Ort, der sich aus dem Diö­ze­san­ver­band wie­der her­aus­lö­sen konn­te. Als Herr­schafts­mit­tel­punkt der Habs­bur­ger streb­te es schon früh nach Eigen­stän­dig­keit. 1469/1480 ent­stand das exem­te Bis­tum Wien, 1728/1729 erwei­ter­te es sich, inzwi­schen zum Erz­bis­tum erho­ben, um wei­te­re Gebie­te zu Las­ten Passaus. 

1783/1785 begrün­de­te Kai­ser Joseph II. (1765 – 1790) im Zuge der von ihm betrie­be­nen Diö­ze­san­re­gu­lie­rung die Bis­tü­mer Linz und St. Pöl­ten und redu­zier­te das Bis­tum Pas­sau eigen­mäch­tig auf das Gebiet inner­halb der baye­ri­schen Lan­des­gren­zen. Auch das Erz­bis­tum Wien wur­de noch ein­mal ver­grö­ßert. Pas­sau ver­lor damit einen Groß­teil sei­nes Bis­tums­ge­bie­tes und muss­te um sei­nen Bestand fürchten.

Das moderne Bistum Passau

1822 erhielt das Bis­tum Pas­sau sei­ne heu­ti­ge Grö­ße mit einer Flä­che von 5442 km2. Die Pfar­rei­en des spä­te­ren Deka­nats Zim­mern waren schon frü­her, die Deka­na­te Burg­hau­sen und Neuöt­ting kamen erst bei die­ser Neu­um­schrei­bung hin­zu. Seit­dem prägt der Wall­fahrts­ort Alt­öt­ting als tie­fes geist­li­ches Zen­trum die Ent­wick­lung und den Cha­rak­ter des Bis­tums mit.

G1060 1723 Foto: Asenbauer / Archiv

Fürbitter für das Bistum – Der Hl. Stephanus und die zwei Bistumspatrone

Bis­tums­pa­tro­ne sind Für­spre­cher aus der Gemein­schaft der Hei­li­gen. Sie wer­den in beson­de­rer Wei­se als Beschüt­zer des Bis­tums und der Gläu­bi­gen verehrt. 

Das Bis­tum Pas­sau hat sich zuerst unter den Schutz des Hl. Ste­pha­nus gestellt und ihn als eigent­li­chen Herrn über Land und Leu­te erkannt. Die Bischofs­kir­che ist ihm geweiht. Die Gläu­bi­gen rufen in seit frü­her Zeit als Für­spre­cher an, auch wenn es in Pas­sau nie Reli­qui­en des Hei­li­gen gab. Die Apos­tel­ge­schich­te erzählt aus­führ­lich von der Wahl des Hl. Ste­pha­nus zum Dia­kon, von sei­nem Erfüllt­sein vom Glau­ben und vom Hei­li­gen Geist“ (Apg 6) und von sei­nem gewalt­sa­men Tod durch Stei­ni­gung. In ihm wird das muti­ge Zeug­nis der jun­gen Kir­che in Jeru­sa­lem sicht­bar. Sein Fest wird am 26. Dezem­ber gefeiert.

Der Heilige Valentin von Rätien

Mit der Über­tra­gung der Gebei­ne des Hl. Valen­tin von Räti­en im 8. Jahr­hun­dert erhielt die Pas­sau­er Kir­che end­lich auch den Leib eines Hei­li­gen. Nun konn­ten die Gläu­bi­gen einem Hei­li­gen wirk­lich nahe­kom­men, ihn sehen und ver­eh­ren. Über das Leben des Hl. Valen­tin ist nicht sehr viel bekannt – aller­dings wirk­te der Bischof in der ers­ten Hälf­te des 5. Jahr­hun­derts wohl tat­säch­lich in Pas­sau. Das Hoch­fest des Hl. Valen­tin wird in Pas­sau seit 2018 nicht mehr am 7. Janu­ar, son­dern am 1. Juli gefeiert.

Der Heilige Bruder Konrad

Seit 1984 ist der Hl. Bru­der Kon­rad drit­ter Diö­ze­san­pa­tron. Er hat­te 1818 in Par­zham bei Weng das Licht der Welt erblickt und war 1894 als Kapu­zi­ner­bru­der in Alt­öt­ting gestor­ben. Demut, Ganz­hin­ga­be an Chris­tus, Mari­en­fröm­mig­keit und Sor­ge um die Armen an der Klos­ter­pfor­te zeich­ne­ten ihn aus. 1934 von Papst Pius XI. hei­lig­ge­spro­chen, fin­det sein Fest am 21. April statt.

