Entstehungsweg und Konzept
Die Firmung ab 16 Jahren, die aus freier Entscheidung und begleitet durch ein pastorales Konzept des Bistums Passau möglich wird, bewegt viele in der Diözese. Umso mehr ist es nötig, über den Entstehungsweg bis hin zum Konzept zu informieren. Es ist ein geistlicher Weg und somit ein Weg der Pastoral – im Geist von „Mission und Auftrag“.
Mission und Auftrag
„Jesus erneuert uns – und die Welt. In der Kirche von Passau sind wir eine frohe, einladende und solidarische Glaubensgemeinschaft, die aus der Eucharistie lebt. Wir bekennen, dass uns in Jesus Christus allein Gottes Heil geschenkt ist und erkennen daher drei große Herausforderungen für heute und morgen: Gott um seiner selbst willen zu lieben, Jüngerschaft zu leben und den missionarischen Einsatz zu praktizieren.”
Ganz bewusst hat man sich im Bistum Passau im Jahr 2018 dafür entschieden, das Firmalter von 12 auf 16 Jahre heraufzusetzen, geltend für alle Dekanate mit ihren Pfarrverbänden und Pfarreien. Details, Hintergründe und Aktuelles zur “Firmung ab 16” erfahren Sie hier in einem ausführlichen Interview mit Seelsorgeamtsleiter Dr. Hans Bauernfeind und Helene Uhrmann-Pauli vom Referat Ehe Familie Kinder:
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Christusgemeinschaft stärken - Grundsätze der Firmpastoral im Geist einer neuen Evangelisierung
Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben und der Kirche und Ablehnung gegenüber diesen rufen danach, die Menschen im Glauben und in ihrer Beheimatung in der Kirche zu stärken. Dies geschieht vor allem darin, an den lebendigen österlichen Christus zu erinnern. Weil Jesus Christus aus dem Tod auferstanden ist, lebt und bleibt er unter uns bis zum Ende der Zeit. Er ruft jeden Menschen, zu ihm zu gehören und auf ihn zu hören – also bei ihm und seiner Kirche zu sein. Der 2. Timotheusbrief spricht von einem „heiligen Ruf“ (2 Tim 1,9). In der Pastoral hin auf die Firmung ab 16 geht es folglich zuerst darum, die Beziehung zu Christus zu fördern. Wenn der auferstandene Herr am Ende des Matthäusevangeliums dazu aufruft, zu allen Völkern zu gehen, alle Menschen zu seinen Jüngern zu machen und sie zu taufen (vgl. Mt 28,19f.), dann ist dies auch Auftrag an die Firmpastoral, die Jünger/innenschaft zu erinnern und zu vertiefen. Darin tritt eine helle Sicht des Lebens zu Tage, eine Hoffnung und eine Kraft, die leben hilft, in Gott beheimatet und die Gemeinschaft mit der Kirche stärkt. Es geht um ein christliches Leben aus dem Heiligen Geist.
Kontinuität der Pastoral
Pastoral nimmt Kinder und Jugendliche um ihrer selbst willen ernst. Darum sollen die Lebensphasen der Kinder und der jungen Menschen nach der Erstkommunion hin zur Entscheidung, sich für die Firmung frei, bewusst und entschieden vorzubereiten, kontinuierlich begleitet werden. Dabei wird so vorgegangen, dass eine erste Zeiteinheit nach der Erstkommunion gesehen wird, die zusammen mit den Eltern gestaltet wird; eine weitere Phase vom 12. bis zum 14. Lebensjahr und dann eine vom 15. Lebensjahr an, in der jemand sich frei entscheidet, verantwortlich und vorbereitet den Weg zur Firmung zu gehen. Diese Kontinuität von der Zeit nach der Erstkommunion bis hin zur Firmung entspricht dem Wunsch vieler, dass der Beziehungsfaden zur Kirche vor Ort und im Dekanat erhalten bleibt und gestärkt wird.
Auch wenn vereinzelt argumentiert wird, dass junge Menschen, die sich mit 15 auf die Firmung vorbereiten, benachteiligt würden, weil sie oft keine Zeit hätten, an solchen Kursen und Zusammenkünften teilzunehmen, so muss doch betont werden, dass die Praxis anderes zeigt. Es wird immer nötig sein, auf die Lebensrealität und Zeitrhythmen der jungen Firmkandidaten/innen einzugehen.
Im Übrigen darf nicht vergessen werden, dass Firmung mit älteren Jahren nach entsprechender intensiver Vorbereitung als Erwachsenenfirmung auch in Zukunft immer möglich sein wird.
Firmpastoral geht alle an
In die Firmpastoral sollen nicht allein Hauptamtliche eingebunden sein, sondern auch Ehrenamtliche, besonders die jungen Leute, die selber schon das Firmsakrament gefeiert haben. Grundsätzlich geht Firmpastoral alle Getauften an. Zugleich wird es notwendig sein, dass die Angebote der Kinder- und Jugendpastoral und anderer pastoraler Felder (z. B. der Gemeindecaritas) zum einen passend und glaubensfroh sind, zum anderen aber auch wahrgenommen und in das pfarrverbandliche und überpfarrverbandliche Miteinander aufgenommen werden. Ebenfalls ist eine gute Zusammenarbeit mit dem Religionsunterricht aller Schularten unbedingt notwendig. Des Weiteren braucht es Aus- und Weiterbildungen für alle Beteiligten, die die Pastoral in den verschiedenen Phasen nach der Erstkommunion hin zur Vorbereitung auf das Sakrament der Firmung begleiten.
