Geschichte des Bistums Passau
85 Bischöfe, die Errichtung des Doms St. Stephan, der Passauer Vertrag - Gegründet im 8. Jahrhundert blickt das Bistum Passau auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück.
Von den Anfängen - Die Frühzeit des Bistums Passau
Winfried Bonifatius bestätigte 739 n. Chr. Vivilo als ersten Bischof von Passau. Er gründete im selben Jahr auch die Bistümer Salzburg, Freising und Regensburg.
Christliches Leben gab es auf dem Gebiet des späteren Bistums Passau schon früh. Die Martyrien des Hl. Maximilian im Jahr 284 n. Chr. in Celeia (Cilli/Celje, Slowenien) und des Hl. Florian im Jahr 304 n. Chr. in Lauriacum (Lorch/Oberösterreich) datieren noch auf die Zeit vor der Anerkennung des Christentums im Jahr 313 n. Chr. Christen haben in diesen Zeiten der Bedrängnis ihr Leben für den Glauben gegeben.
Frühes christliches Leben
Funde, wie ein Ring mit christlichem Symbol, verweisen auf die Christianisierung des heutigen Bistumsgebietes in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt. Im 5. Jahrhundert wirkte der Hl. Wanderbischof Valentin in Passau und der Region. Er fand bereits festes christliches Leben vor. In der Lebensbeschreibung des Hl. Severin werden Presbyter und Kleriker, geweihte Jungfrauen und kleine Mönchsgemeinschaften, dazu eine Basilika und Taufkapelle, Mönchszellen und Kirchen genannt. Und schon damals rangen die Christen um eine gottgefällige und christliche Lebensführung.
Kanonische Errichtung des Bistums
Im 8. Jahrhundert schließlich verfestigten sich die institutionellen kirchlichen Strukturen. Unter Winfried-Bonifatius wurden vier Bistumssitze an Residenzorten der bayerischen Herzöge errichtet – darunter Passau. 739 n. Chr. erhielt der schon zuvor von Papst Gregor III. (731 – 741) zum Bischof geweihte Vivilo die Bestätigung, Oberhirte des neuen Bistums Passau zu sein. Darüber hinaus gab es auch schon monastische Niederlassungen: so das Kloster Niederaltaich und die von Frauen gegründeten Gemeinschaften in Kühbach-Rotthalmünster und Niedernburg.
Ausdehnung und Begrenzung - Das Gebiet des Bistums Passau
Das Gebiet des Bistums Passau bekam erst in einem längeren Prozess klare Grenzen. Über die Jahrhunderte veränderte es sich zudem immer wieder. Gehörte es bis zum 18. Jahrhundert zu den größten Diözesen des Alten Reichs, zählt es heute zu den kleinsten Bistümern Deutschlands.
In früher Zeit umfasste das Bistum Passau den Osten Bayerns, Oberösterreich, Wien und große Teile Niederösterreichs. Seine herausgehobene Stellung zeigt sich am eindringlichsten am Wiener Stephansdom – er erhielt bei seiner Weihe zunächst als Pfarrkirche von Wien das Patrozinium der Bischofskirche: St. Stephan in Passau.
Das Alte Bistum Passau
Wien war allerdings auch der erste Ort, der sich aus dem Diözesanverband wieder herauslösen konnte. Als Herrschaftsmittelpunkt der Habsburger strebte es schon früh nach Eigenständigkeit. 1469/1480 entstand das exemte Bistum Wien, 1728/1729 erweiterte es sich, inzwischen zum Erzbistum erhoben, um weitere Gebiete zu Lasten Passaus.
1783/1785 begründete Kaiser Joseph II. (1765 – 1790) im Zuge der von ihm betriebenen Diözesanregulierung die Bistümer Linz und St. Pölten und reduzierte das Bistum Passau eigenmächtig auf das Gebiet innerhalb der bayerischen Landesgrenzen. Auch das Erzbistum Wien wurde noch einmal vergrößert. Passau verlor damit einen Großteil seines Bistumsgebietes und musste um seinen Bestand fürchten.