Hirten der Kirche und Menschen ihrer Zeit – Die Passauer Bischöfe

85 Bischö­fe haben seit sei­ner Grün­dung das Bis­tum von Pas­sau geführt und gelei­tet. Jeder Ober­hir­te hat dabei eige­ne Schwer­punk­te gesetzt, die immer auch auf wich­ti­ge Fra­gen der Zeit geant­wor­tet haben. So war es in den ers­ten Jahr­hun­der­ten vor­ran­gig, erst ein­mal den Bis­tums­spren­gel zu orga­ni­sie­ren, kirch­lich zu durch­drin­gen, zu mis­sio­nie­ren und den Glau­ben bei den Men­schen zu verankern. 

Als geist­li­che Her­ren der Diö­ze­se und Reichs­fürs­ten über das Hoch­stift, dem eigent­li­chen welt­li­chen Herr­schafts­be­reich, ging es den Bischö­fen dann in der Zeit der Refor­ma­ti­on und Kon­fes­sio­na­li­sie­rung um die Abwehr des Neu­en Glau­bens und die Neu­ver­an­ke­rung des Alten Glau­bens. Im 17. und 18. Jahr­hun­dert ent­fal­te­ten sie ein Glau­bens­le­ben in gro­ßer Viel­falt und Pracht. Als Seel­sor­ger, aber auch als Refor­mer präg­ten sie das Bis­tum im Zeit­al­ter der Auf­klä­rung. Mit der Säku­la­ri­sa­ti­on 1803 ende­te die Zeit des Fürst­bis­tums und wur­de Pas­sau bayerisch.

Bischöfe moderner Zeit

Bischofsstab Foto: Bayer/pbp

Die Bischö­fe des 19. Jahr­hun­dert kon­zen­trier­ten sich auf die Seel­sor­ge vor Ort und die Durch­set­zung des sitt­lich-mora­li­schen Gel­tungs­an­spruchs der Kir­che. Bischof Dr. Simon Kon­rad Land­ers­dor­fer OSB (19361968) führ­te das Bis­tum durch die Zeit des Ter­rors der Natio­nal­so­zia­lis­ten und ver­an­ker­te nach 1945 das Bis­tum tief in der demo­kra­ti­schen Ord­nung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Die Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils geht wesent­lich auf ihn zurück. Die Bene­dik­ti­ner­ab­tei Schwei­klberg wur­de zum Zen­trum der lit­ur­gi­schen Erneue­rung im Bis­tum. Bischof Simon Kon­rad und sei­ne Nach­fol­ger ran­gen und rin­gen dar­um, ange­sichts einer immer schnel­ler fort­schrei­ten­den Säku­la­ri­sie­rung der Gesell­schaft die Bot­schaft Jesu Chris­ti in der Kir­che leben­dig zu erhal­ten und zusam­men mit den Men­schen Begeg­nung mit Gott zu erfah­ren und zu gestalten.

In der Nach­fol­ge von Bischof Wil­helm Schraml (20012012) ist seit 2014 Dr. Ste­fan Oster SDB der 85. Bischof des Bis­tums Pas­sau. Der Wahl­spruch des Bischofs lau­tet: VIC­TO­RIA VERI­TA­TIS CARI­TAS („Der Sieg der Wahr­heit ist die Liebe“).

Über Zeit und Ewigkeit – Das Volk Gottes

Von der Wie­ge bis zur Bah­re – Matri­kel­bü­cher erfas­sen die ent­schei­den­den Momen­te eines christ­li­chen Lebens: Tau­fe, Ehe­schlie­ßung, Tod. 

Seit weit mehr als 1600 Jah­ren beken­nen sich Men­schen im Bis­tum Pas­sau zu Jesus Chris­tus. Sie haben den christ­li­chen Glau­ben Gene­ra­ti­on auf Gene­ra­ti­on in der Wei­se wei­ter­ge­ge­ben, wie er ihnen ver­mit­telt wor­den ist. Alle die­se Gläu­bi­gen bil­den die Kir­che von Pas­sau. In unse­rem Leben sto­ßen damit die lan­ge Geschich­te und Tra­di­ti­on christ­li­chen Glau­bens auf sei­ne Zukunft. Wir selbst gestal­ten nur den kur­zen Moment der Gegen­wart und damit das, was in die Zukunft über­lie­fert wird. 