Um der Kinder und Jugendlichen willen da sein
Die dargestellte Pastoral ist eine Herausforderung an alle Gläubigen im Bistum Passau. Sie ist eine Grundsatzentscheidung, für die Kinder und Jugendlichen da zu sein und mit ihnen gemeinsam zu handeln. Aus der je eigenen Christusbeziehung und aus einer guten Erfahrung kirchlichen Lebens und Miteinanders heraus wollen wir um der Kinder und Jugendlichen willen handeln und sie an der Erfahrung der Kirche teilnehmen lassen. Darum gestalten wir die drei Phasen der Begleitung, wie sie dargestellt sind. Das Ernst-Nehmen der Kinder und Jugendlichen als Subjekte des Glaubens und des kirchlichen Lebens ist auch die Voraussetzung, dass wir die Hoffnung haben, dass diese sich Christus verbunden im Glauben entwickeln können und selbst-entschieden an der Firmvorbereitung ab 15 Jahren teilnehmen wollen.
Firmung ab 16 und die Konsequenzen
Diesen Weg der Firmpastoral zu gehen, bedeutet, dass eine Firmung unter 16 Jahren nicht mehr gefeiert werden wird. Auch soll nicht auf Nachbardiözesen zur Firmung ausgewichen werden. Ebenso wird es im Bistum Passau keine Schulfirmungen mehr geben, da die Vorbereitung und die Feier im Rahmen des Pfarrverbandes geschehen soll (oder wo gewünscht: überpfarrverbandlich).
Alle Beteiligten der Vorbereitung bitten um Verständnis, dass der neue Anfang von vorne herein entschieden und konsequent gegangen wird. Der Neuanfang benötigt alle Kräfte für eine gute weitere Entwicklung. Es gilt allen zu danken, die in den vergangenen Monaten und Jahren und in nächster Zeit an diesen Entwicklungen aktiv teilgenommen haben und teilnehmen werden. Gott möge es segnen.
Hier wird das Passauer Drei-Phasen-Modell vorgestellt:
Und das sagt Bischof Stefan - "Firmung ab 16" war auch Thema in OSTERFRAGEN!
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Ausblick mit Domdekan Dr. Hans Bauernfeind:
Firmung ab 16 ist eine Herausforderung für das ganze Bistum. Wenn es aber gelingt, die Kinder- und Jugendpastoral in unseren Pfarrverbänden und seelsorglichen Räumen zu intensivieren und als Kirche offen zu sein für die Belange der jungen Menschen, dann ist dies alle Mühe wert. Gott sei Dank gibt es viele gute pastorale Ansätze und Tätigkeiten. Umso wichtiger wird es in Zukunft sein, sich untereinander gut zu vernetzen – zwischen den Pfarrverbänden, im Dekanat, mit den Kirchlichen Jugendbüros, dem Religionsunterricht und mit den Fachreferaten der Hauptabteilung Seelsorge und Evangelisierung sowie der Hauptabteilung Bildung und Evangelisierung.
Zudem sind auf unseren Seiten ausgearbeitete Modelle für alle drei Phasen zugänglich gemacht worden. Dies war auch der Wunsch der Konferenz der Dekane, des Ordinariatsrates und des Domkapitels.
Es ist schön zu erfahren, wie das Gespräch zu Firmung ab 16 im Bistum Passau an gestaltender Kraft zugenommen hat. Es geht ja nicht nur um Information, sondern um eine inhaltlich-vertiefte Auseinandersetzung, die für das Glaubensleben fruchtbar wird. Immer wieder kommt eine gute Zusammenarbeit von Geweihten, Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen zur Sprache. Ein solches Miteinander in der Kirche wird sehr gewünscht.
Bei Zusammenkünften wurde vorgeschlagen, dass ein künftiger Firmspender sich im Vorfeld mit den Kandidaten/innen der Firmung zum Gespräch treffen möge. Dies muss im Vorfeld rechtzeitig angedacht und geplant werden.
Ebenso wurde hingewiesen, dass die Finanzmittel vor Ort für eventuelle Ausgaben eingeplant werden sollten.
Ermutigend sind die vielen Gespräche, die stattgefunden haben. Sie sind von der Sorge um die jungen Menschen um ihrer selbst willen und um ihres Glaubens willen und von Aufbruch und Hoffnung geprägt. Das vorliegende Angebot für einen Weg zu Firmung ab 16 ist auch Ergebnis der vielen Gespräche. Dies zeigt auch, dass wir miteinander im Bistum auf dem Weg und gemeinsam Hörende und Lernende sind. Vielen Dank dafür.
Dr. Hans Bauernfeind (Domdekan und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge und Evangelisierung)