Das moderne Bistum Passau
1822 erhielt das Bistum Passau seine heutige Größe mit einer Fläche von 5442 km2. Die Pfarreien des späteren Dekanats Zimmern waren schon früher, die Dekanate Burghausen und Neuötting kamen erst bei dieser Neuumschreibung hinzu. Seitdem prägt der Wallfahrtsort Altötting als tiefes geistliches Zentrum die Entwicklung und den Charakter des Bistums mit.
Fürbitter für das Bistum – Der Hl. Stephanus und die zwei Bistumspatrone
Bistumspatrone sind Fürsprecher aus der Gemeinschaft der Heiligen. Sie werden in besonderer Weise als Beschützer des Bistums und der Gläubigen verehrt.
Das Bistum Passau hat sich zuerst unter den Schutz des Hl. Stephanus gestellt und ihn als eigentlichen Herrn über Land und Leute erkannt. Die Bischofskirche ist ihm geweiht. Die Gläubigen rufen in seit früher Zeit als Fürsprecher an, auch wenn es in Passau nie Reliquien des Heiligen gab. Die Apostelgeschichte erzählt ausführlich von der Wahl des Hl. Stephanus zum Diakon, von seinem Erfülltsein „vom Glauben und vom Heiligen Geist“ (Apg 6) und von seinem gewaltsamen Tod durch Steinigung. In ihm wird das mutige Zeugnis der jungen Kirche in Jerusalem sichtbar. Sein Fest wird am 26. Dezember gefeiert.
Der Heilige Valentin von Rätien
Mit der Übertragung der Gebeine des Hl. Valentin von Rätien im 8. Jahrhundert erhielt die Passauer Kirche endlich auch den Leib eines Heiligen. Nun konnten die Gläubigen einem Heiligen wirklich nahekommen, ihn sehen und verehren. Über das Leben des Hl. Valentin ist nicht sehr viel bekannt – allerdings wirkte der Bischof in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts wohl tatsächlich in Passau. Das Hochfest des Hl. Valentin wird in Passau seit 2018 nicht mehr am 7. Januar, sondern am 1. Juli gefeiert.
Der Heilige Bruder Konrad
Seit 1984 ist der Hl. Bruder Konrad dritter Diözesanpatron. Er hatte 1818 in Parzham bei Weng das Licht der Welt erblickt und war 1894 als Kapuzinerbruder in Altötting gestorben. Demut, Ganzhingabe an Christus, Marienfrömmigkeit und Sorge um die Armen an der Klosterpforte zeichneten ihn aus. 1934 von Papst Pius XI. heiliggesprochen, findet sein Fest am 21. April statt.
Hirten der Kirche und Menschen ihrer Zeit – Die Passauer Bischöfe
85 Bischöfe haben seit seiner Gründung das Bistum von Passau geführt und geleitet. Jeder Oberhirte hat dabei eigene Schwerpunkte gesetzt, die immer auch auf wichtige Fragen der Zeit geantwortet haben. So war es in den ersten Jahrhunderten vorrangig, erst einmal den Bistumssprengel zu organisieren, kirchlich zu durchdringen, zu missionieren und den Glauben bei den Menschen zu verankern.
Als geistliche Herren der Diözese und Reichsfürsten über das Hochstift, dem eigentlichen weltlichen Herrschaftsbereich, ging es den Bischöfen dann in der Zeit der Reformation und Konfessionalisierung um die Abwehr des Neuen Glaubens und die Neuverankerung des Alten Glaubens. Im 17. und 18. Jahrhundert entfalteten sie ein Glaubensleben in großer Vielfalt und Pracht. Als Seelsorger, aber auch als Reformer prägten sie das Bistum im Zeitalter der Aufklärung. Mit der Säkularisation 1803 endete die Zeit des Fürstbistums und wurde Passau bayerisch.
Bischöfe moderner Zeit
Die Bischöfe des 19. Jahrhundert konzentrierten sich auf die Seelsorge vor Ort und die Durchsetzung des sittlich-moralischen Geltungsanspruchs der Kirche. Bischof Dr. Simon Konrad Landersdorfer OSB (1936−1968) führte das Bistum durch die Zeit des Terrors der Nationalsozialisten und verankerte nach 1945 das Bistum tief in der demokratischen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland. Die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils geht wesentlich auf ihn zurück. Die Benediktinerabtei Schweiklberg wurde zum Zentrum der liturgischen Erneuerung im Bistum. Bischof Simon Konrad und seine Nachfolger rangen und ringen darum, angesichts einer immer schneller fortschreitenden Säkularisierung der Gesellschaft die Botschaft Jesu Christi in der Kirche lebendig zu erhalten und zusammen mit den Menschen Begegnung mit Gott zu erfahren und zu gestalten.