Wer die Gläu­bi­gen frü­he­rer Zei­ten gewe­sen sind, ist nur im Aus­nah­me­fall bekannt. So fin­den sich in Urkun­den die Namen derer, die der Kir­che von Pas­sau etwas schenk­ten oder mit ihr Ver­hand­lun­gen führ­ten. Zudem ist eine gan­ze Rei­he von Sün­dern bekannt, die an den Papst appel­lier­ten, um Befrei­ung von kirch­li­chen Stra­fen zu erlan­gen. Erst mit dem Anstei­gen der Schrift­lich­keit erschei­nen zuneh­mend mehr Gläu­bi­ge im Licht der Geschich­te – und mit ihnen auch ihre Freu­den und ihr Leid.

Die Erfassung der Gläubigen

Seit dem 16. Jahr­hun­dert hat die Kir­che begon­nen, alle Katho­li­ken im Moment der Geburt, der Hoch­zeit und des Todes zu erfas­sen. Eben­so ist übri­gens die pro­tes­tan­ti­sche Kir­che ver­fah­ren. Dahin­ter stand der Wunsch, zu wis­sen, wer zur jewei­li­gen Kir­che gehör­te. Seit­dem füll­ten sich im Bis­tum Pas­sau tau­sen­de von Matri­kel­bü­chern, die das Volk Got­tes in jedem ein­zel­nen Chris­ten auf­schei­nen las­sen. Leben und Tod, Hin­wen­dung zum und Abwen­dung vom Glau­ben, Gesund­heit und Krank­heit wer­den bis heu­te in die­sen schrift­li­chen Quel­len erfahrbar.

Genealogische Forschung online

Das Archiv des Bis­tums Pas­sau hat die älte­ren Matri­kel­bü­cher online gestellt. Damit wird es sei­ner Auf­ga­be gerecht, die Erin­ne­rung an die Gläu­bi­gen leben­dig zu erhal­ten und das Volk Got­tes über die Zei­ten hin­weg sicht­bar zu machen. Gleich­zei­tig unter­stützt das Archiv auf die­se Wei­se die his­to­ri­sche For­schung und trägt dazu bei, das Bis­tum Pas­sau und sei­ne Men­schen in einer sich immer schnel­ler digi­ta­li­sie­ren­den Welt zu verorten.

Gemälde Bischof Volk Foto: Asenbauer / pbp

Geistliche Berater des Bischofs – Das Domkapitel

Seit der Errich­tung des Bis­tums Pas­sau im Jahr 739 n. Chr. unter­stüt­zen aus­ge­wähl­te Kle­ri­ker der Kathe­dral­kir­che zum Hl. Ste­phan in beson­de­rer Wei­se den jewei­li­gen Bischof. 

Das Dom­ka­pi­tel for­mier­te sich in einem län­ge­ren Pro­zess als eige­ner recht­li­cher Ver­band, der sich als Gegen­über des Bischofs ver­stand. Über vie­le Jahr­hun­der­te ver­rich­te­te es die geist­li­chen Hand­lun­gen in der Dom­kir­che, arbei­te­te in der Ver­wal­tung mit und präg­te das geis­ti­ge und geist­li­che Leben. In frü­he­ren Zei­ten muss­te der Bischof dar­über hin­aus in wich­ti­gen finan­zi­el­len und recht­li­chen wie poli­ti­schen Fra­gen die Zustim­mung des Dom­ka­pi­tels ein­ho­len, in Zei­ten der Sedis­va­kanz übte es in eng gesetz­ten Gren­zen die welt­li­che und geist­li­che Macht aus.

