Die Domorgel im 3D-Scan
Der Wissenschaftler Dr. Jürgen Scriba hat eine 3D-Vermessung der Passauer Orgel und des Kirchenraums durchgeführt. Acht Milliarden Koordinaten und über 20.000 Fotos wurden verrechnet. Nun kann – als Nebenprodukt - jeder einen virtuellen Rundgang zwischen den etwa 10.000 Pfeifen der Hauptorgel unternehmen. 2021 hat ein Wissenschaftler das Projekt in Passau vorgestellt.
Die weltberühmte Orgel im Passauer Stephansdom besuchen jährlich tausende Gläubige, Touristen und Orgelfans aus der ganzen Welt. Deshalb kennen viele ihre imposante Ansicht gegenüber dem Altar, vom Mittelschiff aus — doch wie das enorme Instrument von innen aussieht, wissen nur eine Handvoll Spezialisten. Nun kann jeder einen virtuellen Rundgang zwischen den etwa 10.000 Pfeifen der Hauptorgel unternehmen. Und dabei sind diese spektakulären Einblicke nur das Nebenprodukt einer umfangreichen 3D-Vermessung von Orgel und Kirchenraum (Link unten auf der Seite).
Virtueller 3D-Orgelrundgang mit Wissenschaftler Scriba
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In den vergangenen zwölf Monaten hat der promovierte Physiker und Orgelbau-Spezialist, Dr. Jürgen Scriba aus Würzburg, viele Tage in der sechsstöckigen Großorgel verbracht und teure optische Instrumente über steile Leitern in fast jeden Winkel des Orgelgehäuses geschleppt. In diesem Fall, dank Corona, weil er in dieser Zeit einfach ungestörter seinem Projekt nachgehen konnte. Unterstützt mit Mitteln der IGP-Förderung (Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wollte er in einer Machbarkeitsstudie herausfinden, wie sich Laserscanner und hochauflösende Panoramafotografie kombinieren lassen, um digitale Zwillinge von komplexen Anlagen zu erschaffen. Die Passauer Orgel schien für eine ausführliche Dokumentation prädestiniert, zum einen aufgrund der Komplexität des Bauwerks, zum anderen, weil sich durch die Orgelsanierung bis 2025 der historische Zustand der Orgel nach und nach verändern wird. Das Pilotprojekt ist deshalb sozusagen auch historisch betrachtet sehr bedeutsam. Die 3D-Website stellt einige wertvolle Tools zur Verfügung, mit denen man z.B. Räume vermessen oder auch eigene Schnitte erstellen kann. Auf der Webseite wird man ausführlich in die einzelnen Tools eingeführt, dass man eigenständig durch das ganze Angebot navigieren kann. Auf der Website sind zwei Arten von stationären Panoramen verknüpft: Die 218 Laserscanner-Standorte sind mit roten Scanner-Icons markiert, die 51 hochauflösenden Panorama-Fotos mit grünen Panorama-Icons. In Scanner-Panoramen funktionieren die Mess-Werkzeuge und die Anzeige von Raum-Koordinaten mit Meter-Angaben. Die Panorama-Fotos haben eine wesentlich höhere Bildqualität, enthalten aber keine 3D-Informationen, daher können hier keine Messwerkzeuge verwendet werden.
Hier ein Video über den Einsatz der verschiedenen technischen Geräte (Quelle: Dr. Jürgen Scriba):
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...hier der Blick in die Domorgel (Screenvideo pbp):
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Bisher werden Scanner meist nur auf Großbaustellen eingesetzt, doch eine Fabrikhalle ist geradezu simpel zu erfassen im Vergleich zu einer verschachtelten Orgel, die schon ohne solche Ausrüstung nur mit Mühe zu erklettern ist. Glänzendes Metall und dunkel gebeiztes Holz ließ einige Sensoren versagen, so der Wissenschaftler. Aus den Laserscans entstand so eine dreidimensionale “Punktwolke” von rund acht Milliarden Koordinaten. Über 20.000 Fotos wurden zu Panoramabildern verrechnet.
Weiteres Ziel des Projektes: der enorme Datensatz sollte am Ende nicht nur für Bauingenieure lesbar sein, sondern mit fotorealistischen Bildern auch Fragen von Kulturwissenschaftlern und Denkmalpflegern beantworten. Die hochauflösenden Aufnahmen lassen Einblicke bis in kleinste Detail zu. Das Resultat ist nun für jedermann im Internet zugänglich, ohne dass zur Navigation im virtuellen Raum spezielle Software nötig wäre.
Jetzt kann man Orgel und Dom am Bildschirm zum ersten Mal aus der Vogelperspektive betrachten oder das Gebäude digital zerschneiden, um zu erkennen, wie Orgelbauer das Instrument in die Fensternischen hinter der Domfassade geradezu hineinwachsen ließen, um noch ein paar Pfeifen mehr unterzubringen.
Texte: Dr. Jürgen Scriba / Webseite: https://passau.orgelpunkt.com / pbp