In der Nachfolge von Bischof Wilhelm Schraml (2001−2012) ist seit 2014 Dr. Stefan Oster SDB der 85. Bischof des Bistums Passau. Der Wahlspruch des Bischofs lautet: VICTORIA VERITATIS CARITAS („Der Sieg der Wahrheit ist die Liebe“).
Über Zeit und Ewigkeit – Das Volk Gottes
Von der Wiege bis zur Bahre – Matrikelbücher erfassen die entscheidenden Momente eines christlichen Lebens: Taufe, Eheschließung, Tod.
Seit weit mehr als 1600 Jahren bekennen sich Menschen im Bistum Passau zu Jesus Christus. Sie haben den christlichen Glauben Generation auf Generation in der Weise weitergegeben, wie er ihnen vermittelt worden ist. Alle diese Gläubigen bilden die Kirche von Passau. In unserem Leben stoßen damit die lange Geschichte und Tradition christlichen Glaubens auf seine Zukunft. Wir selbst gestalten nur den kurzen Moment der Gegenwart und damit das, was in die Zukunft überliefert wird.
Wer die Gläubigen früherer Zeiten gewesen sind, ist nur im Ausnahmefall bekannt. So finden sich in Urkunden die Namen derer, die der Kirche von Passau etwas schenkten oder mit ihr Verhandlungen führten. Zudem ist eine ganze Reihe von Sündern bekannt, die an den Papst appellierten, um Befreiung von kirchlichen Strafen zu erlangen. Erst mit dem Ansteigen der Schriftlichkeit erscheinen zunehmend mehr Gläubige im Licht der Geschichte – und mit ihnen auch ihre Freuden und ihr Leid.
Die Erfassung der Gläubigen
Seit dem 16. Jahrhundert hat die Kirche begonnen, alle Katholiken im Moment der Geburt, der Hochzeit und des Todes zu erfassen. Ebenso ist übrigens die protestantische Kirche verfahren. Dahinter stand der Wunsch, zu wissen, wer zur jeweiligen Kirche gehörte. Seitdem füllten sich im Bistum Passau tausende von Matrikelbüchern, die das Volk Gottes in jedem einzelnen Christen aufscheinen lassen. Leben und Tod, Hinwendung zum und Abwendung vom Glauben, Gesundheit und Krankheit werden bis heute in diesen schriftlichen Quellen erfahrbar.
Genealogische Forschung online
Das Archiv des Bistums Passau hat die älteren Matrikelbücher online gestellt. Damit wird es seiner Aufgabe gerecht, die Erinnerung an die Gläubigen lebendig zu erhalten und das Volk Gottes über die Zeiten hinweg sichtbar zu machen. Gleichzeitig unterstützt das Archiv auf diese Weise die historische Forschung und trägt dazu bei, das Bistum Passau und seine Menschen in einer sich immer schneller digitalisierenden Welt zu verorten.
Geistliche Berater des Bischofs – Das Domkapitel
Seit der Errichtung des Bistums Passau im Jahr 739 n. Chr. unterstützen ausgewählte Kleriker der Kathedralkirche zum Hl. Stephan in besonderer Weise den jeweiligen Bischof.
Das Domkapitel formierte sich in einem längeren Prozess als eigener rechtlicher Verband, der sich als Gegenüber des Bischofs verstand. Über viele Jahrhunderte verrichtete es die geistlichen Handlungen in der Domkirche, arbeitete in der Verwaltung mit und prägte das geistige und geistliche Leben. In früheren Zeiten musste der Bischof darüber hinaus in wichtigen finanziellen und rechtlichen wie politischen Fragen die Zustimmung des Domkapitels einholen, in Zeiten der Sedisvakanz übte es in eng gesetzten Grenzen die weltliche und geistliche Macht aus.