Das Wahlgremium des Bischofs

Das Dom­ka­pi­tel wähl­te bis zur Säku­la­ri­sa­ti­on 1803 den Bischof von Pas­sau. Der Hei­li­ge Stuhl in Rom prüf­te die Wahl auf for­ma­le Kor­rekt­heit und geneh­mig­te sie. Seit der Mit­te des 17. Jahr­hun­derts ging der Gewähl­te schließ­lich nur mehr aus den Rei­hen des Dom­ka­pi­tels her­vor, wur­de das Dom­ka­pi­tel zu einer exklu­si­ven Grup­pe von Stan­des­glei­chen. Bis zur Säku­la­ri­sa­ti­on 1803 war über eine geist­li­che Beru­fung hin­aus vor allem die adli­ge Her­kunft ent­schei­dend für eine Beru­fung gewesen.

Das moderne Domkapitel

Seit dem 19. Jahr­hun­dert hat sich das Dom­ka­pi­tel recht­lich und insti­tu­tio­nell immer wie­der ver­än­dert. Heu­te ist ihm vor allem die Sor­ge um die Lit­ur­gie des Domes anver­traut. Eben­so nimmt es die Auf­ga­ben des Kon­sul­to­ren­kol­le­gi­ums wahr und ist somit geist­li­ches Bera­tungs­gre­mi­um des Bischofs. Das Dom­ka­pi­tel setzt sich aus acht Kapi­tu­la­ren und zwei Digni­tä­ren zusam­men. Die Beset­zung wech­selt zwi­schen dem frei­en Beset­zungs­recht des Bischofs nach Anhö­rung der Kapi­tu­la­re und der frei­en Wahl des Dom­ka­pi­tels, die für ihre Gül­tig­keit wie­der­um der Bestä­ti­gung des Bischofs bedarf.

Dom­propst und Dom­de­kan sind die Digni­tä­re des Dom­ka­pi­tels. Der Dom­propst als Haupt wird vom Bischof nach Anhö­rung des Dom­ka­pi­tels ernannt, der Dom­de­kan als Vor­ge­setz­ter aller am Dom Beschäf­tig­ten vom Dom­ka­pi­tel gewählt. Er muss vom Bischof bestä­tigt werden.

Domkapitel Foto: Simona Kehl / pbp

Herzkammer des Bistums – Der Dom St. Stephan

Der Dom ist der sicht­ba­re Mit­tel­punkt des Bis­tums Pas­sau. Er ist seit der Grün­dung des Bis­tums Pas­sau ein Ort des Lob­prei­ses, der Bit­te und des Dankes. 

Mit­te des 5. Jahr­hun­derts gab es im anti­ken Römer­kas­tell Boio­t­ro bereits eine Basi­li­ka. Für das 8. Jahr­hun­dert ist gesi­chert, dass die Bischofs­kir­che ihren Ort am Pas­sau­er Dom­berg gefun­den hat. Seit­dem wur­de der Dom immer wie­der umge­stal­tet – die agi­lol­fin­gisch-karo­lin­gi­sche Bischofs­kir­che wur­de vom Pil­grims­chen Dom, spä­ter vom goti­schen und spät­go­ti­schen Nach­fol­ge­bau abge­löst. Der heu­te so cha­rak­te­ris­ti­sche baro­cke Dom ent­stand vor­nehm­lich in der zwei­ten Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts. Car­lo Lura­go, Gio­van­ni Bat­tis­ta Car­lo­ne und Car­po­fo­ro Ten­cal­la sind die prä­gen­den Künst­ler gewesen.

Der Dom ist die Kir­che des Bischofs. Hier fin­den unter ande­rem die Pries­ter­wei­hen und die Wei­he der Hei­li­gen Öle statt. Auch wer­den die Bischö­fe in der Gruft von St. Ste­phan bestat­tet. Im Dom ver­dich­tet sich das kirch­li­che Leben, fin­det es in einer vor­bild­li­chen Lit­ur­gie und als Ort der gemein­sa­men Ver­eh­rung der drei Diö­ze­san­pa­tro­ne sei­ne pul­sie­ren­de Herz­kam­mer. Sie wird hör­bar im beten­den und lob­prei­sen­den Spiel der größ­ten Dom­or­gel der Welt.

