Das neue klangliche Konzept
Die Passauer Domorgel wird seit 2020 in einem Zeitraum von ca. 5 Jahren von den Firmen Klais (Bonn) und Schuke (Berlin) in Kooperation mit den Firmen Eisenbarth (Passau) und Casavant Frères (Kanada) für ca. 6,5 Millionen Euro saniert. Das neue Klangkonzept, das im Zuge der Sanierung umgesetzt wird, verleiht der Domorgel mehr Klangfülle und Tragfähigkeit.
"Königin" mit neuer Klangvielfalt
Das Klangkonzept ist eine Synthese aus Steinmeyer 1928 und neobarockem Umbau durch Eisenbarth von 1980, mit Zusatz des amerikanisch ausgerichteten Solowerks. Die 1980 entfallenen Grundstimmenanteile der Steinmeyer-Orgel werden ergänzt, um der Orgel mehr Klangfülle und Tragfähigkeit zu geben. Der Registerbestand wird unter liturgischen und künstlerischen Aspekten neu geordnet und klanglich optimiert.
Es wird moderate Erweiterungen um ein Solowerk (dreigeteilt, Hauptorgel und zwei Standorte im Kuppelbereich auf Oratorien der Seitenschiffe) sowie ein kleines Chorbegleitwerk im Unterbau der Hauptorgel geben.
Das Solowerk ist dazu konzipiert, den Klang der Orgel nach vorne in den Kuppel- und Chorbereich des Domes zu bringen und der anspruchsvollen Raumakustik der Kathedrale gerecht zu werden.
„Das Klangkonzept ist eine Synthese aus Steinmeyer 1928 und neobarockem Umbau durch Eisenbarth von 1980. Die 1980 entfallenen Grundstimmenanteile der Steinmeyer-Orgel werden ergänzt, um der Orgel mehr Klangfülle und Tragfähigkeit zu geben.”
Die mechanische Traktur der Hauptorgel samt derzeitigem mech. Spieltisch im Unterbau der Hauptorgel entfällt, die Epistelorgel wird neu gebaut, korrespondierend zur Evangelienorgel als deutsch-romantisches Schwellwerk in Anlehnung an die Klangästhetik Steinmeyer 1928 (und die originale Steinmeyer-Epistelorgel). Die anderen Teilorgeln werden saniert und technisch modernisiert.
Die Hauptorgel wird in Aufbau und Pfeifenaufstellung reorganisiert. Es wird darauf Wert gelegt, möglichst viel Pfeifen und Teile der bestehenden Orgelanlage wiederzuverwenden.
Es wird ein zweiter, fahrbarer Generalspieltisch für alle Orgeln im Presbyterium eingerichtet, in gleicher Einteilung wie der Generalspieltisch auf der Hauptempore, der überarbeitet wird.
Die Chororgel bleibt mechanisch spielbar, der Spielschrank sowie die mech. Traktur wird überarbeitet (Registerzüge statt Wippen, Setzer, Oktavkoppeln).
Die genauen Dispositionen und Detailangaben zu den Teilwerken werden sukzessive mit deren Fertigstellung veröffentlicht.
„Die genaue Disposition, Registerzahl und Pfeifenzahl sowie weitere Details können erst bei der Einweihung der Orgel veröffentlicht werden, da sich in der Bauzeit noch Details ändern können.”
Das technisch-klangliche Konzept wurde von einer seit 2011 tätigen, hochkarätig besetzten Domorgelkommission erarbeitet (mehr dazu erfahren Sie unter: Domkommission). Die Planung und Ausführung wird von Projektant Ekkehard Fehl und der Domorgelkommission, koordiniert von Domorganist Ludwig Ruckdeschel in Zusammenarbeit mit den ausführenden Orgelbaufirmen und dem Bauamt des Bistums Passau begleitet. Die Gesamtleitung des Orgelbauprojekts obliegt dem Dompropst und Dompfarrer Msgr. Dr. Michael Bär.
Klangkonzept – Reorganisation der Passauer Domorgeln 2021-2025
Ausgehend von der dringenden Notwendigkeit, die Technik der Domorgel zu erneuern und den Verfall durch Schimmel, Holzwurm und statische Probleme aufzuhalten (sowie die Brandschutzproblematik zu lösen), ergab sich für die Domorgelkommission die Aufgabe, ein klangliches Konzept zu entwickeln, das der zentralen Aufgabe der Orgel in der Liturgie sowie der schwierigen Akustik im Dom gerecht wird. Vorgabe war, die Einmaligkeit der Steinmeyer-Orgel auch in Hinblick auf ihre Klang- und Raumwirkung wieder erlebbar zu machen.
Das Konzept soll möglichst unabhängig von Mode und Zeitgeschmack für die nächsten Generationen Bestand haben. Es soll auch technisch funktionssicher und langlebig sein.
Nach verschiedenen Überlegungen in alle Richtungen (zB. kompletter Neubau mit weniger Registern, Rekonstruktion der Pfeilerorgeln, Rekonstruktion der Steinmeyer-Orgeln mit dem anfälligen System der pneumatischen Taschenladen) entschied sich die Orgelkommission dafür, den Bestand von Steinmeyer zu sichern und zu ergänzen sowie auch neobarocke Einflüsse von 1980 zu respektieren und die Orgel aus ihrem heutigen Bestand fortzuschreiben. Aus Kostengründen wird ein großer Teil des Pfeifenwerks weiterverwendet. Die Disposition wurde für liturgische und konzertante Verwendung optimiert und unter künstlerischen Gesichtspunkten neu geordnet.
Zudem hat Domorganist Ludwig Ruckdeschel seit vielen Jahren Wünsche der Dommusiker gesammelt und zahlreiche Anregungen von Gastorganisten notiert.
So ist nun ein neues Begleitwerk für den Domchor im Fuß der Hauptorgel vorgesehen, da der Domchor das hoch oben unter dem Gewölbe liegende Schwellwerk kaum hören kann.
Ein neuer Generalspieltisch für alle Orgeln im Chor des Domes trägt der Situation Rechnung, daß seit Jahren durch die Dommusik vermehrt im Bereich des Volksaltars und des Presbyteriums musiziert wird.
Die aus der Steinmeyer-Orgel entfallenen ca. 45 Grundstimmen, die für tragenden Klang und Klangfülle verantwortlich sind, werden wieder ergänzt.
Die aus der Steinmeyer-Orgel entfallenen Hochdruckstimmen, insbes. Zungenregister, finden in einem neuen Solowerk Platz, das die schon bei Steinmeyer vorhandenen amerikanischen Stileinflüsse aufgreift.
Diese beiden neuen Werke wurden bewußt schlank gehalten, um die Registerzahl nicht unnötig zu erhöhen, hier wurde auf größtmögliche klangliche Effizienz geachtet. Zudem werden durch die Platzierung dieser Werke unnötige Eingriffe in die Bausubstanz des Domes vermieden.
(Text: Domorganist Ludwig Ruckdeschel)