Das Wahlgremium des Bischofs
Das Domkapitel wählte bis zur Säkularisation 1803 den Bischof von Passau. Der Heilige Stuhl in Rom prüfte die Wahl auf formale Korrektheit und genehmigte sie. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts ging der Gewählte schließlich nur mehr aus den Reihen des Domkapitels hervor, wurde das Domkapitel zu einer exklusiven Gruppe von Standesgleichen. Bis zur Säkularisation 1803 war über eine geistliche Berufung hinaus vor allem die adlige Herkunft entscheidend für eine Berufung gewesen.
Das moderne Domkapitel
Seit dem 19. Jahrhundert hat sich das Domkapitel rechtlich und institutionell immer wieder verändert. Heute ist ihm vor allem die Sorge um die Liturgie des Domes anvertraut. Ebenso nimmt es die Aufgaben des Konsultorenkollegiums wahr und ist somit geistliches Beratungsgremium des Bischofs. Das Domkapitel setzt sich aus acht Kapitularen und zwei Dignitären zusammen. Die Besetzung wechselt zwischen dem freien Besetzungsrecht des Bischofs nach Anhörung der Kapitulare und der freien Wahl des Domkapitels, die für ihre Gültigkeit wiederum der Bestätigung des Bischofs bedarf.
Dompropst und Domdekan sind die Dignitäre des Domkapitels. Der Dompropst als Haupt wird vom Bischof nach Anhörung des Domkapitels ernannt, der Domdekan als Vorgesetzter aller am Dom Beschäftigten vom Domkapitel gewählt. Er muss vom Bischof bestätigt werden.
Herzkammer des Bistums – Der Dom St. Stephan
Der Dom ist der sichtbare Mittelpunkt des Bistums Passau. Er ist seit der Gründung des Bistums Passau ein Ort des Lobpreises, der Bitte und des Dankes.
Mitte des 5. Jahrhunderts gab es im antiken Römerkastell Boiotro bereits eine Basilika. Für das 8. Jahrhundert ist gesichert, dass die Bischofskirche ihren Ort am Passauer Domberg gefunden hat. Seitdem wurde der Dom immer wieder umgestaltet – die agilolfingisch-karolingische Bischofskirche wurde vom Pilgrimschen Dom, später vom gotischen und spätgotischen Nachfolgebau abgelöst. Der heute so charakteristische barocke Dom entstand vornehmlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Carlo Lurago, Giovanni Battista Carlone und Carpoforo Tencalla sind die prägenden Künstler gewesen.
Der Dom ist die Kirche des Bischofs. Hier finden unter anderem die Priesterweihen und die Weihe der Heiligen Öle statt. Auch werden die Bischöfe in der Gruft von St. Stephan bestattet. Im Dom verdichtet sich das kirchliche Leben, findet es in einer vorbildlichen Liturgie und als Ort der gemeinsamen Verehrung der drei Diözesanpatrone seine pulsierende Herzkammer. Sie wird hörbar im betenden und lobpreisenden Spiel der größten Domorgel der Welt.
Ein lebendiger Ort des Glaubens
Der Dom erhält immer wieder neue, auf die jeweilige Gegenwart und das gläubige Leben bezogene Impulse, ist er doch Gotteshaus und kein Museum. So entstand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der heutige Hochaltar, der die Steinigung des hl. Stephanus darstellt. Stephanus kniet und blickt nach oben, ergeben nimmt er das Martyrium an. Im festen Glauben kann er für seine Steiniger beten: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an“ (Apg 7). Der Hochaltar aus Pappelholz und beschlagener Silberfolie von Josef Henselmann wurde am 22. November 1953 geweiht. Er gilt als eines der wichtigsten Werke christlicher Kunst im Nachkriegsdeutschland.
Bitte, Dank und Vertrauen – Wallfahrten im Bistum
Wallfahrtsorte sind Zeugen tiefen Gottvertrauens. Auf Fürsprache der Muttergottes und der Heiligen empfehlen die Wallfahrer dem Herrn ihre Sorgen an und sagen Dank für empfangene Hilfe.
Wallfahren ist nie grundlos: wer sich betend auf den Weg macht, erbittet Hilfe, sagt Dank oder will in besonderer Weise geistliche Tiefe gewinnen. Um auf Wallfahrt zu gehen, muss der Gläubige zuerst einmal sein Haus verlassen und aufbrechen. Damit steht „Wallfahren“ immer auch als Sinnbild für das christliche Leben: der „Reise“ vom Moment der Geburt bis zur Erfüllung des gläubigen Lebens nach dem Tod.