Ein lebendiger Ort des Glaubens

Der Dom erhält immer wie­der neue, auf die jewei­li­ge Gegen­wart und das gläu­bi­ge Leben bezo­ge­ne Impul­se, ist er doch Got­tes­haus und kein Muse­um. So ent­stand kurz nach dem Zwei­ten Welt­krieg der heu­ti­ge Hoch­al­tar, der die Stei­ni­gung des hl. Ste­pha­nus dar­stellt. Ste­pha­nus kniet und blickt nach oben, erge­ben nimmt er das Mar­ty­ri­um an. Im fes­ten Glau­ben kann er für sei­ne Stei­ni­ger beten: Herr, rech­ne ihnen die­se Sün­de nicht an“ (Apg 7). Der Hoch­al­tar aus Pap­pel­holz und beschla­ge­ner Sil­ber­fo­lie von Josef Hen­sel­mann wur­de am 22. Novem­ber 1953 geweiht. Er gilt als eines der wich­tigs­ten Wer­ke christ­li­cher Kunst im Nachkriegsdeutschland.

Domorgel Foto: Asenkerschbaumer / pbp

Bitte, Dank und Vertrauen – Wallfahrten im Bistum

Wall­fahrts­or­te sind Zeu­gen tie­fen Gott­ver­trau­ens. Auf Für­spra­che der Mut­ter­got­tes und der Hei­li­gen emp­feh­len die Wall­fah­rer dem Herrn ihre Sor­gen an und sagen Dank für emp­fan­ge­ne Hilfe.

Wall­fah­ren ist nie grund­los: wer sich betend auf den Weg macht, erbit­tet Hil­fe, sagt Dank oder will in beson­de­rer Wei­se geist­li­che Tie­fe gewin­nen. Um auf Wall­fahrt zu gehen, muss der Gläu­bi­ge zuerst ein­mal sein Haus ver­las­sen und auf­bre­chen. Damit steht Wall­fah­ren“ immer auch als Sinn­bild für das christ­li­che Leben: der Rei­se“ vom Moment der Geburt bis zur Erfül­lung des gläu­bi­gen Lebens nach dem Tod.

Viel­fach ver­än­dern Wall­fahr­ten das Leben der Men­schen. Die Gläu­bi­gen spü­ren oft ein gro­ßes Bedürf­nis, von ihren Glau­bens­er­fah­run­gen, von Wun­dern und von tie­fen geist­li­chen Erfah­run­gen zu berichten.

Wallfahrten im Bistum Passau

Das Bis­tum Pas­sau hat vie­le Wall­fahrts­or­te – es gibt Drei­fal­tig­keits- und Chris­tus­wall­fahr­ten, Mari­en­wall­fahr­ten, Hei­li­gen-Wall­fahr­ten. Nicht alle sind über­re­gio­nal bekannt, man­che wer­den vor allem von den Gläu­bi­gen der direk­ten Umge­bung besucht. 

Die gro­ßen Mari­en­wall­fahrts­or­te im Bis­tum sind Alt­öt­ting, Samma­rei und Maria­hilf ob Pas­sau. Der größ­te und über die Gren­zen des Bis­tums hin­aus bekann­tes­te ist Alt­öt­ting. Vie­le geist­li­che Anre­gun­gen gehen aber auch vom Gna­den­bild Maria­hilf – Maria, Hil­fe der Chris­ten“ – in der Klos­ter­kir­che Maria­hilf ob Pas­sau aus. Jähr­lich wird hier die Maria-Hilf-Woche began­gen, die die ver­schie­den­ar­ti­gen Beru­fun­gen im Bis­tum her­vor­hebt und wür­digt. Die Gläu­bi­gen wer­den in ihrem gemein­sa­men Gebet mit Maria hin zu Chris­tus als Glau­bens­ge­mein­schaft gestärkt.

P3340170 Foto: Michael Finster

Altötting – Auf die Fürsprache…

…der Got­tes­mut­ter und des Hl. Bru­der Kon­rad ver­trau­en die Gläu­bi­gen, die aus der gan­zen Welt nach Alt­öt­ting kom­men. 1980 bete­te Papst Johan­nes Paul II. und 2006 Papst Bene­dikt XVI. vor dem Gna­den­bild. Die Wall­fahrt gehört zu den gro­ßen euro­päi­schen Wall­fahrts­or­ten, sie ist Teil der Shri­nes of Europe“.

Die baye­ri­schen Her­zö­ge errich­te­ten spä­tes­tens im 8. Jahr­hun­dert im Ort Ötting eine Pfalz. Die Kapel­le geht wohl auch auf die­se Zeit zurück. König Karl­mann (876880) ließ im 9. Jahr­hun­dert unter ande­rem die Arm­re­li­quie des Apos­tels Phil­ip­pus nach Ötting brin­gen. Er grün­de­te auch das Chorherrenstift. 

Das aus Lin­den­holz geschnitz­te Gna­den­bild der Schwar­zen Madon­na“ kam wohl im 14. Jahr­hun­dert nach Alt­öt­ting und wird seit­dem im Okto­gon der Gna­den­ka­pel­le ver­ehrt. Am Beginn der Mari­en­wall­fahrt stand der Über­lie­fe­rung nach 1489 die Ret­tung eines drei­jäh­ri­gen Jun­gen, der in einen Bach gefal­len war und nur leb­los gebor­gen wer­den konn­te. Die Mut­ter leg­te das Kind auf den Altar der Kapel­le und bete­te mit den Anwe­sen­den um sein Heil. Tat­säch­lich begann der Kna­be dar­auf­hin wie­der zu atmen und wur­de gesund. 

Die Men­schen ström­ten von da an nach Alt­öt­ting. Sie erzähl­ten sich von den Wun­dern, die sie auf die Für­spra­che der Mut­ter­got­tes erlebt hat­ten. Die­se Berich­te wur­den in Mira­kel­bü­chern ver­schrift­licht und publi­ziert. Auch die Wit­tels­ba­cher wall­fahr­te­ten regel­mä­ßig zur Schwar­zen Madon­na“. Sie erwähl­ten sich die Gna­den­ka­pel­le zur Grab­le­ge der fürst­li­chen Herzen. 

Erst seit 1822 gehört Alt­öt­ting zum Bis­tum Pas­sau und prägt es als wich­ti­ges geist­li­ches Zen­trum auf ganz eige­ne Wei­se mit. 1894 starb hier der schon damals in hei­lig­mä­ßi­gem Ruf ste­hen­de und 1934 hei­lig­ge­spro­che­ne Bru­der Kon­rad von Par­zham. Pil­ger besu­chen heu­te auch sein Grab­mal in der Kapu­zi­ner­kir­che St. Kon­rad wie die Pfor­te, an der er Jahr­zehn­te Dienst getan hat­te, und sein Sterbezimmer.

AÖ Gnadenbild August 2011 Foto: Roswitha Dorfner

Im Fokus des Reiches – Der Passauer Vertrag 1552

1552 blick­te das Reich auf Pas­sau. Seit Mar­tin Luther 1517 sei­ne 95 The­sen ver­öf­fent­licht hat­te, befand sich das Reich in einer tie­fen Krise. 

Immer wie­der war es in der ers­ten Hälf­te des 16. Jahr­hun­derts zu bewaff­ne­ten Kon­flik­ten zwi­schen rom­treu­en Fürs­ten und Anhän­gern der Leh­re Luthers gekom­men. Der gro­ße Wunsch nach Frie­den brach­te nun die Mäch­ti­gen des Rei­ches an den Ver­hand­lungs­tisch in Passau.

Fünf Reichs­fürs­ten, dar­un­ter auch Kur­fürst Moritz von Sach­sen (1541 – 1553), und elf Gesand­te kamen über meh­re­re Wochen in der Bischofs­stadt zusam­men, um zu ver­han­deln. Im Pas­sau­er Ver­trag“ gelang schließ­lich der so sehr erhoff­te ers­te Aus­gleich zwi­schen den kon­fes­sio­nel­len Par­tei­en. Der Augs­bur­ger Reli­gi­ons­frie­de von 1555 und die damit ver­bun­de­ne reichs­recht­li­che Aner­ken­nung der Pro­tes­tan­ten basiert auf den in Pas­sau erreich­ten Ergebnissen.

Verhandlungsergebnisse

In der Stadt Pas­sau leb­ten damals etwa 6000 Ein­woh­ner. Die Bischofs­stadt zähl­te damit zu den durch­aus gro­ßen Resi­denz­or­ten, sie lag zudem ver­kehrs­tech­nisch für alle Teil­neh­mer güns­tig. Der Pas­sau­er Fürst­bi­schof Wolf­gang von Salm (1541 – 1555) stand fest im katho­li­schen Glau­ben, hielt aber offe­nen Kon­takt zu den pro­tes­tan­ti­schen Reichs­fürs­ten. Er galt als guter Diplo­mat und Vermittler. 