Vielfach verändern Wallfahrten das Leben der Menschen. Die Gläubigen spüren oft ein großes Bedürfnis, von ihren Glaubenserfahrungen, von Wundern und von tiefen geistlichen Erfahrungen zu berichten.
Wallfahrten im Bistum Passau
Das Bistum Passau hat viele Wallfahrtsorte – es gibt Dreifaltigkeits- und Christuswallfahrten, Marienwallfahrten, Heiligen-Wallfahrten. Nicht alle sind überregional bekannt, manche werden vor allem von den Gläubigen der direkten Umgebung besucht.
Die großen Marienwallfahrtsorte im Bistum sind Altötting, Sammarei und Mariahilf ob Passau. Der größte und über die Grenzen des Bistums hinaus bekannteste ist Altötting. Viele geistliche Anregungen gehen aber auch vom Gnadenbild Mariahilf – „Maria, Hilfe der Christen“ – in der Klosterkirche Mariahilf ob Passau aus. Jährlich wird hier die Maria-Hilf-Woche begangen, die die verschiedenartigen Berufungen im Bistum hervorhebt und würdigt. Die Gläubigen werden in ihrem gemeinsamen Gebet mit Maria hin zu Christus als Glaubensgemeinschaft gestärkt.
Altötting – Auf die Fürsprache…
…der Gottesmutter und des Hl. Bruder Konrad vertrauen die Gläubigen, die aus der ganzen Welt nach Altötting kommen. 1980 betete Papst Johannes Paul II. und 2006 Papst Benedikt XVI. vor dem Gnadenbild. Die Wallfahrt gehört zu den großen europäischen Wallfahrtsorten, sie ist Teil der „Shrines of Europe“.
Die bayerischen Herzöge errichteten spätestens im 8. Jahrhundert im Ort Ötting eine Pfalz. Die Kapelle geht wohl auch auf diese Zeit zurück. König Karlmann (876−880) ließ im 9. Jahrhundert unter anderem die Armreliquie des Apostels Philippus nach Ötting bringen. Er gründete auch das Chorherrenstift.
Das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild der „Schwarzen Madonna“ kam wohl im 14. Jahrhundert nach Altötting und wird seitdem im Oktogon der Gnadenkapelle verehrt. Am Beginn der Marienwallfahrt stand der Überlieferung nach 1489 die Rettung eines dreijährigen Jungen, der in einen Bach gefallen war und nur leblos geborgen werden konnte. Die Mutter legte das Kind auf den Altar der Kapelle und betete mit den Anwesenden um sein Heil. Tatsächlich begann der Knabe daraufhin wieder zu atmen und wurde gesund.
Die Menschen strömten von da an nach Altötting. Sie erzählten sich von den Wundern, die sie auf die Fürsprache der Muttergottes erlebt hatten. Diese Berichte wurden in Mirakelbüchern verschriftlicht und publiziert. Auch die Wittelsbacher wallfahrteten regelmäßig zur „Schwarzen Madonna“. Sie erwählten sich die Gnadenkapelle zur Grablege der fürstlichen Herzen.
Erst seit 1822 gehört Altötting zum Bistum Passau und prägt es als wichtiges geistliches Zentrum auf ganz eigene Weise mit. 1894 starb hier der schon damals in heiligmäßigem Ruf stehende und 1934 heiliggesprochene Bruder Konrad von Parzham. Pilger besuchen heute auch sein Grabmal in der Kapuzinerkirche St. Konrad wie die Pforte, an der er Jahrzehnte Dienst getan hatte, und sein Sterbezimmer.
Im Fokus des Reiches – Der Passauer Vertrag 1552
1552 blickte das Reich auf Passau. Seit Martin Luther 1517 seine 95 Thesen veröffentlicht hatte, befand sich das Reich in einer tiefen Krise.
Immer wieder war es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu bewaffneten Konflikten zwischen romtreuen Fürsten und Anhängern der Lehre Luthers gekommen. Der große Wunsch nach Frieden brachte nun die Mächtigen des Reiches an den Verhandlungstisch in Passau.