Der Pas­sau­er Ver­trag“ for­der­te, den Zwie­spalt zwi­schen den Kon­fes­sio­nen in einem Reichs­ge­setz zu been­den. Ein­mü­tig erklär­ten der Kai­ser sowie die katho­li­schen und pro­tes­tan­ti­schen Reichs­fürs­ten, zukünf­tig in Frie­den mit­ein­an­der leben zu wol­len. Reichs­ge­set­ze und Land­frie­de soll­ten von nun an wie­der ver­bind­lich gel­ten. Zur Vor­be­rei­tung des spä­te­ren Augs­bur­ger Reli­gi­ons­frie­dens wur­de ein von Pro­tes­tan­ten und Katho­li­ken pari­tä­tisch besetz­ter Aus­schuss beru­fen. Damit ersetz­te das kon­fes­sio­nel­le Tole­ranz­prin­zip erst­mals das Ein­heits­prin­zip im Reich. Zwar bekann­ten sich alle Ver­trags­part­ner wei­ter­hin dazu, die Wie­der­her­stel­lung der Glau­bens­ein­heit im Reich als obers­tes Ziel zu ver­fol­gen, aber gleich­zei­tig erklär­ten sie es als vor­dring­lich, nach einem Aus­gleich zwi­schen den Kon­fes­sio­nen zu suchen.

Passauer Vertrag Foto: Asenkerschbaumer / pbp

Ein spannungsreiches Verhältnis – Fürstbischof und Stadt

Die Geschich­te der Stadt Pas­sau ist eng mit dem Bischof und dem Bis­tum ver­wo­ben. Schon die mar­kan­te Posi­ti­on des Doms und der bischöf­li­chen Ein­rich­tun­gen im Stadt­bild legen die Ver­flech­tung der gemein­sa­men Geschich­te offen. 

Mit der Errich­tung des Bis­tums 739 n. Chr. nahm der Bischof eine füh­ren­de Rol­le in Pas­sau ein. Aller­dings hat­ten zunächst auch die Her­zö­ge von Bay­ern und die Kai­ser des Rei­ches einen gro­ßen Ein­fluss auf die Stadt. Im Lauf der Jahr­hun­der­te gelang es dem Bischof, die her­zog­li­che wie die kai­ser­li­che Gewalt in Pas­sau zurück­zu­drän­gen. Seit Ende des 12. Jahr­hun­derts unter­stand ihm das gesam­te Stadtgebiet.

Die bürgerliche Stadtgemeinde

Die Stadt­ge­mein­de ent­wi­ckel­te sich in die­sem Zeit­raum eben­falls. An Donau und Inn gele­gen tru­gen Han­del und Hand­werk dazu bei, dass die Stadt wuchs und die Bür­ger wohl­ha­bend wur­den. Sie dräng­ten dar­auf, Rech­te und Pflich­ten wie das Ver­hält­nis zwi­schen Stadt und Bischof schrift­lich zu fas­sen. Trotz teil­wei­se hef­ti­ger Aus­ein­an­der­set­zun­gen konn­ten sich die Pas­sau­er Bür­ger nicht, wie ande­re Städ­te, von der bischöf­li­chen Herr­schaft befreien.

Verhandlungen und Ergebnisse

Mit dem Stadt­brief von 1299 wur­den dem bischöf­li­chen Han­deln zwar gewis­se Gren­zen gesetzt, aller­dings blieb er unan­ge­foch­te­ner Stadt­herr. In der Fol­ge­zeit bemüh­ten sich die Bür­ger der Stadt, teils in Auf­stän­den, teils in diplo­ma­tisch klu­gen Schrit­ten mehr Selbst­stän­dig­keit zu errei­chen. Wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen waren der maxi­mi­lia­ni­sche Spruch von 1496 und das Lau­dum Bava­ri­cum von 1535. Die hier fest­ge­leg­te Rechts­ord­nung, die auch die inne­ren Ver­hält­nis­se der Stadt klär­te, blieb bis zum Ende des Fürst­bis­tums Pas­sau 1803 bestehen. 

Mit der Säku­la­ri­sa­ti­on voll­zog sich der herr­schaft­li­che Bruch mit dem Fürst­bi­schof. Über die napo­leo­ni­schen Krie­ge hin­weg wur­de Pas­sau schließ­lich eine zum baye­ri­schen Staat gehö­ren­de Stadt.