Fünf Reichsfürsten, darunter auch Kurfürst Moritz von Sachsen (1541 – 1553), und elf Gesandte kamen über mehrere Wochen in der Bischofsstadt zusammen, um zu verhandeln. Im „Passauer Vertrag“ gelang schließlich der so sehr erhoffte erste Ausgleich zwischen den konfessionellen Parteien. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 und die damit verbundene reichsrechtliche Anerkennung der Protestanten basiert auf den in Passau erreichten Ergebnissen.
Verhandlungsergebnisse
In der Stadt Passau lebten damals etwa 6000 Einwohner. Die Bischofsstadt zählte damit zu den durchaus großen Residenzorten, sie lag zudem verkehrstechnisch für alle Teilnehmer günstig. Der Passauer Fürstbischof Wolfgang von Salm (1541 – 1555) stand fest im katholischen Glauben, hielt aber offenen Kontakt zu den protestantischen Reichsfürsten. Er galt als guter Diplomat und Vermittler.
Der „Passauer Vertrag“ forderte, den Zwiespalt zwischen den Konfessionen in einem Reichsgesetz zu beenden. Einmütig erklärten der Kaiser sowie die katholischen und protestantischen Reichsfürsten, zukünftig in Frieden miteinander leben zu wollen. Reichsgesetze und Landfriede sollten von nun an wieder verbindlich gelten. Zur Vorbereitung des späteren Augsburger Religionsfriedens wurde ein von Protestanten und Katholiken paritätisch besetzter Ausschuss berufen. Damit ersetzte das konfessionelle Toleranzprinzip erstmals das Einheitsprinzip im Reich. Zwar bekannten sich alle Vertragspartner weiterhin dazu, die Wiederherstellung der Glaubenseinheit im Reich als oberstes Ziel zu verfolgen, aber gleichzeitig erklärten sie es als vordringlich, nach einem Ausgleich zwischen den Konfessionen zu suchen.
Ein spannungsreiches Verhältnis – Fürstbischof und Stadt
Die Geschichte der Stadt Passau ist eng mit dem Bischof und dem Bistum verwoben. Schon die markante Position des Doms und der bischöflichen Einrichtungen im Stadtbild legen die Verflechtung der gemeinsamen Geschichte offen.
Mit der Errichtung des Bistums 739 n. Chr. nahm der Bischof eine führende Rolle in Passau ein. Allerdings hatten zunächst auch die Herzöge von Bayern und die Kaiser des Reiches einen großen Einfluss auf die Stadt. Im Lauf der Jahrhunderte gelang es dem Bischof, die herzogliche wie die kaiserliche Gewalt in Passau zurückzudrängen. Seit Ende des 12. Jahrhunderts unterstand ihm das gesamte Stadtgebiet.
Die bürgerliche Stadtgemeinde
Die Stadtgemeinde entwickelte sich in diesem Zeitraum ebenfalls. An Donau und Inn gelegen trugen Handel und Handwerk dazu bei, dass die Stadt wuchs und die Bürger wohlhabend wurden. Sie drängten darauf, Rechte und Pflichten wie das Verhältnis zwischen Stadt und Bischof schriftlich zu fassen. Trotz teilweise heftiger Auseinandersetzungen konnten sich die Passauer Bürger nicht, wie andere Städte, von der bischöflichen Herrschaft befreien.
Verhandlungen und Ergebnisse
Mit dem Stadtbrief von 1299 wurden dem bischöflichen Handeln zwar gewisse Grenzen gesetzt, allerdings blieb er unangefochtener Stadtherr. In der Folgezeit bemühten sich die Bürger der Stadt, teils in Aufständen, teils in diplomatisch klugen Schritten mehr Selbstständigkeit zu erreichen. Wichtige Entscheidungen waren der maximilianische Spruch von 1496 und das Laudum Bavaricum von 1535. Die hier festgelegte Rechtsordnung, die auch die inneren Verhältnisse der Stadt klärte, blieb bis zum Ende des Fürstbistums Passau 1803 bestehen.
Mit der Säkularisation vollzog sich der herrschaftliche Bruch mit dem Fürstbischof. Über die napoleonischen Kriege hinweg wurde Passau schließlich eine zum bayerischen Staat gehörende Stadt.